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Fremdenfeindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern und die ...

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18<br />

Das erste von der Öffentlichkeit wahrgenommene Ereignis war e<strong>in</strong> Anschlag von<br />

rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen auf <strong>die</strong> Zionskirche 3 am 17. Oktober<br />

1987. Nach <strong>die</strong>sem Vorfall kam es zu mehreren Prozessen gegen Sk<strong>in</strong>heads,<br />

wobei nicht nur <strong>die</strong>se Gruppierung fremdenfe<strong>in</strong>dlich orientiert war. Dieses belegen<br />

<strong>die</strong> ausführlichen Berichte über fremdenfe<strong>in</strong>dliche Übergriffe <strong>in</strong> der DDR:<br />

März 1988: Jugendliche stehen <strong>in</strong> Schwarzenberg (Erzgebirge) vor Gericht,<br />

weil sie Mosambikaner verprügelten.<br />

April 1988: Fünf Jugendliche werden <strong>in</strong> Halle wegen des gleichen Delikts verurteilt.<br />

Mai 1988: Zwei Mosambikaner werden von Jugendlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Personenzug<br />

überfallen. E<strong>in</strong>er der Afrikaner wird aus dem fahrenden Zug geworfen.<br />

Juli 1988: Fünf Sk<strong>in</strong>heads überfallen <strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e 19jährige Chilen<strong>in</strong>.<br />

Juli 1988: Schlägerei zwischen Jugendlichen <strong>und</strong> Kubanern vor e<strong>in</strong>er Diskothek.<br />

Gewalttätige <strong>Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit</strong> existierte also bereits <strong>in</strong> der DDR, auch wenn<br />

<strong>die</strong> vor der Wende berichteten Fälle sich nur als E<strong>in</strong>zelvorkommnisse belegen<br />

lassen. H<strong>in</strong>zu kommt, dass <strong>die</strong>se Fälle nicht e<strong>in</strong>deutig dem organisierten Rechtsextremismus<br />

zugeordnet werden können, da sie zum großen Teil den Charakter<br />

von Jugendgruppengewalt besitzen, aber auffällig ist, dass <strong>in</strong> den vorgef<strong>und</strong>enen<br />

Berichten meistens von Afrikanern <strong>und</strong> Asiaten <strong>und</strong> nicht von deutschen Opfern<br />

<strong>die</strong> Rede ist. Die Tatsache, dass es <strong>in</strong> der DDR bereits vor 1990 Aggressionen<br />

gegen Ausländer gegeben hat, widerlegt <strong>die</strong> These, dass <strong>die</strong> Gründe für <strong>die</strong> gewalttätigen<br />

Ausschreitungen ausschließlich <strong>in</strong> der Umbruchsituation zu suchen<br />

s<strong>in</strong>d. (Vgl.: HEß 1996, S.42-45)<br />

3.2.2. Gewalt gegen Fremde nach der Wende bis 1991<br />

„Die ostdeutsche Bevölkerung erlebte nach 1989 e<strong>in</strong>en Zusammenbruch des offiziellen<br />

<strong>und</strong> von vielen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Elementen unbewusst ver<strong>in</strong>nerlichten<br />

Wertesystems, dessen das Weltbild der Menschen destabilisierende Wirkung<br />

man nur versteht, wenn man sich vor Augen hält, wie stark ideologiebezogen <strong>die</strong>ses<br />

Wertesystem war <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Umfang es alle Lebensbereiche durch-<br />

3 Am 17.10.1987 spielten <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Zionskirche zwei Konzertgruppen („Firma“, „Elements of<br />

Crime“) vor ca. 1000 Menschen. Nachdem das Konzert gegen 22.15 Uhr zu Ende war, drangen 30<br />

Sk<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kirche e<strong>in</strong> <strong>und</strong> verprügelten Passanten <strong>und</strong> Konzertteilnehmer. Die Sk<strong>in</strong>s warfen mit<br />

leeren Flaschen <strong>und</strong> brüllten Nazi-Sprüche. (Vgl.: KÖDDERITZSCH; MÜLLER 1990, S.15)

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