Roundup___Co_-_Unterschaetzte_Gefahren
Roundup___Co_-_Unterschaetzte_Gefahren
Roundup___Co_-_Unterschaetzte_Gefahren
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zum Weiterlesen verwiesen werden. Einzelne Aspekte wie Hinweise auf die<br />
akute Toxizität glyphosathaltiger Pestizide, die bisher in der fachlichen und<br />
öffentlichen Diskussion wenig Beachtung fanden, werden hier zudem ausführlicher<br />
beschrieben.<br />
Im Anschluss wird beleuchtet, welche Gründe es dafür gibt, dass die Behörden<br />
Glyphosat nach wie vor als nicht humantoxisch einstufen. Damit<br />
verbunden werden einige generelle Defizite der behördlichen Risikobewertung<br />
und Zulassung von Pestiziden benannt.<br />
Akute Vergiftungen von Menschen durch Glyphosat<br />
Wolfgang Bödeker<br />
18<br />
Die akute Toxizität von Chemikalien für Menschen wird grundsätzlich durch<br />
Tierversuche abgeschätzt. Durch die orale oder inhalative Verabreichung<br />
etwa an Mäuse, Ratten, Hunde oder Vögel werden die tödlichen Dosen der<br />
Chemikalien ermittelt, die zu einer Einstufung in Gefährdungsklassen führen.<br />
Bei der Stoffbewertung wird dann angenommen, dass je geringer die<br />
akute Toxizität in den Tierversuchen war, desto ungiftiger der Stoff auch für<br />
Menschen ist. Auf Basis solcher Tierversuche und des beim Menschen nicht<br />
vorhandenen primären Wirkungsmechanismus des Stoffes gilt Glyphosat<br />
bei Bewertungsinstitutionen als wenig toxisch für Menschen. Dagegen ist in<br />
Folge von Vergiftungen mit glyphosathaltigen Mitteln eine Vielzahl von toxischen<br />
Effekten beim Menschen bekannt. Über die tatsächliche Giftigkeit für<br />
Menschen und über die Art der Symptome, den Verlauf und Schweregrad<br />
der Vergiftungen kann nur die Auswertung von solchen Vergiftungsfällen<br />
Auskunft geben. Ob diese Erkenntnisse im ausreichenden Maße in den Bewertungsbericht<br />
zu Glyphosat eingeflossen sind, lässt sich nicht beurteilen,<br />
da dort im Volume 3, Annex B.6.1 selbst die Zitate der wissenschaftlichen<br />
Veröffentlichungen geschwärzt wurden.<br />
Für Erkenntnisse über Vergiftungen durch Glyphosat stehen im Wesentlichen<br />
zwei Informationsquellen zur Verfügung. Einerseits existieren inzwischen<br />
in vielen Ländern nationale oder regionale Vergiftungszentren, die<br />
von behandelnden Ärzten zu Rate gezogen oder direkt in die Behandlung<br />
von Vergiftungen einbezogen werden. Vergiftungszentralen veröffentlichen<br />
in der Regel Jahresberichte und stellen Fallschilderungen und statistisches<br />
Material zur Verfügung. Als zweite Informationsquelle dienen wissenschaftliche<br />
Veröffentlichungen von Studien, mit denen der Verlauf von Vergiftungen<br />
sowie prognostische Faktoren und Behandlungserfolge dokumentiert<br />
werden. Hierfür werden in der Regel die in einzelnen oder mehreren Krankenhäusern<br />
vorgekommenen Vergiftungen systematisch ausgewertet.<br />
In Deutschland existiert eine gesetzliche Meldeverpflichtung bei Vergiftungen<br />
nach §16 Chemikaliengesetz. Das Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
(BfR) veröffentlicht jährlich Berichte über diese ärztlichen Mitteilungen, die<br />
allerdings über die den Vergiftungen zugrunde liegenden Wirkstoffe nur unregelmäßig<br />
und unsystematisch Auskunft geben. Zuletzt wurde über Glyphosat<br />
offenbar 2007 berichtet. Hiernach wurden dem BfR im Zeitraum<br />
1990 bis 2007 insgesamt 60 Fälle mit Gesundheitsstörungen nach der Exposition<br />
gegenüber glyphosathaltigen Pestiziden gemeldet, wovon vier als<br />
mittelschwer und einer als lebensbedrohlich eingestuft wurden. Die Auto-