Arbeitszeit- und Betriebszeitgestaltung - Arbeitszeitberatung Dr. Hoff ...

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11.4 Arbeitszeit- und Betriebszeitgestaltung 11 ten und erhöhtem Kommunikationsbedarf führt. Die Förderung der Einsatzflexibilität wird in Krankenhäusern zum einen deshalb zu einem wichtigen Organisationsprinzip, weil ihr Potenzial noch weithin unerschöpft ist, zum anderen weil sie Konkurrenz bekommt von alternativen Flexibilitätsoptionen, die in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen haben: die Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse selbst – durch Auslagerung von Tätigkeiten insbesondere mit geringerem Qualifikationsbedarf. Hierbei kommt der „vertikalen“ Einsatzflexibilität besondere Bedeutung zu: Das ist die Fähigkeit und Bereitschaft, das inhaltliche Tätigkeitsspektrum zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund hat sich die im Bereich der Pflege berufspolitisch lange Zeit forcierte Abgrenzung von ärztlichen Tätigkeiten als falsch erdie inhaltlich verstandene Einsatzflexibilität hinzukommt. Einsatzflexibilität ist die Fähigkeit und Bereitschaft der Mitarbeiter, möglichst ein breites Tätigkeitsgebiet abdecken zu können. Beide Flexibilisierungsinstrumente befördern sich gegenseitig. Zur „horizontalen“ Einsatzflexibilität gehört insbesondere der Abschied vom rein stationsbezogenen Personaleinsatz, wie Abbildung 36 anhand eines Beispiels zeigt: Ohne Einsatzflexibilität – hier in Folge von Stationsschließungen im Rahmen eines zentralen Bettenmanagements – würde die Arbeitszeitflexibilisierung nur deutlich eingeschränkte Wirkung haben. Einsatzflexibilität erleichtert nicht nur die gegenseitige Vertretung (und beugt damit der im Krankenhaus besonders verbreiteten Überspezialisierung vor), sondern verkürzt Durchlaufzeiten, weil das Denken in Zuständigkeiten zu Leerzei- Abb. 36 Elastischere Reaktion des Personaleinsatzes in der Pflege durch temporäre Stationsschließung in einem Krankenhaus (Auslastung = Verhältnis zwischen belegten und verfügbaren Betten) (Arbeitszeitberatung Dr. Hoff – Weidinger – Herrmann) urheberrechtlich geschützt 205
23 11 Die Grundpostulate Personaleinsatz Sorge um die der Patienten: Personalarbeit Grundlage der Personalarbeit im Krankenhaus wiesen, weil hierdurch das Tätigkeitsspektrum quasi von „oben“ und „unten“ reduziert wurde; sichtbarer Ausdruck ist hierfür die am stärksten wachsende Berufsgruppe im Krankenhaus: die Arzthelferinnen. Einsatzflexibilität ist vor diesem Hintergrund die einzige Alternative zur zunehmenden Segmentierung in unterschiedliche Berufsfelder jenseits examinierter Pflegetätigkeit. Daher werden solche Krankenhäuser zukünftig stärker in Einsatzflexibilität im Pflegebereich investieren, die stabile und hochqualifizierte Beschäftigungsverhältnisse halten wollen – aus Qualitäts- wie Loyalitätsgründen –, sofern diese Investition ökonomisch vielversprechender ist als die oft nur auf den ersten Blick vorteilhafte Strategie der Ausdehnung niedriger vergüteter Beschäftigungsverhältnisse. letzt aufgrund arbeitszeitrechtlicher Erfordernisse (siehe zur Bereitschaftsdienstproblematik Kapitel 11.4.5.) in größere organisatorische Einheiten aufgehen zu lassen – zum Beispiel durch Verknüpfung von Intensivpflege und Anästhesie-Funktionsdienst. Zudem werden in den nächsten Jahren Potenziale der Einsatzflexibilität genutzt werden müssen, um die tradierte deutsche OP-Saalbesetzung (Anästhesie-Arzt, Anästhesie-Funktionsdienst, OP-Instrumentierender, OP-Springer) den in anderen Ländern üblichen Strukturen mit dem Ziel von Effizienzfortschritt anzupassen. Zunächst geht es auch hier um die Ermittlung des – von der Vertragsarbeitszeit unabhängigen – Besetzungsbedarfs unter wirtschaftlichen und patientenorientierten Gesichtspunkten, der regelmäßig zu differenzierten Dienstdauern führt. 11. 4. 4 Arbeitszeitgestaltung im Funktionsdienst Spezielle Flexi-Spielregeln Servicezeiten Auf der Basis von Servicezeiten (OP- und Funktionsbereichs-Betriebszeiten) hat sich bei der bedarfsorientierten flexiblen Arbeitszeitgestaltung eine Vorgehensweise bewährt, die auf eine teaminterne Verständigung über die Abdeckung der Servicezeit setzt – unter Einhaltung hiermit verbundener Serviceversprechen, etwa hinsichtlich Wartezeiten und Prozessdauern. Damit können bei Servicezeiten auch die persönlichen Freiheitsgrade der einzelnen Teammitglieder zunehmen, die wiederum von der Qualität der Einsatzflexibilität abhängt. Beispielsweise werden in mehr und mehr Krankenhäusern aufbauorganisatorische Veränderungen angestrebt, um die zumeist niedrigstufigen Bereitschaftsdienste (Stufe I im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst [TVöD] und Stufe B in den Richtlinien für Arbeitsverträge in den Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes [AVR]), nicht zu- Des Weiteren kommt auch hier den Flexi- Spielregeln zur Abwesenheitsplanung besondere Bedeutung zu. Schwankungen im OP- Aufkommen können damit personeinsatzseitig berücksichtigt werden. Abbildung 37 zeigt ein Fallbeispiel für eine jahresbezogene, fortlaufend rollierend aktualisierbare OP-Planung, das erhebliche planbare Schwankungen aufweist. Auf der Grundlage dieser Vorausplanung erfolgt die tagesgenaue Steuerung der Abwesenheitszeiten. Für die Arbeitszeitflexibilisierung empfehlen sich drei Planungsstufen: •n In der ersten Stufe erfolgt die Dienstplanung auf der Basis der planbaren Auslastung (Arbeitsanfall und Personalverfügbarkeit) im Sinne einer Grobplanung, die von vornherein mit Optionen zur bedarfsabhängigen Veränderbarkeit ausgestattet wird. Beispielsweise werden zunächst x Mitarbeiter im Tagesdienst eingeteilt. 206 urheberrechtlich geschützt
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