Fremdenfeindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern und die ...
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3.2.3. Modernisierungsdruck <strong>und</strong> sozialstrukturelle Verwerfungen<br />
Neben den erläuterten DDR-spezifischen Faktoren kommt es nach 1991 durch<br />
<strong>die</strong> zunehmende Angleichung der ostdeutschen an <strong>die</strong> westdeutsche Realität zu<br />
sozialstrukturellen Entwicklungsprozessen. Bereits 1990 stand fest: „Verr<strong>in</strong>gerung<br />
der Geburtenzahlen, Überalterung der Bevölkerung <strong>und</strong> damit Veränderung der<br />
demographischen Struktur mit ihren Konsequenzen für das Sozialsystem, anhaltende<br />
Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte, Asylbewerber <strong>und</strong> Spätaussiedler<br />
aus Osteuropa, [...] Umbrüche <strong>in</strong> der sozialen Struktur der Gesellschaft mit<br />
neuen Wahlmöglichkeiten für Lebensentwürfe <strong>und</strong> Lebensstile, aber auch mit<br />
neuen Anforderungen an <strong>in</strong>dividuelle Entscheidungskompetenz, [...]“ (Zitat:<br />
HRADIL 1990, S. 78) werden auch <strong>in</strong> Ostdeutschland stattf<strong>in</strong>den. Demnach kann<br />
man <strong>die</strong> Situation der <strong>Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit</strong> <strong>in</strong> Ostdeutschland nicht als temporäres<br />
Problem betrachten. 1991/92 ist <strong>die</strong> wirtschaftliche, politische <strong>und</strong> soziale Lage<br />
<strong>in</strong> Ostdeutschland bei weitem nicht so, wie es von zahlreichen Politikern prognostiziert<br />
wurde. Dieses führte zu e<strong>in</strong>em massiven Stimmungswandel der Bevölkerung,<br />
der den Zweifel <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> privaten Lebensperspektiven ebenso wie<br />
auf künftige gesellschaftliche Entwicklungen <strong>in</strong> Deutschland darstellt. In <strong>die</strong>ser<br />
sensibilisierten Stimmungslage kommt es schließlich zu zahlreichen Anschlägen<br />
gegen Ausländer <strong>in</strong> Ostdeutschland, welche schon zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt den Höhepunkten<br />
der Gewalt, den schockierenden Ereignissen von Rostock, ähnelten.<br />
(Vgl.: FRIEDRICH 1993, S. 21)<br />
Mit der Wiedervere<strong>in</strong>igung veränderten sich auch <strong>die</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der<br />
Ausländerpolitik: Seit Dezember 1990 wurden 20 % der Asylbewerber <strong>in</strong> <strong>die</strong> neuen<br />
B<strong>und</strong>esländer überwiesen. Mit <strong>die</strong>ser Regelung e<strong>in</strong>verstanden waren lediglich<br />
36,1 %, abgelehnt wurde sie von 41,5 % <strong>und</strong> unschlüssig waren sich 22,4 % der<br />
Befragten <strong>in</strong> Ostdeutschland. Folglich waren Asylbewerber <strong>und</strong> Gastarbeiter <strong>die</strong><br />
am stärksten betroffenen Gruppen von fremdenfe<strong>in</strong>dlicher Gewalt:<br />
22. Januar 1991: Brandanschlag auf e<strong>in</strong> Flüchtl<strong>in</strong>gsheim <strong>in</strong> Eisenhüttenstadt.<br />
29. Januar 1991: Jugendliche stürmen <strong>die</strong> „Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber“<br />
<strong>in</strong> Eisenhüttenstadt.<br />
Februar 1991: 30köpfige Jugendbande verfolgten Bewohner e<strong>in</strong>es Asylantenheimes<br />
im sachsen-anhaltischen Klötze. E<strong>in</strong> Afrikaner<br />
wurde brutal zusammengeschlagen, e<strong>in</strong> rumänischer Flüchtl<strong>in</strong>g<br />
mit Messerstichen niedergestreckt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Außenanlage<br />
des Heimes demoliert. Die Polizei blieb <strong>in</strong>aktiv.<br />
Februar 1991: Etwa 30 Personen marschierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> staatliches Ausländerwohnheim<br />
im sächsischen Leisnig <strong>und</strong> verprügelten fast 60<br />
Asylbewerber mit Zaunpfählen <strong>und</strong> Eisenstangen. Aufgr<strong>und</strong>