DAS HANDWERK-Magazin - hier - Weser Kurier
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Künstlerisch-kreativ<br />
47<br />
Dieses Handwerk ist in Stein gemeißelt<br />
Ausbildung zum Steinmetz: Jeremias Spieler ist in diesem Jahr der einzige Azubi in Bremen<br />
Ob antike Tempel, die Pyramiden<br />
in Ägypten oder die<br />
schmuckvollen Gebäude der<br />
Bremer Innenstadt – Steinmetze<br />
machen es möglich. Das<br />
Handwerk des Steinmetzes<br />
existiert seit Jahrtausenden<br />
und ist noch immer ein attraktiver<br />
Ausbildungsberuf. Trotzdem<br />
entscheiden sich nur wenige<br />
junge Menschen für das<br />
Traditionshandwerk.<br />
„Natürlich arbeiten wir heutzutage<br />
mit modernen Maschinen,<br />
aber jeder Steinmetz erlernt auch<br />
den traditionellen Umgang mit<br />
Hammer und Meißel“, sagt Ronald<br />
Winter. Der stellvertretende Obermeister<br />
der Bremer Steinmetzund<br />
Bildhauer Innung steht in<br />
seiner Werkstatt am Osterholzer<br />
Friedhof und blickt seinem Lehrling<br />
über die Schulter. Schon seit<br />
einigen Tagen bearbeitet der<br />
16-jährige Jeremias Spieler einen<br />
massiven Steinblock. Schlag um<br />
Schlag bearbeitetet er die Kanten<br />
des Natursteins und bekommt so<br />
ein Gefühl für das Material. „Das<br />
Jeremias Spieler gefällt die Vielseitigkeit des Berufs.<br />
kann niemand auf Anhieb. Unser<br />
Handwerk muss man lernen.<br />
Stück für Stück“, erklärt Meister<br />
Winter.<br />
FOTO: JON<br />
Jeremias steckt im ersten Lehrjahr<br />
und ist damit der einzige<br />
Lehrling dieses Jahrgangs in ganz<br />
Bremen. Immer weniger junge<br />
Menschen bewerben sich um einen<br />
Ausbildungsplatz. „Und leider<br />
nimmt die Qualität der Bewerber<br />
von Jahr zu Jahr ab“, sagt<br />
Winter. Wer Steinmetz werden<br />
möchte, sollte solides Mathematikwissen<br />
mitbringen und räumliches<br />
Vorstellungsvermögen besitzen.<br />
Egal ob man später Treppen<br />
versetzt, Brunnenanlagen baut<br />
oder aus einem Stein eine Skulptur<br />
formt – räumliches Denken ist<br />
der Anfang von allem. Und obwohl<br />
die Werkstoffe tonnenschwer<br />
sein können, arbeiten<br />
Steinmetze auf den Zentimeter<br />
genau. Deshalb gehören exakte<br />
Zeichnungen und Pläne mit Maßen<br />
und Winkelangaben zum Alltag.<br />
Die Ausbildung dauert drei<br />
Jahre und wird im dualen System<br />
absolviert. Die praktischen Fertigkeiten<br />
werden im Betrieb und in<br />
der überbetrieblichen Ausbildung<br />
vermittelt, die Theorie in der Berufsschule.<br />
Ab dem zweiten Ausbildungsjahr<br />
können sich die<br />
Lehrlinge auf die Fachrichtung<br />
Steinbildhauer oder Steinmetz<br />
spezialisieren.<br />
„Das Beste an diesem Beruf ist<br />
die Vielseitigkeit“ sagt Jeremias.<br />
Obwohl er erst seit einigen Wochen<br />
das Handwerk erlernt, konnte<br />
er schon verschiedenste Einsatzgebiete<br />
kennenlernen. Im<br />
Baubereich arbeiten Steinmetze<br />
mit Architekten und Bauherren<br />
zusammen. In ihren Aufgabenbereich<br />
fallen beispielsweise Stufen<br />
fürTreppen im Innen- und Außenbereich,<br />
Bäder aus Naturstein,<br />
Küchenplatten oder Wände aus<br />
Granit. Aber auch Fußböden und<br />
Fensterbänke werden hergestellt<br />
und versetzt. Die Steine werden<br />
gespalten, behauen, geschnitten,<br />
geschliffen und poliert. Ebenso<br />
arbeiten Steinmetze im Bereich<br />
der Denkmalpflege und Restaurierung.<br />
Außerdem produzieren sie<br />
Grabmale, Brunnenanlagen, Statuen<br />
oder Denkmäler. „Die Bestattungskultur<br />
in Deutschland verändert<br />
sich und damit auch das Aufgabengebiet<br />
unseres Gewerks“,<br />
ist der Steinmetzmeister überzeugt.<br />
Das Handwerk könne dennoch<br />
zuversichtlich in die Zukunft<br />
blicken. Immer mehr Bauherren<br />
setzen auf Stein, denn er ist langlebig<br />
und pflegeleicht. Ähnliches<br />
gilt für der Arbeitsmarkt: „Steinmetz<br />
ist ein Beruf mit Zukunft“,<br />
sagt Winter. Auch wenn sich<br />
Märkte und Aufgaben wandeln,<br />
ohne das Handwerk geht es nicht.<br />
So war es schon vor Jahrtausenden<br />
und so wird es auch in Zukunft<br />
sein.<br />
JON<br />
Die Geschichte vom klugen Steinmetz<br />
