BIOPHYSIK 1 - Bio Salzburg - Index
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56. Erläutern Sie Lipidmembran-Solubilierungsexperimente mit isothermaler<br />
Titrationskalorimetrie! Skizzieren Sie die Änderung der Titationswärme mit<br />
zunehmender Anzahl der Titrationsschritte!<br />
Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />
Unter Solubilisierung, auch Solubilisation, versteht man die Erhöhung der Löslichkeit eines Stoffes<br />
in einem Lösungsmittel durch Hinzufügen eines dritten Stoffes. Hier unterscheidet man<br />
Lösungsvermittler, die die Löseeigenschaften des Lösungsmittels durch homogene Mischung<br />
ändern, und Tenside, die die Löslichkeit durch Micellbildung erhöhen.<br />
Abb. 29 Lipidmembran Solubilierungsexperiment<br />
In einem Experiment wurde die ITC bei der Titration von POPC (Palmitoyl-oleoyl-hosphatidylcholin)<br />
mit dem Detergens C12EO6 (Hexaethylenoxiddodecylether) angewendet. Bevor wir jedoch das<br />
Ergebnis dieses Experiments nachvollziehen, müssen wir klären, warum bei der Hinzugabe eines<br />
Detergens zu einer Membran Wärme Q zu- oder abgeführt werden muss, um die Temperatur<br />
konstant zu halten.<br />
Das Detergens wird in Form von Micellen in die Lösung mit der Membran titriert und geht von den<br />
Micellen in die Membran über. Dabei verändert das Detergens seine Enthalpie, und diese<br />
Enthalpiedifferenz bewirkt eine Temperaturänderung der Probe.<br />
Bei den ersten Injektionen ist die Titrationswärme positiv: Bis zu einer kritischen Konzentration<br />
gehen die Detergensmoleküle in die Membran über, bei diesem Vorgang wird Energie benötigt<br />
(Titrationswärme muss zugeführt werden => endothermer Vorgang).<br />
Bei der kritischen Konzentration des Detergens (RSAT) werden die detergensgesättigten<br />
Membranen zerstört, es beginnen sich Micellen zu bilden (roter Blitz). Dieser Vorgang ist nun<br />
exotherm, Wärme muss entzogen werden => Titrationswärme ist negativ.<br />
Wenn die Detergenskonzentration einen noch höheren Wert erreicht (RSOL), lösen sich alle<br />
Lipidmoleküle in der Lösung, in der Folge verschwindet die Titrationswärme vollständig (grüner<br />
Blitz).<br />
Wenn man die Differenzen der molaren Titrationsenthalpien ∆H (gewonnen durch Integration der<br />
Peaks) gegen das molare Verhältnis von Detergens zu Lipid aufträgt, erhält man oben angeführte<br />
Kurve. Die beiden Wendepunkte der Kurve geben dabei an:<br />
• roter Blitz: Rsat, das ist das Verhältnis von Detergens zu Lipid, bei dem erste Lipidmicellen<br />
gebildet werden<br />
• grüner Blitz: Rsol, das ist das Verhältnis von Detergens zu Lipid, bei dem alle<br />
Lipidmoleküle in Micellen vorliegen, also die Membran vollständig zerstört ist<br />
57. Wie unterscheidet sich die Solubilisierung einfacher Lipidvesikel (nur aus<br />
Phoshatidylcholin bestehend) von der Raft-Lipide enthaltender Vesikel?<br />
Als Solubilisierung bezeichnet man im engeren Sinne die Herstellung einer thermodynamisch<br />
stabilen, isotropen Lösung einer mäßig- bis schwerlöslichen Substanz in einem umgebenden<br />
Lösungsmittel (zumeist Wasser) durch Zugabe amphiphiler (ein ende hydrophob, das andere<br />
hydrophil) Substanzen, meistens Detergentien. Die einfachen Lipidvesikel lassen sich,bei<br />
genügender Konzentration, relativ einfach damit auseinandernehmen, was nicht ganz so gut<br />
funktioniert wenn Membrandomänen(Raft-Lipide) vorhanden sind, da solche Membranen DRM<br />
(Detergentien-Resistente-Membranen) sind.<br />
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