Fremdenfeindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern und die ...

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34 schaften existieren: Unentschlossene können somit einfacher zum Einstieg verleitet werden und der Verfassungsschutz hat es wesentlich schwieriger, die Aktivitäten der Szene zu beobachten und gegebenenfalls ein Verbotsverfahren zu veranlassen. Selbst wenn es zu diesem kommen sollte, hat die Organisation durch das Fehlen von festen Mitgliedschaften die Möglichkeit, die politische Arbeit unter einem neuen Namen fortzusetzen. Das erklärte Ziel dieser fremdenfeindlichen Organisationen hat sich in den letzten Jahren längst gewandelt. Das Image des brutalen Rechtsextremisten versucht man durch einen „braveren“ Auftritt zu ersetzen, denn man ist um die Akzeptanz in der Mitte der Gesellschaft bemüht. Aus diesem Grund betreiben die Mitglieder politische Arbeit gezielt dort, wo sie glauben, nah am Bürger zu sein. Den Kameradschaften können in der Regel zwischen 10 und 50 Mitglieder zugerechnet werden, wobei das Mobilisierungspotenzial, d.h. der Personenkreis, der zum Auftritt bei einschlägigen Veranstaltungen bewegt werden kann, deutlich größer ist als der eigentliche Kameradschaftsstamm. (Vgl.: KOSA 2006, S. 17) Eine der ersten Kameradschaften in Mecklenburg-Vorpommern waren die Greifswalder Nationalsozialisten (GNS), die sich 1991 unter Maik Spiegelmacher gründete. Auch im Süden Mecklenburg-Vorpommerns traten schon frühzeitig Kameradschaften auf: Von 1992 bis 1994 betrieb die Kameradschaft Neubrandenburg einen Ableger der Direkten Aktion/Mitteldeutschland, eine Vorfeldorganisation der 1992 verbotenen Nationalistischen Front. Im Landkreis Nordwest-Mecklenburg trugen viele rechte Skinheads in den 90er Jahren Bomberjacken, die auf dem Rücken mit dem Schriftzug Kameradschaftsbund Mecklenburg-Holstein bestickt waren, wobei diese Verbindung nach wie vor besteht. In Ostvorpommern sorgte 1997 eine Gruppe namens Odins Rächer für Aufsehen, wobei Reste dieser Gruppe immer noch in Klempenow existieren. Als Unabhängiger Freundeskreis (UFK) bezeichnet sich seit 1997 die Kameradschaft Neuteutonia Neustrelitz, welche Kontakte zu ehemaligen Mitgliedern der verbotenen FAP pflegte. (Vgl.: ARGUMENTE.NETZWERK 2001, S.67-68) Die Verbotsdebatte der NPD im Jahr 2000 führte einerseits zu Solidaritätseffekten zwischen den Kameradschaften und den Parteimitgliedern. Andererseits führte die Strategie der NPD, bis zur Verbotsentscheidung in der Öffentlichkeit gemäßigt aufzutreten, bei den Kameradschaften zu Spannungen, welche eine Zusammenarbeit der NPD und der freien Szene erschwerte. (Vgl.: BRODKORB/ SCHMIDT 2002, S. 75) Daneben organisieren sich Skinheads und Neonazis auf örtlicher Ebene häufig als Nationaler Widerstand oder bilden neue eingetragene Vereine: So gibt es beispielsweise seit August 2002 den Heimatbund Pommern e.V. (HBP), der politische Arbeit unter dem Deckmantel von Familienfesten und Singkreisen betreibt. Viele dieser Mitglieder sind gleichzeitig in der National-Germanischen Bru-
35 derschaft in Ueckermünde aktiv. Auch besteht eine enge Verbindung zum brandenburgischen Märkischen Heimatschutz. Während die Organisation selbst in ihren Strukturen undurchschaubar bleiben soll, wird auf der Homepage eindeutig Stellung zur politischen Orientierung bezogen: „Der Heimatbund ist eine Gemeinschaft von nationalen Jugendlichen, denen in dieser Zeit noch Gemeinwohl unseres Volkes gelegen ist und entschieden dafür eintreten.“ (Zitat: HBP.SNBP.INFO) Die Internetdomain teilt sich der Heimatbund Pommern e.V. mit dem Sozialen und Nationalen Bündnis Pommern (SNBP), einer Art Dachverband für Kameradschaften in Vorpommern. (Vgl.: KOSA 2006, S. 17) Die Kameradschaften sind im Allgemeinen seit längerer Zeit aktiv, überregional sehr gut vernetzt und betreiben eigene Internetseiten. Die Vielzahl der Kameradschaften lässt annehmen, dass sie aus unterschiedlichsten Gründen einer gewissen Fluktuation unterworfen sind, wobei darin auch die Ursache für die quantitativen Veränderungen in den letzten Jahren liegt. Gegenwärtig existieren ca. 50 Kameradschaften in Mecklenburg-Vorpommern, von denen etwa 15 eine herausragende Bedeutung darstellen. Derzeit lassen sich davon acht aktive Kameradschaften benennen: • Freier Kameradschaftsbund Bad Doberan (FKBD) • Aktionsgruppe Rostock (AGR) / „BI-Hanse M/V“ • Kameradschaft Stralsund / „Freundeskreis avanti“ • Soziales und Nationales Bündnis Pommern (SNBP) • Kameradschaftsbund Anklam (KBA) • National-Germanische Bruderschaft (NGB), Landkreis Uecker-Randow • Mecklenburger Aktionsfront (MAF), Landkreis Mecklenburg-Strelitz • Aryan Warriors, Ueckermünde Beobachter der rechten Szene glauben hingegen, dass alleine in den Landkreisen Ostvorpommern und Uecker-Randow doppelt so viele freie Kameradschaften e- xistieren. Laut Verfassungsschutzbericht 2005 stagniert das rechts-extremistische Spektrum in Mecklenburg-Vorpommern bei ca. 1.200 Personen. Dabei spielen im Spektrum des Neonazismus die „Kameradschaften“ eine zentrale Rolle. (Vgl.: INNENMINISTERIUM M-V 2005, S. 32) Die NPD war aufgrund des organisierten Kameradschaftsmodells in Mecklenburg- Vorpommern weniger engagiert, welches sie jedoch im Geringsten schwächt. Denn jeder der sich in der Kameradschaftsszene aktiv beteiligen will, gibt seine Stimme der NPD. Hinzu kommt, dass bei der Landtagswahl 2006 auch Kamerad-
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