PDF-Ausgabe - Verantwortung Zukunft
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<strong>Ausgabe</strong> 2-2012 // Aus der Forschung<br />
Nachhaltigkeit ist deshalb in sozialer, ökologischer<br />
und ökonomischer Hinsicht fest in<br />
unserer Unternehmensstrategie verankert.“<br />
Es könnte also sein, dass die Revolution im<br />
Automobilbau am Webstuhl und im Backofen<br />
stattfindet: Denn Carbon wird nicht im<br />
Stahlwerk gewalzt, sondern von Textilfachleuten<br />
aus kleinen Fasern zu dicken Fäden<br />
versponnen und im Ofen gebacken. Einige<br />
Fakten zu ihrem Material haben die Münchner<br />
kürzlich bekanntgegeben:<br />
Das Material ist also keine grundsätzlich<br />
neue Erfindung. Es ist punktuell im Rennsport<br />
und im Flugzeugbau bereits seit<br />
Anfang der achtziger Jahre im Einsatz.<br />
Doch die Massenfertigung als vollständige<br />
Karosserie im Automobil schien bislang<br />
als zu aufwendig und teuer. Kaum jemand<br />
traute es dem Münchner Premiumhersteller<br />
daher zu, diese Probleme in den Griff zu bekommen.<br />
Aber: Gemeinsam mit SGL Carbon<br />
ist BMW die Großfertigung angegangen<br />
und hat erste Erfolg erzielt.<br />
Im bayerischen Wackersdorf werden die<br />
Fäden dann zu dickeren Strängen versponnen<br />
und zu breiteren Gelegen verwirkt. „Im<br />
letzten Schritt der Vorproduktion“, so ein<br />
BMW-Sprecher, „werden die Carbonfasergelege<br />
wie Stoffe zugeschnitten. Aus zweidimensionalen<br />
Lagen können so dreidimensionale<br />
Bauteile entstehen – bevor sie in<br />
dickflüssigem Harz getränkt werden. Zuletzt<br />
werden die fertigen Carbonteile dann noch<br />
einmal im Ofen gebacken. BMW gelang es<br />
nun, diesen bislang manuellen Prozess im<br />
Werk in Landshut zu automatisieren.“ Die<br />
Endmontage erfolgt dann im Werk in Leipzig,<br />
wo täglich 150 i-Modelle gebaut werden<br />
sollen, also rund 45.000 im Jahr.<br />
BMW wird zunächst seine beiden neuen<br />
Modelle i3 und i8 damit ausstatten. Das<br />
Megacity-Vehikel i3 kommt mit Fahrgastzelle<br />
aus Carbon und Elektroantrieb bereits<br />
2013 auf den Markt. Der Sportwagen i8 folgt<br />
ein Jahr später mit einem Hybridantrieb,<br />
also mit Elektro- plus Verbrennungsmotor.<br />
➤➤<br />
Das Gewicht der Carbonfasern liegt bei nur<br />
1,8 Gramm pro Kubikmeter, während Aluminium<br />
2,7 Gramm und Stahl 7,8 Gramm<br />
wiegt. Fertig in Harz getränkte Carbonteile<br />
sind immer noch um ein Drittel leichter<br />
als Aluminium und halb so schwer wie<br />
Stahlteile.<br />
➤➤<br />
Bis zu 500.000 Fasern werden auf wenigen<br />
Quadratzentimetern miteinander verwirkt.<br />
➤➤<br />
Formel-1-Rennwagen mit aus Carbonfaser<br />
verstärktem Kunststoff überstehen selbst<br />
Crashs mit mehr als 300 Stundenkilometern.<br />
➤➤<br />
60 Meter lange Flügel von modernen Windanlagen<br />
halten Windgeschwindigkeiten<br />
von bis zu 300 Kilometern pro Stunde aus,<br />
wobei ihre Spitzen extrem biegsam sind.<br />
➤➤<br />
Produktverschnitt ist bei der Carbonfaser<br />
niemals Abfall. Der Verschnitt wird zu 100<br />
Prozent aufbereitet und an anderen Stellen<br />
verwendet.<br />
Carbonfasern entstehen durch starke Erhitzung.<br />
BMW und SGL Group produzieren<br />
diese seit dem Sommer 2011 in riesigen<br />
Öfen in Moses Lake im Nordwesten der<br />
USA. Hier werden weiße Acrylfäden in<br />
mehreren Schritten mit Temperaturen<br />
zwischen 250 und 1.300 Grad gebacken,<br />
um am Ende reine, schwarze Kohlefasern<br />
zu erhalten. Die beiden Gesellschaften<br />
investierten hier insgesamt rund 100<br />
Millionen US-Dollar. Weil dieser Prozess<br />
sehr energieaufwendig ist, das Ziel der<br />
CO 2 -Neutralität aber nicht gefährdet werden<br />
soll, arbeitet das Werk in Moses Lake<br />
ausschließlich mit regenerativ erzeugtem<br />
Strom aus einem Wasserwerk am Columbia<br />
River. BMW betonte zur Eröffnung<br />
des Werkes im Sommer 2011, entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette würden<br />
ökologische, soziale und wirtschaftliche<br />
Aspekte miteinander in Einklang gebracht.<br />
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