Fremdenfeindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern und die ...
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3.2.4. Exkurs: Rostock-Lichtenhagen im August 1992<br />
Um <strong>die</strong> Entwicklung der <strong>Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit</strong> <strong>in</strong> M-V näher darstellen zu können,<br />
muss auch Bezug auf <strong>die</strong> ausländerfe<strong>in</strong>dlichen Ausschreitungen vom 22.-<br />
26.08.1992 <strong>in</strong> Rostock-Lichtenhagen genommen werden. „Wochenlang schauen<br />
im Sommer 1992 Politik <strong>und</strong> Verwaltung gleichgültig zu, wie Asyl suchende Männer,<br />
Frauen <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der ohne Behausung, Verpflegung <strong>und</strong> Toiletten auf dem Rasen<br />
vor dem »Sonnenblumenhaus« <strong>in</strong> Rostock-Lichtenhagen kampieren.“ (Zitat:<br />
AUSSTELLUNG ROSTOCK-LICHTENHAGEN) Durch den monatelangen Konflikt zwischen<br />
Bewohnern der überbelegten Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber<br />
(ZAST) <strong>und</strong> Anwohnern, kam es am 22.8. bei e<strong>in</strong>er Protestaktion e<strong>in</strong>er Rostocker<br />
Bürger<strong>in</strong>itiative zu Krawallen, an der sich auch jugendliche Gewalttäter der<br />
rechtsextremistischen Szene beteiligten. Nachdem <strong>die</strong> Asylbewerber <strong>in</strong> den folgenden<br />
Tagen nach H<strong>in</strong>richshagen (bei Rostock) verlegt worden waren, schlug<br />
<strong>die</strong> Gewalt um <strong>und</strong> richtete sich vorerst gegen <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Polizeibeamten.<br />
Die mehrtägigen Angriffe auf <strong>die</strong> Häuser <strong>und</strong> ihre Bewohner, <strong>in</strong> deren Verlauf<br />
Rechtsextreme aus der ganzen BRD anreisten, wurden vom Applaus vieler Anwohner<br />
begleitet. Am dritten Tag eskalierte <strong>die</strong> Situation: Das Asylbewerberheim<br />
<strong>in</strong> der <strong>Mecklenburg</strong>er Allee 18 sowie das Wohnheim der Vietnamesen <strong>in</strong> der Nr.<br />
19 wurden <strong>in</strong> Brand gesteckt. (Vgl.: AUSSTELLUNG ROSTOCK-LICHTENHAGEN) Die<br />
noch ca. 100 im Gebäude bef<strong>in</strong>dlichen Vietnamesen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe von Deutschen<br />
konnten sich noch rechtzeitig über das Dach <strong>in</strong> Sicherheit br<strong>in</strong>gen. Im Zuge<br />
der gewalttätigen Ausschreitungen wurden 3 000 Schaulustige registriert, 65 Beamte<br />
wurden verletzt <strong>und</strong> 375 Personen festgenommen, wobei über 200 aus M-V<br />
kamen. Trotzdem kann man nicht von e<strong>in</strong>er überregional geplanten <strong>und</strong> organisierten<br />
Ausschreitung sprechen, da <strong>in</strong>sgesamt gesehen nur wenige der festgenommenen<br />
Personen den Verfassungsschutzbehörden als L<strong>in</strong>ks- oder Rechtsextremist<br />
bekannt waren. Auch <strong>die</strong> Neonazi-Szene zeigte sich überrascht über das<br />
Ausmaß der Gewalt <strong>in</strong> Rostock-Lichtenhagen, deuteten <strong>die</strong>se jedoch als positiv.<br />
(Vgl.: INNENMINISTERIUM M-V 1992-2002. S. 11-12). „Von den <strong>in</strong>sgesamt 400 von<br />
der Staatsanwaltschaft Rostock Angeklagten wurden 40 verurteilt. Bisher s<strong>in</strong>d alle<br />
gefassten Lichtenhägener Haupttäter wegen Landfriedensbruch <strong>und</strong> Brandstiftung<br />
vor Gericht gekommen. Erst im letzten Prozess, 2002, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> drei Angeklagten<br />
wegen versuchten Mordes verurteilt worden. Bei den Angeklagten <strong>in</strong> dem lange<br />
verschleppten Prozess handelt es sich nicht, wie e<strong>in</strong>ige Zeitungen schrieben, um<br />
<strong>die</strong> Hauptverantwortlichen von Lichtenhagen, sondern um mehr oder weniger zufällig<br />
gefasste rechtsextreme Jugendliche. Gegen <strong>die</strong> geistigen Brandstifter oder<br />
gegen <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> den Jugendlichen applau<strong>die</strong>rten <strong>und</strong> ihnen zujubelten, wurde<br />
nie ermittelt.“ (Zitat: AUSSTELLUNG ROSTOCK-LICHTENHAGEN)