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DIE GROSSE

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IT & Investition – Special Energie<br />

schon die erste Hürde darstellen: „Die<br />

Planungskosten sind, verglichen mit<br />

der Investition, bei der solaren Prozesswärmenutzung<br />

recht hoch.“ Deswegen<br />

seien bislang nur Projekte realisierbar,<br />

die aus Forschungsetats unterstützt<br />

werden. Ansonsten entscheiden sich Betriebe<br />

eher für die Photovoltaik auf dem<br />

Firmendach – denn ein vergleichbar attraktives<br />

Finanzierungsinstrument wie<br />

das Erneuerbare-Energien-Gesetz im<br />

Stromsektor gibt es für die Solarwärme<br />

bislang nicht. Und dennoch zieht die<br />

Solarthermie in Nischen ganz langsam<br />

auch ins Gewerbe ein. „Zunehmend erwärmen<br />

Autowaschanlagen ihr Wasser<br />

solar“, sagt Hennecke. Hier könne nämlich<br />

Technik von der Stange eingesetzt<br />

werden, weil die erforderlichen Temperaturen<br />

niedrig sind.<br />

Rein technisch gesehen könnten viele<br />

Branchen längst einen Teil ihres Bedarfs solar decken. „Mit<br />

konzentrierenden Kollektoren sind Temperaturen von 200<br />

Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar“,<br />

sagt Forscher Hennecke. Dieses Temperaturniveau reiche für<br />

viele Branchen aus, speziell im Lebensmittelsektor, der Textil-<br />

und Zellstoffherstellung und in Wäschereien. So zeigen<br />

Bedarfsanalysen, dass ein großer Teil der Unternehmen mit<br />

Temperaturen um 150 Grad gut bedient ist – und die können<br />

gut von der Sonne gezapft werden.<br />

Wie so oft, wenn die Markteinführung einer Technik nicht<br />

ausreichend gefördert wird, ergibt sich auch bei der solaren<br />

Prozesswärme das „Henne-Ei-Problem“: Es gibt kaum Nachfrage,<br />

weil es kaum Angebote gibt, und umgekehrt. „Wir sind<br />

bei der Prozesswärme noch ganz am Anfang der Lernkurve“,<br />

sagt Hennecke. Der Markt stehe heute dort, wo die Flachkollektoren<br />

vor zwei oder drei Jahrzehnten standen. Damals war<br />

jedes System ebenfalls noch eine Individuallösung.<br />

Dennoch: Das Marktpotenzial ist gigantisch, wie das DLR<br />

schon vor einigen Jahren ermittelt hat. Wolle man in Deutschland<br />

binnen 20 Jahren nur zehn Prozent der Prozesswärme<br />

zwischen 100 und 200 Grad solar decken, müsse man jährlich<br />

1,4 Millionen Quadratmeter Kollektoren aufstellen. Zum<br />

Vergleich: Im Jahr 2009 wurden in Deutschland insgesamt<br />

1,55 Millionen Quadratmeter Kollektoren installiert.<br />

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Die Solarthermie in Deutschland<br />

Zum Jahresende 2009 gab es in<br />

Deutschland etwa 1,4 Millionen Solarthermie-Anlagen<br />

mit einer Fläche von<br />

insgesamt 12,8 Millionen Quadratmetern.<br />

1,55 Millionen Quadratmeter wurden<br />

nach Zahlen des Bundesverbands<br />

Solarwirtschaft im Jahr 2009 installiert,<br />

davon rund 1,4 Millionen Quadratmeter<br />

Flachkollektoren, der Rest Röhrenkollektoren.<br />

Die potenzielle Leistung aller<br />

derzeit in Deutschland installierten<br />

Solarkollektoren liegt mit rund 9.000<br />

Megawatt etwa auf dem gleichem Niveau<br />

wie die installierte Photovoltaik.<br />

Bei europaweit rund vier Millionen<br />

Quadratmetern an Neuinstallation ist<br />

Deutschland mit Abstand der größte<br />

Markt für Solarthermie in Europa. An<br />

zweiter Stelle liegen etwa gleichauf<br />

Italien und Österreich mit jeweils rund<br />

350.000 Quadratmetern Neuinstallation<br />

im Jahr 2009. In Deutschland betrug<br />

der Endkundenabsatz der Solarthermie-<br />

Branche im vergangenen Jahr etwa 1,2<br />

Milliarden Euro. Doch die Branche hängt<br />

stark am Ölpreis: Im Vergleich zum Jahr<br />

2008, als das Barrel Öl zeitweise fast<br />

150 Dollar kostete, ging der Absatz an<br />

Solarkollektoren im vergangenen Jahr<br />

um 26 Prozent zurück.<br />

Anspruchsvoll kann auch die steuerungstechnische Einbindung<br />

der Anlage in das bestehende System der Energieversorgung<br />

sein. „Bei Niedertemperaturanlagen ist das häufi g<br />

die größte Herausforderung“, sagt Gerhard Stryi-Hipp vom<br />

Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.<br />

Ein Problem bestehe zum Beispiel dann, wenn Prozesswärme<br />

in Betrieben sehr dezentral benötigt und daher bislang elektrisch<br />

generiert wird. „Da muss man dann so viel umbauen,<br />

dass jede Firma davor zurückschreckt“, sagt Stryi-Hipp.<br />

Contracting-Modelle zur Finanzierung<br />

Und schließlich leidet die industriell genutzte Solarwärme<br />

auch daran, dass Firmen die Wirtschaftlichkeit in der Regel<br />

ganz anders defi nieren als Privatbürger. „Für ein Unternehmen<br />

muss sich eine Investition häufi g in drei bis fünf Jahren<br />

lohnen“, sagt Wissenschaftler Müller-Steinhagen. Ein Hauseigentümer<br />

hingegen betrachtet seine Solaranlage auch dann<br />

noch als wirtschaftlich, wenn sich die Investition erst nach<br />

zehn oder gar 15 Jahren amortisiert. Dieses Problem allerdings<br />

könnten neue Finanzierungsinstrumente, etwa das Contracting,<br />

entschärfen. Solche Modelle, bei denen eine Fremdfi rma<br />

in die Technik investiert und anschließend die Wärme an den<br />

produzierenden Betrieb am Standort verkauft, werden immer<br />

populärer.<br />

Glück hat unterdessen, wer selbst in der Solarbranche tätig<br />

ist und die Wärmegewinnung vom eigenen Dach auch als<br />

Demoprojekt vermarkten kann. Eine solche Anlage mit konzentrierenden<br />

Parabolrinnen-Kollektoren entsteht gerade im<br />

nordrhein-westfälischen Ennepetal bei der Firma Alanod Aluminium-Veredlung.<br />

Das Unternehmen ist vom Fach: Alanod<br />

stellt Absorber- und Refl ektormaterial für Solarkollektoren<br />

her. Da steht die Rentabilität dann auch mal hinter der Außenwirkung<br />

zurück.<br />

58 ProFirma 06 2010

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