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DIE GROSSE

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Andere A „Zahle-was-du-willst“-Anbieter<br />

überlassen ü<br />

ihren Kunden nur an bestimmten<br />

Tagen T oder zu bestimmten Tageszeiten das<br />

Recht, R<br />

selbst zu bestimmen.<br />

Weinerei, Berlin:<br />

Tagsüber trifft man sich im Forum und im FraRosa auf Kaffee<br />

und Kuchen zum Festpreis. Abends heißt es „Zahle, was du<br />

willst“. Zu Beginn zahlt der Gast allerdings einen Euro fürs Glas.<br />

Den Wein honoriert er am Ende des Abends nach seinem Gusto,<br />

indem er die Scheinchen in das große Glas am Tresen steckt.<br />

Le Kaschemme, Hamburg:<br />

In dem Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist immer<br />

donnerstags „Zahle-was-du-willst“-Tag. Dann gibt es ein Dreigangmenü<br />

zu Preisen, die die Gäste bestimmen.<br />

Manche Unternehmen setzen die<br />

„Zahle-was-du-willst“-Strategie nur<br />

vorübergehend um:<br />

Hotel Sonnenhof, Lam:<br />

In dem Hotel im Schwarzwald galt die Devise nur die ersten vier<br />

Wochen nach Neueröffnung. Man habe wissen wollen, wie die<br />

Gäste die Leistung einschätzen, so Hoteldirektor Hans Markwalder.<br />

Die Gäste fungierten also als „Hoteltester“. Das Fazit<br />

nach vier Wochen: Die Auslastung sei gut gewesen, außerdem<br />

habe das Hotel Kunden gewonnen. Und mit dem durchschnittlichen<br />

Preis in Höhe von 150 Euro pro Nacht war Markwalder<br />

auch recht zufrieden.<br />

Tourismus, Längenfeld:<br />

In dem österreichischen Ort Längenfeld kamen letzten Sommer<br />

100 Gäste eine Woche lang in den Genuss, die Preise festzulegen.<br />

14 Hotels, vier Gastronomiebetriebe und mehrere Veranstalter<br />

für Freizeitaktivitäten hatten sich der „Marketingaktion“<br />

angeschlossen. Der Erfolg sei riesig gewesen, teilt der Initiator<br />

mit. Nationale und internationale Medien hätten über das Projekt<br />

berichtet. Dadurch sei ein Werbewert von mehr als 250.000<br />

Euro erzielt worden.<br />

ProFirma 06 2010<br />

ber“, sagt Markus H. Kepka, Sprecher der Geschäftsführung<br />

bei der Fissler GmbH in Idar-Oberstein. Allerdings lasse sich<br />

der höhere Preis nur mit hoher Qualität der Produkte halten.<br />

Außerdem veranstaltet der Topfhersteller regelmäßig Kochvorführungen<br />

und lädt zu Events mit Spitzenköchen ein, um<br />

die Kunden ans Unternehmen zu binden. Beides zusammen<br />

– innovative Qualitätsprodukte und Kundenbindung – führe<br />

zum Ziel, so Kepka: „Die Kunden zahlen mehr.“<br />

Dass man nur Premiumpreise verlangen kann, wenn man<br />

auch Premiumprodukte anbietet, wissen auch Unternehmer,<br />

die im Business-to-Business-Geschäft tätig sind. „Wir können<br />

uns gegenüber der Konkurrenz als Preispremiumanbieter<br />

positionieren, weil unsere Maschinen hohe Qualität und<br />

Produktivität gewährleisten“, sagt Felix Müller, Leiter der<br />

Abteilung Planung und Preisstrategie bei der Heidelberger<br />

Druckmaschinen AG. „Und natürlich stellen wir die Druckmaschinen<br />

nicht einfach hin“, ergänzt er. „Wir liefern einen<br />

umfangreichen Systemservice mit.“ Nur in dieser Kombination<br />

lasse sich der höhere Preis erzielen. Und das auch nur<br />

dann, wenn den Kunden der Nutzen des Produkts bewusst sei.<br />

„Die Kommunikation ist von großer Bedeutung“, sagt Müller.<br />

„Deshalb stecken wir viel Geld und Kapazitäten in die Schulungen<br />

der Verkäufer.“ Schließlich haben sie nicht nur die<br />

Aufgabe, die Vorzüge der Maschinen anzupreisen. Sie sollen<br />

durch Gespräche mit den Kunden auch herausfi nden, wie viel<br />

sie für das Produkt zu zahlen bereit sind. Auch andere Firmen<br />

im Premiumsegment unternehmen große Anstrengungen,<br />

die Preisbereitschaft ihrer Kunden abzuklopfen. Der Münchner<br />

Reiseanbieter Studiosus lässt seine Teilnehmer zu diesem<br />

Zweck am Ende jeder Reise einen umfangreichen Fragebogen<br />

ausfüllen. Fissler organisiert – sofern das Unternehmen gänzlich<br />

neue Produkte einführt – Gruppendiskussionen mit Verbrauchern<br />

oder führt Preistests durch.<br />

„Preistests und Kundenbefragungen sind hervorragende<br />

Instrumente zur Preisfi ndung“, lobt Experte Riekhof. Doch<br />

gerade Mittelständler zeigten auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf.<br />

„Es wird zu häufi g aus Intuition heraus agiert“,<br />

hat Riekhof in einer aktuellen Studie festgestellt. Seine These<br />

daher: Im „Preis-Research“, also bei der Beschaffung von<br />

Informationen im Vorfeld, liege noch enormes Potenzial.<br />

Gleiches gilt am anderen Ende des Pricing-Prozesses, beim<br />

Preis-Controlling. Laut Diller werden auch hier die Potenziale<br />

nicht ausreichend ausgeschöpft. „Dabei lassen sich zahlreiche<br />

Ertragsverbesserungen erzielen, indem Absatzpreise in verschiedenen<br />

Segmenten, sprich Produktvarianten, Packungsgrößen<br />

oder Absatzgebieten, regelmäßig analysiert werden“,<br />

sagt der Experte.<br />

Chancen der Differenzierung<br />

Allerdings darf sich ein Unternehmer nicht wundern, wenn<br />

derartige Tests und Analysen ergeben, dass der eine Kunde<br />

höchstens 20 Euro für einen Topf zahlen will, während der<br />

nächste auch bei 200 Euro noch zugreift. Solche Ergebnisse<br />

verdeutlichen vielmehr, welch große Chance in der Diffe-<br />

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