DIE GROSSE
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Schluss mit lustig<br />
„Frau Liun, darf ich vorstellen?“, fragte H2O seine Assistentin<br />
und zeigte auf einen vielleicht 30-jährigen Mann mit gegeltem<br />
Haar, Ray-Ban-Brille auf der Nase, englischen Schuhen,<br />
engem, grauem Anzug und einem goldgelben Hemd, das er<br />
offen trug. „Das ist Herr Marke, und bevor Sie fragen: Ja, er<br />
ist, wonach er aussieht, ein Werbemann aus Frankfurt, und er<br />
soll unseren Wagyu-Burger promoten.“ Herr Marke räusperte<br />
sich: „Dann ist es also tatsächlich wahr? Als Sie am Telefon<br />
von Burgern gesprochen haben, dachte ich, Sie wollen mich<br />
veräppeln. Ich meine, Wagyu-Burger<br />
...“ „Herr Marke“, fuhr H2O auf, „ich<br />
bezahle Sie auch dafür, dass Sie meinen,<br />
was ich meine.“ „Moment“, antwortete<br />
Herr Marke, „eines muss klar<br />
sein. Wenn ich Ihnen eine Strategie<br />
entwerfen und Ihr Produkt ver edeln<br />
soll, dann brauche ich Freiraum, verstehen<br />
Sie? Gute Werbung hat zu tun<br />
mit Kreativität, Herr Hirschmüller,<br />
mit Fantasie und Geschmack, mit fi ligranem<br />
Gespür für den Zeitgeist, den<br />
Markt, mit Ästhetik.“ „Ich verstehe“,<br />
brummte H2O, „deswegen das gelbe<br />
Hemd.“<br />
„Meine Herren“, fuhr Frau Liun dazwischen,<br />
„mir kommen das hier vor wie zwei Wagyu-Bullen, die<br />
gehen aufeinander los.“ „Ist ja gut“, lenkte H2O ein, „ich mag<br />
es nur nicht, wenn diese Werber denken, sie seien alle Künstler<br />
und dürften machen, was sie wollen, und wir anderen sollen<br />
dazu auch noch permanent applaudieren. Aber Sie haben<br />
recht, Frau Liun, Werber fertigmachen ist zu einfach, als dass<br />
wir uns damit aufhalten sollten. Dann bringen Sie unseren<br />
goldenen Kreativen mal auf den neuesten Stand, bitte.“<br />
„Also, Herr Marke, ich schicken voraus, dass Idee ist von Herr<br />
Hirschmüller. Hat gekauft Wagyu-Rinder und Zuchtbulle,<br />
jetzt wir machen bestes Fleisch von Welt in Deutschland. Idee<br />
von Hirschmüller-san sein, mit Wagyu-Burger reich werden.<br />
Geht darum, dass Reiche haben wegen Wirtschaftskrise weniger<br />
Zeit, weil sich müssen kümmern um Geld, haben aber<br />
H 2O<br />
... und die<br />
Milchmädchenrechnung<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fi ndet einen Werbefachmann,<br />
der das Wunder mit Wagyu-Burgern vollbringen soll.<br />
trotzdem Hunger, nach Luxus auch, deshalb werden kaufen<br />
Burger von Hirschmüller-san, der kosten soll 30 Euro.“<br />
„Herr Hirschmüller“, unterbrach Herr Marke, „30 Euro für einen<br />
Burger? Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem neuen, äh,<br />
Projekt?“ „Geht Sie zwar nichts an, Marke, aber sie hat mich<br />
verlassen.“ „Wundert Sie das?“ „Hören Sie, es reicht völlig,<br />
wenn Sie kreativ sind, Sie müssen nicht auch noch lustig sein.“<br />
„Wie auch immer“, antwortete Marke, „jetzt wollen Sie also<br />
von mir, dass ich den Reichen Ihren Hamburger schmackhaft<br />
mache.“ „So könnte man sagen.“ „O.k.<br />
Was halten eigentlich Sie von der Idee,<br />
Frau Liun?“, fragte Marke.<br />
„Ich glauben, dass deutsches Markt hat<br />
Platz für Luxusburger. Weil Deutscher<br />
mag Fleisch und Reichtum auch. Ich recherchiert,<br />
dass pro Jahr durchschnittlich<br />
essen 84 Kilogramm Fleisch, Tendenz<br />
steigend. Davon sein knapp zehn<br />
Kilo Rindfl eisch. Das machen 80 Hamburger.<br />
Ich dann gerechnet. Mensch<br />
haben eine Zeit von 30 Jahren, wo isst<br />
Hamburger, machen also 30 Jahre mal<br />
80 Hamburger. Ergeben dann 2.400<br />
Hamburger er isst im Leben. Wir uns<br />
merken diese Zahl. Jetzt wir nehmen<br />
die 800.000 Millionäre in Deutschland, ziehen 200.000 ab,<br />
weil sein alte Säcke ohne Zähne vielleicht, so bleiben 600.000<br />
potenzielles reiches Hamburgeresser. Wir multiplizieren mit<br />
2.400, das ergeben eine Milliarde 440 Millionen Hamburger,<br />
die werden gegessen von deutsches Millionäre in 30 Jahren.<br />
Ist große Potenzial. Wenn jedes Reiche nun isst jedes Jahr nur<br />
acht Hirschmüller-san-Burger für 30 Euro, dann ergeben 144<br />
Millionen Euro, die warten auf uns.“<br />
„Tja“, sagte H2O, „noch Fragen, Herr Marke? Und vor allem<br />
Ideen, wie wir an diese 144 Millionen rankommen?“<br />
<strong>DIE</strong> NÄCHSTE FOLGE: H2O und Co. auf der Suche nach<br />
griffi gen Strategien für einen grenzenlosen Erfolg.<br />
74 ProFirma 06 2010<br />
Folge 25<br />
Illustration: Reinhold Harwath