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PDF-Ausgabe - Verantwortung Zukunft

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<strong>Ausgabe</strong> 2-2012 // Megatrends<br />

HSH Corporate Finance schätzt, dass jeder<br />

vierte Lebensmittelhersteller den Preiskampf<br />

nicht überleben wird.<br />

Kampf um Kapital<br />

Kapital und Liquidität machen einigermaßen<br />

unverwundbar. Doch genau hier liegt<br />

vielerorts das Problem: Nur wer die Herausforderungen<br />

steigender Preis-, Qualitäts- und<br />

Verfügbarkeitsrisiken meistert, wird künftig<br />

im Wettbewerb um Kapital bestehen. Dieser<br />

Wettbewerb wird massiv an Bedeutung<br />

gewinnen, denn das Kreditangebot wird<br />

knapper, tendenziell teurer und trifft wegen<br />

steigender Agrarrohstoffpreise und des<br />

volatileren operativen Geschäfts noch dazu<br />

auf eine höhere Nachfrage. Heute müssen<br />

Kreditnehmer aus der Agrar- und Nahrungsmittelbranche<br />

mehr denn je Fragen über die<br />

Risikotragfähigkeit und die Nachhaltigkeit<br />

ihres Geschäftsmodells beantworten. Das<br />

zunehmend volatile operative Geschäft bringt<br />

es mit sich, dass die Unternehmen auch mehr<br />

Eigenkapital zur Verlustabsorption vorhalten<br />

müssen. „Nicht wenige Unternehmen mussten<br />

in den vergangenen Jahren ihr Geschäftsvolumen<br />

sogar reduzieren, da sich das Risikoprofil<br />

schneller verschlechterte, als sich Eigenkapital<br />

thesaurieren ließ“, erzählt Riphaus.<br />

Beim Agrarhändler Agravis beispielsweise ist<br />

mit den anziehenden Weltmarktpreisen für<br />

Weizen zwischen 2006 bis 2008 der Liquiditätsbedarf<br />

explodiert. Damals hatten sich die<br />

Terminmarktnotierungen am Chicago Board<br />

of Trade in der Spitze fast verfünffacht. „Phasenweise<br />

war unsere Kreditlinie mit knapp<br />

500 Millionen Euro fast komplett ausgelastet.<br />

Das war grenzwertig“, sagt Ralf Gebler,<br />

Bereichsleiter Finanzen bei Agravis. Bei der<br />

Neuverhandlung des Konsortialkredits im<br />

Jahr 2011 wurde das Volumen der Betriebsmittellinie<br />

wegen der volatilen Preisentwicklungen<br />

und eines Puffers von mindestens<br />

10 Prozent für mögliche „Rekordernten“ deshalb<br />

auf 600 Millionen Euro hochgefahren.<br />

Deutlich mehr Kapital verschlingt mittlerweile<br />

auch die Absicherung von Marktpreisrisiken<br />

an Warenterminbörsen. Ein Beispiel:<br />

Für Kaffee werden aktuell Einschusspflichten<br />

– sogenannte Initial Margins – von 5.400 US-<br />

Dollar pro Kontrakt verlangt. Vor eineinhalb<br />

Jahren lag dieser Betrag noch bei rund 1.000<br />

US-Dollar. Einem Unternehmen, das seine<br />

Preisrisiken absichern will, erwächst dadurch<br />

temporär ein immenser Liquiditätsbedarf,<br />

der entweder durch Eigenkapital oder durch<br />

höhere Kreditlinien gedeckt werden muss.<br />

Die Einschüsse werden zwar wieder ausgezahlt,<br />

doch liegen die Zinskosten für die<br />

Absicherung heute um ein Vielfaches höher.<br />

Weit gehender Konsens herrscht in der<br />

Branche, dass „Business as usual“ keine<br />

Option mehr ist, um den neuen Herausforderungen<br />

zu begegnen. Ohne ausreichende<br />

Vorbereitung, vor allem agrarnaher Veredelungsbetriebe,<br />

scheint es kaum möglich, die<br />

zukünftigen Entwicklungen zu steuern oder<br />

zumindest angemessen auf sie zu reagieren.<br />

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der<br />

vergangenen Jahre haben sich einige Marktteilnehmer<br />

neu aufgestellt. Andere scheinen<br />

noch immer unzureichend vorbereitet. Bei<br />

einer weiteren Häufung von „Ausnahmesituationen“<br />

– möglicherweise sogar in bisher<br />

ungekanntem Ausmaß – sind heute aber<br />

tatsächlich nur die wenigsten ausreichend<br />

gerüstet. Viele Unternehmen, ja die Branche<br />

als Ganzes, stehen vor erheblichen Investitionen<br />

und Veränderungen.<br />

Andreas Knoch, Redakteur, Financial Gates GmbH<br />

Paradigmenwechsel in der<br />

Agrarwirtschaft<br />

Die strategischen<br />

Herausforderungen für<br />

Unternehmen in der<br />

Foodbranche hat<br />

FINANCE gemeinsam<br />

mit der UniCredit<br />

untersucht.<br />

Unter www.finance-research.de können Sie<br />

die Studie beziehen.<br />

Seite 14 //

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