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eine alte religionsgemeinschaft zwischen tradition und moderne

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www.yeziden-colloquium.de<br />

[7]<br />

Erhard Franz<br />

I<br />

Einführung<br />

Der Band <strong>und</strong> s<strong>eine</strong> Beiträge im Kontext deutschsprachiger Yezidenbücher zweier<br />

Dekaden<br />

In den letzten zwanzig Jahren ist gerade Mal <strong>eine</strong> handvoll Sachbücher über die Yeziden in<br />

deutscher Sprache erschienen. Den Anfang machte ein 1984 von der Gesellschaft für bedrohte<br />

Völker in der Reihe Pogrom-Taschenbücher herausgegebener Sammelband, der die<br />

damals noch aktuelle Anerkennung der Yeziden als Flüchtlinge thematisierte (Schneider<br />

1984, 156 S.). Ein Beitrag von Gernot Wießner in dem Band gibt <strong>eine</strong> Einführung in die<br />

yezidische Religion <strong>und</strong> Glaubensvorstellungen (Wießner 1984, 16 S.).<br />

Acht Jahre später erschien – quasi als Doppelpack – das Buch von Johannes Düchting<br />

<strong>und</strong> Nuh Ateş (Düchting / Ateş 1992, 313 S.). Im ersten Teil (S. 15-257) vermittelt<br />

Düchting vor allem historische Entwicklungen <strong>und</strong> Zusammenhänge. So geht z. B. der<br />

speziellen Geschichte der Yeziden vom Mittel<strong>alte</strong>r bis zu den neunziger Jahren des<br />

zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts – einschließlich der Machtkämpfe um die Führung – ein allgem<strong>eine</strong>r<br />

historischer Abriss der Geschichte Kurdistans voran. Ebenso historisch angelegt<br />

ist auch s<strong>eine</strong> Beschreibung von Religionen, die vor dem Yezidentum im gleichen Verbreitungsgebiet<br />

existierten bzw. noch in ihm anzutreffen sind. Erst an späterer Stelle folgt<br />

<strong>eine</strong> ausführliche Darstellung der yezidischen Religion <strong>und</strong> der religiösen Praktiken im<br />

Yezidentum. Im zweiten Teil des Bandes (S. 261-313) beschäftigt sich Ateş hauptsächlich<br />

mit den Yeziden in Deutschland, vorwiegend am Fallbeispiel der Yeziden in Bremen.<br />

Das Hauptanliegen der sozialpsychologischen Studie von Ilhan Kizilhan ist <strong>eine</strong> Beschreibung<br />

der Auswirkungen von Traumata durch Massaker <strong>und</strong> Terror auf die einzelne<br />

Person <strong>und</strong> die psychologische Belastung <strong>eine</strong>r Volksgruppe durch derartige Erfahrungen<br />

(Kizilhan 1997, 283 S.). Im ersten Teil der Abhandlung (S. 17-155) geht Kizilhan ausführlich<br />

auf die Geschichte, auf das Glaubenssystem <strong>und</strong> auf die Feste ein. Des Weiteren beschreibt<br />

er das hierarchische Kastensystem mit s<strong>eine</strong>n einzelnen Gruppen [8] <strong>und</strong> ihren<br />

Funktionen, wobei <strong>eine</strong> Person ihre Identität dadurch erhält, dass sie in dieses System<br />

hineingeboren wird.<br />

Die Arbeit von Sabiha Banu Yalkut-Breddermann, <strong>eine</strong>r Religionswissenschaftlerin<br />

<strong>und</strong> Ethnologin, basiert auf Feldforschungen (Breddermann 2001, 103 S.). Zwischen 1988<br />

<strong>und</strong> 1995 führte die Autorin in yezidischen Gemeinden in Berlin, Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong><br />

Niedersachsen sowie 1991 in Midyat, Provinz Mardin (Türkei) Interviews durch. In ihren<br />

Gedächtnisprotokollen <strong>und</strong> Interviews mit yezidischen Immigranten der ersten Generation<br />

interessiert sie besonders die Herkunftsdiskussion innerhalb der yezidischen Gemeinde.<br />

Abschließend behandelt sie die Auswirkungen, welche diese Diskussion auf die kurdische<br />

Bewegung der Türkei insgesamt hat. Darüber hinaus enthält die Arbeit Details über die<br />

yezidische Religion.<br />

Ausführlich behandelt Irene Dulz die yezidische Religion in ihrer Magisterarbeit im<br />

Fachbereich Orientalistik an der Universität Hamburg, die ein Jahr später als Buch erschien<br />

(Dulz 2001, 148 S.). Den Hauptteil der Arbeit widmet sie dem Schicksal der Yeziden im<br />

nordirakischen Kurdenkonflikt während des Zeitraums 1970-1991.<br />

Eine andere, allerdings unveröffentlichte Magisterarbeit von Sebastian Maisel an der<br />

Universität Leipzig ist im Kontext der Celler Tagung insofern interessant, als die<br />

Schilderungen des Autors über die Situation der Yeziden in Syrien viele Parallelen zu denen<br />

der Yeziden in Deutschland aufweisen. Der Siedlungsraum der syrischen Yeziden ist aufgesplittert<br />

<strong>und</strong> erst <strong>moderne</strong> Kommunikationsmittel haben zu Kontakten untereinander ge-

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