WIRTSCHAFT+ MARKT
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10 | W+M LÄNDERREPORT<br />
DER MITTELSTAND<br />
IM DIGITALEN WANDEL<br />
Die Digitalisierung der Wirtschaft stellt den Mittelstand vor neue<br />
Herausforderungen. Laut einer aktuellen Studie der Commerzbank<br />
AG, welche W+M exklusiv für die neuen Länder vorliegt, erwartet<br />
ein Fünftel der darin befragten ostdeutschen Mittelständler, dass<br />
bisherige Geschäftsmodelle durch die aktuelle digitale Entwicklung<br />
infrage gestellt werden. Von Matthias Salm<br />
Digitalisierung heißt in der Praxis deshalb<br />
bisher vor allem Optimierung von administrativen<br />
Abläufen, etwa durch flexiblere<br />
Arbeitsformen oder durch Online-<br />
Wartungen und -Services. Neue Produktionsformen<br />
sowie die Vernetzung<br />
der Wertschöpfungskette vom Lieferanten<br />
bis zum Kunden werden dagegen bisher<br />
noch selten verwirklicht. Neue Geschäftsmodelle<br />
und neue Produkte als<br />
Folge der Digitalisierung halten die befragten<br />
Mittelständler zwar für grundsätzlich<br />
denkbar. Konkrete Pläne liegen aber<br />
meist noch nicht in ihren Schubladen.<br />
Internet der Dinge, Big Data oder Cloud<br />
Computing – hinter dem Schlagwort der<br />
Digitalisierung der Wirtschaft verbirgt<br />
sich gleich ein ganzes Bündel zukunftsweisender<br />
Technologien. Ohne Zweifel: Der<br />
tiefgreifende digitale Wandel hat längst<br />
auch den Mittelstand erfasst. Er ruft in<br />
den Augen vieler Unternehmer neue Sicherheitsrisiken<br />
hervor, erfordert hohe Investitionen<br />
und bietet zurzeit auch nur wenig<br />
verlässliche Standards.<br />
ZURÜCKHALTUNG IM OSTEN<br />
Diese Sichtweise teilen auch die mittelständischen<br />
Betriebe in Ostdeutschland:<br />
Ein Viertel der hiesigen Mittelständler registriert<br />
demnach, dass sich die Schlüsseltechnologien<br />
in ihrer Branche im Umbruch<br />
befinden. Ein Fünftel sieht bisherige<br />
Geschäftsmodelle durch die aktuelle<br />
digitale Entwicklung unter Druck. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt die aktuelle Studie<br />
der Mittelstandsinitiative Unternehmer-<br />
Perspektiven der Commerzbank, zu der<br />
rund 4.000 Mittelständler bundesweit zu<br />
den Chancen und Risiken der Digitalisierung<br />
befragt wurden.<br />
Doch allen Unwägbarkeiten zum Trotz:<br />
Eine Mehrheit der Mittelständler in<br />
Deutschland erkennt in der Digitalisierung<br />
der Wirtschaft vor allem neue Chancen<br />
– sowohl für das eigene Unternehmen<br />
als auch für den Standort Deutschland.<br />
Die Realität in den Firmen hinkt den optimistischen<br />
Erwartungen allerdings noch<br />
hinterher. Knapp zwei Drittel der von der<br />
Commerzbank deutschlandweit befragten<br />
Unternehmen räumen ein, dass das<br />
Thema Digitalisierung bisher vom Mittelstand<br />
vernachlässigt wurde.<br />
Anteil Digitaler Innovatoren an Gesamtzahl der befragten Unternehmen<br />
Berlin<br />
Sachsen<br />
Thüringen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Brandenburg<br />
Bundesdurchschnitt<br />
8%<br />
9%<br />
9%<br />
10%<br />
14%<br />
15%<br />
18%<br />
Sicher ist: Die Digitalisierung fordert die<br />
Firmenchefs im Mittelstand heraus. Insbesondere<br />
Komplexität und Geschwindigkeit<br />
des digitalen Fortschritts verunsichern<br />
die Unternehmer. Als Barriere wirkt<br />
OSTDEUTSCHER MITTELSTAND<br />
SETZT AUF EFFIZIENZ<br />
Neben der Frage der Digitalisierung beleuchtet<br />
die Commerzbank-Studie auch<br />
weitere Herausforderungen für das Management<br />
ostdeutscher Betriebe.<br />
Demnach blicken die ostdeutschen Mittelständler<br />
vorsichtig optimistisch in<br />
die Zukunft: 37 Prozent der Unternehmen<br />
rechnen mit einem substanziellen<br />
Wachstum in den nächsten fünf Jahren<br />
(Bundesdurchschnitt: 48 Prozent). 48<br />
Prozent wollen mittelfristig ihr aktuelles<br />
Niveau halten, nur 13 Prozent erwarten<br />
rückläufige Umsätze. In engen Märkten<br />
setzen die Unternehmen vor allem auf<br />
Effizienz. Zwischen Ostsee und Erzgebirge<br />
stehen deshalb Kostensenkungen<br />
und die Steigerung der Produktivität –<br />
wie auch die Bewältigung des Fachkräftemangels<br />
– in den nächsten fünf Jahren<br />
auf der Agenda.<br />
Eine Möglichkeit, Kosten zu reduzieren:<br />
Energieeffizienz. Insbesondere in Sachsen-Anhalt<br />
(62 Prozent) und Thüringen<br />
(56 Prozent) wird Energieeffizienz als<br />
wesentliche Kostenbremse angesehen.<br />
Existenziell notwendig ist ein Energieeffizienzmanagement<br />
für sogar ein Fünftel<br />
der ostdeutschen Unternehmen.<br />
Quelle Schaubild: Commerzbank AG, Illustration: freepics.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015<br />
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