Heinrich Steinhoff rettete die Gebotstafeln am Bremer Landgericht vor den Nazis<br />
„Doofer Heini“ war mal eine<br />
Beleidigung, bei einigen mag<br />
sie noch gebräuchlich sein.<br />
Ganz sicher kein „doofer Heini“<br />
war der Steinmetzmeister<br />
Heinrich Steinhoff. Kurz nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg waren<br />
sich viele Bremer einig, dass es<br />
sich bei Meister Steinhoff –<br />
ganz im Gegenteil – um einen<br />
besonders schlauen Kopf handelte.<br />
Und so titelten die Bremer<br />
Nachrichten 1950 dann<br />
auch: „Der kluge Steinmetz“. In<br />
der Tat zeigt die Geschichte,<br />
die dahinter steckt, dass der<br />
damalige Steinmetz-Obermeister<br />
gewieft war.<br />
1936 bekam Steinhoff von den<br />
Nationalsozialisten den Auftrag,<br />
die Gebotstafeln vom Bremer Gerichtsgebäude<br />
zu entfernen. Die<br />
Entfernung sollte aus ideologischen<br />
Gründen geschehen, handelte<br />
es sich doch um eine Abbildung<br />
der Gesetzestafeln, die Mose,<br />
ein Jude, laut Bibel von Gott<br />
erhalten hatte. Laut Anekdote<br />
kniff Heini, wie Steinhoff genannt<br />
wurde, das rechte Auge zu, schob<br />
seinen Filzhut, den Kalabreser<br />
nach hinten und brummte missvergnügt:<br />
„Jo, dann schall dat<br />
wol so sien.“ Überliefert ist, dass<br />
es sich bei Steinhoff um einen<br />
Mann handelte, der sich ungern<br />
in den Vordergrund spielte und<br />
auch keine großen Worte machte.<br />
Insoweit könnte es sich genau so<br />
zugetragen haben. Die Gesetzestafeln<br />
jedenfalls verschwanden.<br />
Statt der Gebote zeigten sich nach<br />
der „Bearbeitung“ leere Portale.<br />
Bereits im September 1945,<br />
Bremen stand unter amerikanischer<br />
Verwaltung, erhielt Steinhoff<br />
durch das Hochbauamt den<br />
Auftrag, die Gebotstafeln neu zu<br />
errichten. Ein Fabrikant hatte sich<br />
für die Finanzierung beim neuen<br />
Bürgermeister Wilhelm Kaisen<br />
gemeldet. Schon kurze Zeit später<br />
waren die Gebote am Gerichtsgebäude<br />
wieder zu lesen. Die Bremer<br />
staunten nicht schlecht.<br />
Steinhoff hatte die Tafeln offensichtlich<br />
nicht vernichtet, sondern<br />
lediglich Steinplatten vorgesetzt.<br />
Vielleicht hoffte oder ahnte Steinhoff<br />
1936, dass sich die Zeiten<br />
Tafeln am Landgericht.<br />
FOTO: FM<br />
wieder ändern würden. Es mag<br />
eine Genugtuung für ihn gewesen<br />
sein, im in weiten Teilen zerstörten<br />
und vom Krieg gezeichneten<br />
Bremen sein „Statement“ abzugeben.<br />
Heinrich Steinhoff wurde 1896<br />
als Sohn des Steinmetzmeisters<br />
Friedrich Steinhoff in Bremen geboren.<br />
1914 bestand er die Gesellenprüfung.<br />
Wegen des Ausbruchs<br />
des Ersten Weltkriegs besuchte<br />
er nur kurz das „Technikum“<br />
(Technische Staatslehranstalten).<br />
Er arbeitete einige Monate<br />
bei den Oberkirchener Sandsteinbrüchen<br />
und wurde dann<br />
zum Kriegsdienst einberufen.<br />
Nach Kriegsende machte sich<br />
Steinhoff nach bestandener Meisterprüfung<br />
1921 selbständig. 1927<br />
wurde er Betriebsleiter undTeilhaber<br />
bei den Werkstein- und Marmor-Betrieben<br />
Schmidt & Schäfer.<br />
Zu der Zeit war er auch Vorsitzender<br />
der Bremer Ortsgruppe des<br />
Deutschen Grabmal-Gewerbeverbandes.<br />
1932 wurde er von der<br />
Gewerbekommission zum Sachverständigen<br />
für das Steinmetzhandwerk<br />
ernannt.<br />
Schließlich wurde er 1934 von<br />
der Handwerkskammer zum<br />
Obermeister der neuen Innung<br />
bestellt und bekleidete dieses<br />
Amt bis zu einer Verwundung<br />
durch eine Bombe 1945. Nach<br />
dem Krieg wirkte Steinhoff in der<br />
Baudenkmalpflege und wurde<br />
1951 fester Angestellter beim<br />
Baudenkmalamt. Der Steinmetz-<br />
Fachmann überwachte und organisierte<br />
zahlreiche Bergungsarbeiten<br />
von Bildwerken, Portalen<br />
sowie ganzen Fassaden und<br />
machte sich so verdient um seine<br />
Heimatstadt. 1954 starb Heinrich<br />
Steinhoff. STEFAN SCHIEBE<br />
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E-Mail Adresse: info@werth-bremen.de<br />
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Telefon: 0421 - 45 18 38<br />
Telefax: 0421 - 45 18 10<br />
E-Mail Adresse: ronald.winter@t-online.de