Skript - Institut für Theoretische Physik - TU Berlin
Skript - Institut für Theoretische Physik - TU Berlin
Skript - Institut für Theoretische Physik - TU Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1. NEWTONSCHE MECHANIK<br />
1.1 Newtonsche Bewegungsgleichungen<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, die Mechanik zu beginnen. Die Bewegungsgleichung <strong>für</strong> N<br />
Teilchen mit Massen m i und Orts-Koordinaten x i ∈ R d (normalerweise d = 3 Dimensionen)<br />
sollen hier an den Anfang gestellt werden,<br />
p˙<br />
i = m i ẍ i = F i (x 1 ,...,x N ;ẋ 1 ,...,ẋ N ,t), i = 1,...,N<br />
Newtonsche Gleichungen, lex secunda (1.1)<br />
In den Impulsen p i ≡ m i x˙<br />
i werden wie hier häufig konstante Massen m i vorausgesetzt.<br />
Die F i sind vorgegebene Kräfte. Aufgabe der theoretischen Mechanik ist letztlich das<br />
Auffinden und die Interpretation von Lösungen der Newtonschen Gleichungen. Dabei<br />
handelt es sich um ein System von d × N gewöhnlichen Differentialgleichungen zweiter<br />
Ordnung <strong>für</strong> die gesuchten Funktionen x i (t).<br />
Es gibt verschiedene Arten von Kräften: Wechselwirkungskräfte, Zwangskräfte, Scheinkräfte,<br />
virtuelle Kräfte, Reibungskräfte, Trägheitskräfte, Kapillarkräfte, Dispersionskräfte,etc.<br />
Eines der Anliegen der Mechanik ist es, hier Ordnung zu schaffen und in<br />
der weiteren mathematischen Entwicklung (Lagrange, Hamilton) sogar möglichst ganz<br />
auf den Begriff der Kraft zu verzichten. Wechselwirkungskräfte können dann z.B. häufig<br />
durch Potentialfelder ausgedrückt werden, die zwar nicht direkt beobachtbar sind, in mikroskopischen<br />
Theorien (Quantenmechanik, Quantenelektrodynamik) aber eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Der Begriff der Kraft ist allerdings so zentral <strong>für</strong> die physikalische<br />
Intuition, dass man gut daran tut, ihn nicht abzuschaffen.<br />
Die analytische Mechanik kann zwar sehr scharf mathematisch formuliert werden,<br />
letztendlich beruht Gl. (1.1) z.B. aber auf Erfahrung. Wie jede physikalische Theorie ist<br />
die theoretische Mechanik der Versuch, eine bestimmte Klasse von Naturphänomenen<br />
mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden sprachlichen (d.h. mathematischen) Methoden<br />
zu erfassen und dabei ‘das Wesentliche’ zu extrahieren.<br />
1.1.1 Die Arena des Geschehens<br />
(STRAUMANN) Die Zeit wird durch das Kontinuum der reellen Zahlen R beschrieben.<br />
Der Raum wird als euklidischer Raum E 3 beschrieben, dessen Punkte durch einen<br />
festen ’Aufpunkt’ 0 und Koordinaten bezüglich einer Orthogonalbasis e 1 , e 2 , e 3 des<br />
Vektorraums R 3 mit e i e j = δ ij festgelegt werden. Die Wahl des Aufpunkts gibt uns die<br />
Freiheit, den Ursprung des Koordinatensystems beliebig zu wählen. Die Positionen der