WIRTSCHAFT+ MARKT
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32 | W+M SERIE<br />
Weniger Mittel –<br />
mehr Innovation<br />
Neuansiedlungen, Betriebserweiterungen,<br />
zusätzliche Arbeitsplätze<br />
– die einst als strukturschwach<br />
geltende Brandenburger Wirtschaft hat<br />
sich 2015 weiter dynamisch entwickelt.<br />
Die Voraussetzungen dafür wurden nicht<br />
zuletzt seit 1990 durch den Einsatz von<br />
EU-Fördermitteln geschaffen.<br />
Die Kehrseite des Erfolgs: Brüssel stuft<br />
Brandenburg künftig als Übergangsregion<br />
ein. Für die aktuelle Förderperiode<br />
2014–2020 muss das Land deshalb<br />
nun mit weniger EU-Mitteln haushalten.<br />
Für die drei wichtigsten EU-Fonds heißt<br />
dies in Zahlen: 846 Millionen Euro aus EF-<br />
RE-Mitteln, 363 Millionen Euro aus dem<br />
Europäischen Sozialfonds ESF und 965<br />
Millionen Euro aus dem Landwirtschaftsfonds<br />
ELER.<br />
Brandenburg wird sich beim Mitteleinsatz<br />
daher in den kommenden Jahren auf<br />
ausgewählte Förderschwerpunkte konzentrieren.<br />
Die Gelder aus dem Europäischen<br />
Fonds für regionale Entwicklung<br />
(EFRE) sollen vor allem in Forschung, Entwicklung<br />
und Innovation fließen. 346 Millionen<br />
Euro (41 Prozent der gesamten EF-<br />
RE-Förderung) werden demnach eingesetzt,<br />
um die Forschungsinfrastruktur an<br />
Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen<br />
sowie betriebliche Innovationsmaßnahmen<br />
zu stärken.<br />
Mit Fördermitteln der EU wurden auch<br />
in den zurückliegenden Jahren bereits<br />
viele innovative Entwicklungen made in<br />
Brandenburg angeschoben. Ein Beispiel<br />
ist die Hennigsdorfer Fiagon GmbH: Der<br />
mehrfach ausgezeichnete Medizintech-<br />
nik-Hersteller entwickelt neuartige Navigationsgeräte<br />
für die Chirurgie. Damit<br />
lassen sich Eingriffe bereits vor der Operation<br />
computergestützt dreidimensional<br />
planen und dann während der Operation<br />
kontrolliert umzusetzen. Dem Chirurgen<br />
wird dabei die Position eines navigierten<br />
Instruments während der Operation<br />
in Bild- und Modelldaten des Patienten<br />
auf einem Monitor angezeigt. Die<br />
Entwicklung des Sensorsystems zur Navigation<br />
chirurgischer Instrumente wurde<br />
mit rund 330.000 Euro aus Brüsseler<br />
Fördertöpfen unterstützt.<br />
Die Fiagon GmbH ist nur eines von rund<br />
2.000 Unternehmen, das allein im Förderzeitraum<br />
2007–2013 mit EFRE-Mitteln<br />
Investitionen getätigt hat. Wie auch<br />
das traditionsreiche Familienunternehmen<br />
Bäckerei Peter und Cornelia Dreißig<br />
KG in Guben, das mit EU-Mitteln seine<br />
Produktion erweiterte oder die Teltower<br />
Od-Os GmbH, die EU-Fördermittel<br />
EU-FÖRDERVOLUMEN BRANDENBURG<br />
EFRE<br />
ESF<br />
ELER<br />
EFRE<br />
ESF<br />
ELER<br />
Förderperiode 2007–2013<br />
1,5 Mrd. €<br />
620 Mio. €<br />
1,137 Mrd. €<br />
Förderperiode 2014–2020<br />
846 Mio. €<br />
363 Mio. €<br />
965 Mio. €<br />
Auch die Firma Fiagon, die Navigationsgeräte<br />
für die Chirurgie entwickelt, wurde mit EU-<br />
Mitteln gefördert.<br />
bei der Entwicklung einer computergestützten<br />
Augenlasertherapie vor allem für<br />
Patienten mit diabetischen Augenerkrankungen<br />
einsetzen konnte.<br />
Auch die Forschungsmöglichkeiten an<br />
den märkischen Universitäten und Hochschulen<br />
wurden dank Brüsseler Finanzspritzen<br />
kontinuierlich ausgebaut. In Potsdam<br />
steuerte die EU neun Millionen Euro<br />
zum Bau des neuen Hauptgebäudes des<br />
Hasso-Plattner-Instituts bei. In die Modernisierung<br />
der Hochschule für nachhaltige<br />
Entwicklung Eberswalde konnten<br />
mehr als elf Millionen Euro aus EU-<br />
Mitteln investiert werden.<br />
Insgesamt wurden in der abgelaufenen<br />
Förderperiode rund 6.000 Projekte mit<br />
EFRE-Geldern bestritten und so mehr als<br />
5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Für<br />
die wirtschaftliche Entwicklung des Landes<br />
standen dafür 1,5 Milliarden Euro aus<br />
dem EU-Fonds bereit.<br />
So bleibt in Brandenburg die Botschaft<br />
auch bei nunmehr reduziertem Fördervolumen<br />
eindeutig. „Der EFRE bleibt<br />
auch künftig ein Triebwerk für Wirtschaftswachstum<br />
und Wohlstand in<br />
unserem Land”, beschrieb Brandenburgs<br />
Wirtschaftsminister Albrecht Gerber<br />
anlässlich des Brandenburger Fördertags<br />
der Investitionsbank des Landes<br />
Brandenburg (ILB) die Bedeutung<br />
der EU-Förderung für das Land.<br />
<br />
Matthias Salm<br />
Foto: Fiagon GmbH, Quelle Schaubild: ILB/EU<br />
<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015