JAHRESBERICHT 2009 - NGD - Gruppe Norddeutsche Gesellschaft ...
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Altenhilfe, Wohnen, Sozialpsychiatrie, Suchthilfe<br />
70<br />
Seit Juni 2008 arbeitet Heike Paulsen im Kompass ’98,<br />
einer Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen.<br />
Seit Oktober 2004 bestimmen Klinik- und<br />
Kuraufenthalte sowie Medikamente, die<br />
sie regelmäßig einnehmen muss, ihr<br />
Leben. Nach jeder Entlassung wird sie in<br />
ihr altes Umfeld zurückgeworfen, ist wie<br />
zuvor den Belastungen von Beruf und<br />
Familie ausgesetzt. Diesem Druck kann<br />
Heike Paulsen nicht standhalten. Die Folge<br />
ist eine schwere Depression. Immer weniger<br />
ist sie in der Lage, sich um ihre Kinder<br />
zu kümmern. Ihre Arbeit hat sie zu diesem<br />
Zeitpunkt längst verloren. Nachbarn,<br />
Freunde und Bekannte distanzieren sich<br />
von ihr. Auch ihre Ehe leidet unter der<br />
Situation, droht zu zerbrechen. „Mein<br />
Mann konnte die Reaktion der Leute bei<br />
uns im Dorf nicht ertragen. Als Hexe haben<br />
die mich beschimpft und die Kinder<br />
in der Schule gemobbt“, erzählt sie mit<br />
leiser Stimme. Das Beziehungs-Aus kommt<br />
im Sommer 2005 – per Telefon.<br />
Entspannung beim gemeinsamen Minigolfspiel –<br />
die vierfache Mutter genießt es,<br />
Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.<br />
Als Heike Paulsen Anfang 2006 im<br />
Klinikum Schleswig von der Möglichkeit<br />
einer Eingliederungshilfe in der TIDE<br />
erfährt, ist sie zunächst skeptisch. Zu<br />
groß ist die Angst, in ein Heim abgeschoben<br />
zu werden und ihre Kinder zu<br />
verlieren. Das Team der TIDE versucht<br />
ihr diese Ängste zu nehmen und setzt<br />
sich gegenüber dem Leistungsträger für<br />
eine individuell auf ihren Bedarf zugeschnittene,<br />
vollstationäre Betreuung in<br />
den eigenen vier Wänden ein. Mit Erfolg:<br />
Im März 2006 kann Heike Paulsen eine<br />
Eineinhalbzimmerwohnung im Zentrum<br />
von Eckernförde beziehen, in der sie<br />
Raum für sich selbst und ihre vier Kinder<br />
hat. Kommen diese an den Wochenenden<br />
zu Besuch, steht die TIDE ihr organisatorisch<br />
zur Seite und moderiert bei Bedarf<br />
auch die Ansprüche von Mutter und<br />
Kindern.