PDF-Ausgabe - Verantwortung Zukunft
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<strong>Ausgabe</strong> 2-2012 // Aus der Praxis<br />
des EU-Parlaments gegen eine EU-Richtlinie<br />
zur Regulierung von CSR gab, beabsichtigt<br />
die EU-Kommission unter Federführung<br />
von Michel Barnier weiterhin, alsbald einen<br />
Vorschlag für einen diesbezüglichen Rechtsakt<br />
vorzulegen und sodann einen Prozess<br />
einzuleiten, um einen Verhaltenskodex<br />
für Selbst- und Koregulierungsprojekte zu<br />
erarbeiten. Auch eine integrierte Berichterstattung<br />
ist mittel- oder langfristig ein<br />
erklärtes Ziel.<br />
Untermauert wird dieses Vorhaben durch<br />
die Mitteilung der EU-Kommission vom 25.<br />
Oktober 2011 (KOM [2011] 681) über „Eine<br />
neue EU-Strategie (2011–2014) für die soziale<br />
<strong>Verantwortung</strong> der Unternehmen (CSR)“,<br />
der zufolge „Regulierungsmaßnahmen“ die<br />
Unternehmen dazu bringen sollen, „freiwillig“<br />
ihrer sozialen <strong>Verantwortung</strong> nachzukommen.<br />
So geht die weitere Planung etwa<br />
dahin, „für eine Reihe relevanter Wirtschaftszweige“<br />
Plattformen einzurichten, damit<br />
CSR-Verpflichtungen bekanntgemacht und<br />
überwacht werden können.<br />
Selbstverpflichtung überprüfen<br />
Große Unternehmen – solche mit mehr<br />
als 1.000 Mitarbeitern – sollen aufgefordert<br />
werden, sich bis 2014 zu verpflichten,<br />
zumindest die OECD-Leitsätze, den Global<br />
Compact oder die ISO-Norm 26000 bei der<br />
Entwicklung ihres CSR-Konzepts zu berücksichtigen.<br />
Multinationale Unternehmen<br />
sollen darüber hinaus zur verpflichtenden<br />
Beachtung der ILO-Grundsatzerklärung aufgefordert<br />
werden. Die Einhaltung derartiger,<br />
freiwillig eingegangener Verpflichtungen<br />
soll in der Folge überprüft werden. Während<br />
die vorgenannten Beispiele sich tendenziell<br />
an Unternehmen aller Branchen richten<br />
werden, bestehen darüber hinaus spezifische<br />
Planungen der EU-Kommission für alle<br />
Investmentfonds und Finanzinstitute, eine<br />
„Auflage in Erwägung zu ziehen“, all ihre<br />
Kunden über die von ihnen angewendeten<br />
Kriterien für eine ethische und verantwortungsvolle<br />
Investitionstätigkeit oder über die<br />
von ihnen befolgten Normen und Kodizes zu<br />
informieren.<br />
Ausweislich der zuletzt vom Institut für<br />
Ökologische Wirtschaftsforschung und der<br />
Organisation future e.V. durchgeführten<br />
Erhebung zur „Praxis der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
in deutschen Großunternehmen“<br />
oblag die <strong>Verantwortung</strong> für die<br />
Berichte 2011 zu etwa einem Drittel der<br />
Unternehmenskommunikation sowie zu<br />
einem weiteren Drittel spezifischen Nachhaltigkeitsabteilungen.<br />
Im Übrigen wurden<br />
vielfach Querschnittsteams tätig oder auch<br />
Abteilungen wie die Revision oder Investor<br />
Relations.<br />
Die Rolle der Compliance-Funktion<br />
Viele der im Rahmen der Nachhaltigkeitsthemen<br />
relevanten Aspekte weisen indes<br />
eine große Nähe zu den Aufgaben der<br />
Compliance-Funktion auf. Bisweilen bestehen<br />
gar inhaltliche Überschneidungen. Nur<br />
beispielhaft sei verwiesen auf das Individual-<br />
und Kollektivarbeitsrecht, auf Fragen<br />
von Antidiskriminierung, Diversity und<br />
Vergütungsgestaltung, auf den Daten- und<br />
Verbraucherschutz, die Umweltschutzvorgaben,<br />
das Beschwerdemanagement, auf den<br />
Bereich der Produktgestaltung und -information,<br />
auf die Gebiete der Fraud-Prevention<br />
und -Detection, auf das Rechtsmonitoring<br />
(„Systeme und Prozesse zur Vermeidung von<br />
rechtswidrigem Verhalten“) oder ganz generell<br />
auf Governance-Themen.<br />
Darüber hinaus finden sich in den Verhaltenskodizes<br />
der Unternehmen, die richtigerweise<br />
im Compliance-Bereich anzufertigen<br />
sind und deren Einhaltung dort auch zu<br />
überwachen ist, schon lange stets auch<br />
wertebezogene, ethische Grundsätze – es<br />
geht also auch hier um das Management<br />
gesellschaftlicher Erwartungen. Compliance<br />
ist ein integraler Bestandteil nachhaltiger<br />
Unternehmensführung und als klassische<br />
Querschnittsfunktion für eine – gerade<br />
auch kritische – Auseinandersetzung mit<br />
den hier behandelten Themen besonders<br />
geeignet. Das in den Compliance-Bereichen<br />
vorgehaltene juristische, aber eben auch<br />
wirtschaftliche und prozessorganisatorische<br />
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