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WIRTSCHAFT+ MARKT

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52 | W+M RATGEBER<br />

RESTRUKTURIERUNG<br />

IN DER KRISE<br />

Vier Fragen an …<br />

Dr. Michael Bormann<br />

W+M : Was ist bei einer Restrukturierung<br />

zu beachten?<br />

Michael Bormann: Bei Unternehmen in<br />

Krisensituationen gilt es in den meisten<br />

Fällen, zunächst die Liquidität zu sichern.<br />

Danach müssen die Assets erhalten werden.<br />

Das sind die gefüllten Auftragsbücher,<br />

das sind aber auch die Maschinen<br />

und Anlagen, und auch die fachlich versierte<br />

Belegschaft. Hier befinden sich<br />

die Werte des Unternehmens. Dann gilt<br />

es, die einzelnen Prozesse im Unternehmen<br />

kritisch unter die Lupe zu nehmen,<br />

um dann ein Sanierungskonzept erstellen<br />

zu können, was den Ansprüchen der involvierten<br />

Banken gerecht wird. Das umfasst<br />

ein zeitnahes Reporting über die finanzielle<br />

Situation, aber auch Verhandlungen<br />

mit Lieferanten und Kunden über zu<br />

verändernde Preise und Zahlungsmodalitäten.<br />

Darüber hinaus wird dann in einigen<br />

Fällen die Suche nach neuen Investoren<br />

oder strategischen Partnern erforderlich<br />

sein.<br />

W+M : Wie bezieht man die Hausbank optimal<br />

in eine Restrukturierung ein?<br />

Michael Bormann: Banken und andere<br />

Finanzierungspartner wie etwa mittelständische<br />

Beteiligungsgesellschaften<br />

müssen in diesen Prozess intensiv einbezogen<br />

werden. Zumeist ist es ja die<br />

Hausbank, die die Reißleine zieht, um<br />

den Unternehmen einen Neustart zu ermöglichen.<br />

In der Regel muss das Unternehmen<br />

seine Finanzierungsstrategie im<br />

Zuge der Restrukturierung neu gestalten,<br />

es müssen neue Formen der alternativen<br />

Finanzierung entwickelt oder auch Leasing-<br />

beziehungsweise Factoring-Institute<br />

neu einbezogen werden. Dieser Prozess<br />

muss zügig vonstattengehen, gerade<br />

weil sich das Unternehmen in einer<br />

Liquiditätskrise befindet. Das erfordert<br />

dann Bankenrunden, die von Restrukturierungsexperten<br />

moderiert werden sollten.<br />

Das sind in der Regel harte Verhandlungen,<br />

in denen die bisherigen Eigentümer<br />

des Unternehmens unterstützt werden<br />

müssen, weil sich die Situation sehr<br />

komplex darstellt.<br />

W+M : Sollte das bisherige Management<br />

an Bord bleiben?<br />

Michael Bormann: Das sollte man von<br />

Fall zu Fall betrachten. Auf der einen Seite<br />

sind die Erfahrungen des bisherigen Managements<br />

in ihren Unternehmen sehr<br />

hilfreich. Auf der anderen Seite muss<br />

man genau analysieren, was die Ursachen<br />

dafür waren, dass das Unternehmen<br />

in die Krise gekommen ist und welche<br />

Rolle die handelnden Personen gespielt<br />

haben.<br />

W+M : Was bringt der Einsatz externer Berater<br />

im Prozess einer Restrukturierung?<br />

Michael Bormann: Bei einer Restrukturierung<br />

muss alles auf den Prüfstand,<br />

vom Produktmanagement über Einkauf,<br />

Logistik, Vertrieb bis hin zum Controlling<br />

und der Buchhaltung. Hier haben externe<br />

Berater die unverstellte Sicht auf die<br />

Dinge und können schnell handeln. Es<br />

gilt hier aber auch, die Belegschaft mitzunehmen<br />

und in diesen Prozess einzubeziehen.<br />

Insofern stellt sich nicht nur die<br />

Frage nach dem Einsatz externer Berater,<br />

sondern gegebenenfalls die nach dem<br />

Einsatz eines Interimsmanagers, der personelle<br />

Vakanzen, die im Krisenfall entstanden<br />

sind, sofort ausfüllen kann.<br />

MICHAEL BORMANN<br />

Dr. Michael Bormann ist Gründungspartner<br />

der Sozietät bdp Bormann,<br />

Demant & Partner mit Büros unter<br />

anderem in Berlin, Dresden, Rostock<br />

sowie in Tianjin (China). Er berät Unternehmer<br />

in Fragen der Finanzierung,<br />

Restrukturierung, M&A und<br />

Unternehmensnachfolge sowie beim<br />

Aufbau von Produktionsstätten in<br />

China. Den Lesern von W+M wird er<br />

in diesem Jahr als Experte für Finanzierungsfragen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

www.bdp-team.de<br />

Foto: bdp<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015

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