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Unterschiede zwischen Kur und Rehabilitation in der Wahrnehmung ...

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– 21 –<br />

2.4 <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> <strong>Kur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> belletristischen Literatur<br />

1920 schrieb Thomas Mann den Roman „Der Zauberberg“. Die Novelle entstand<br />

im Zeitraum von 1913 bis 1924. Angeregt zum Schreiben wurde <strong>der</strong> Autor<br />

anlässlich e<strong>in</strong>es Besuches im Lungensanatorium von Davos. 1912 verbrachte<br />

dort se<strong>in</strong>e Frau Katia sechs Monate. Der Autor schrieb über se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>drücke,<br />

die er <strong>in</strong> Davos sammelte. Im Roman geht es um den früh verwaisten Hamburger<br />

Patriziersohn Hans Castorp, dessen Leben (bezüglich <strong>der</strong> Lebensgeschichte<br />

<strong>und</strong> des Aussehens) e<strong>in</strong>ige Parallelen zu Mann selbst zeigt.<br />

Nach dem bestandenen Ingenieurexamen wollte Castorp se<strong>in</strong>en lungenkranken<br />

Vetter im Sanatorium besuchen. Dafür hatte <strong>der</strong> damals 23-Jährige drei Wo-<br />

chen vorgesehen; doch letztendlich gibt die Hauptperson ihr „normales Leben“<br />

für sieben Jahre <strong>Kur</strong> auf. In diesem Roman verweist Mann <strong>in</strong>direkt auf die wich-<br />

tigsten Argumente gegen die Inanspruchnahme e<strong>in</strong>er stationären Heilbehandlung.<br />

Er zeigt, dass durch die <strong>Kur</strong> e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Belastung, e<strong>in</strong>e Belastung für<br />

die Familie <strong>und</strong> die Ehe resultieren kann. Weiterh<strong>in</strong> wird die Vernachlässigung<br />

von den Alltagspflichten <strong>und</strong> vom Beruf angesprochen. Im Laufe des Romans<br />

verfällt die Hauptfigur <strong>in</strong> e<strong>in</strong> immer stärkeres Des<strong>in</strong>teresse für ihr ursprüngliches<br />

Leben, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zustand des „Krankse<strong>in</strong>s“ <strong>und</strong> des sek<strong>und</strong>ären Krankheitsgew<strong>in</strong>ns<br />

wird bedeutend für Castorp.<br />

Mann stellte die weitgehend passiven Maßnahmen <strong>der</strong> <strong>Kur</strong>ortmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Davos<br />

dar, die sich eher hemmend auf den Therapieerfolg auswirkten. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die täglichen st<strong>und</strong>enlangen Ruhe- <strong>und</strong> Liegezeiten suggerieren dem Patienten<br />

<strong>und</strong> auch dem Leser, dass e<strong>in</strong>e <strong>Kur</strong> etwas mit „Ausruhen“, „Nichtstun“ <strong>und</strong> mit<br />

Urlaub zu tun habe.<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es literarisches Werk zum Thema <strong>Kur</strong> stammt von Thomas Manns<br />

Fre<strong>und</strong> Hermann Hesse. Der 1923 schon 46-jährige Hesse begab sich aufgr<strong>und</strong><br />

zunehmen<strong>der</strong> Gicht <strong>und</strong> Ischiasbeschwerden <strong>in</strong> den schweizerischen<br />

<strong>Kur</strong>ort Baden. Anfang des Jahres 1924 erschien das autobiographische Werk

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