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WIRTSCHAFT+ MARKT

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BRANDENBURG | 21<br />

wickeln. Jeder Euro, den wir in Bildung<br />

investieren, ist gut angelegtes Geld für<br />

den Wirtschaftsstandort. Gute Bildungspolitik<br />

ist Wirtschaftspolitik und übrigens<br />

auch Sozialpolitik.<br />

W+M: Was sind in Brandenburg die hoffnungsvollsten<br />

Wachstumsbranchen mit<br />

hohem Zukunftspotenzial?<br />

Dietmar Woidke: Im Jahr 2005 haben<br />

wir uns darauf geeinigt, keine Gießkannenförderung<br />

mehr vorzunehmen. Wir<br />

haben uns auf Schwerpunkte konzentriert,<br />

wo wir sicher sind, dass dieses<br />

Geld neue Arbeitsplätze und mehr Wirtschaftsstärke<br />

des Landes bewirkt. Die<br />

regionalen Wachstumskerne haben sich<br />

absolut bewährt. Alle haben sich gut entwickelt.<br />

Zusätzlich konzentrieren wir uns<br />

auf Cluster. Hier arbeiten wir eng mit Berlin<br />

in den Bereichen Energietechnik, Gesundheitswirtschaft,<br />

Medien- und Kreativwirtschaft,<br />

Optik und Verkehr zusammen.<br />

Ebenso erfolgreich ist die Arbeit<br />

in unseren Landesclustern Ernährungswirtschaft,<br />

Kunststoff/Chemie, Metall<br />

und Tourismus. Diese Schwerpunktsetzung<br />

hat sich für das Land und alle Regionen<br />

ausgezahlt.<br />

W+M: In den zurückliegenden 25 Jahren<br />

ging nicht alles gut, was die jeweiligen<br />

Landesregierungen wirtschaftspolitisch<br />

angepackt haben – erinnert sei hier an<br />

den Cargolifter, den Lausitzring oder den<br />

Großflughafen BER. Welche Lehren hat<br />

die Landesregierung aus den problematischen<br />

Großprojekten gezogen?<br />

komme. Solche Signale sind von großer<br />

Bedeutung. Der Lausitzring hat sich zwischenzeitlich<br />

als vierte große deutsche<br />

Rennstrecke etabliert. 2015 finden wieder<br />

die DTM sowie internationale Motorradmeisterschaften<br />

und verschiedene<br />

andere Rennen statt. Insgesamt bin<br />

ich zuversichtlich, dass hier auf gute Konzepte<br />

gesetzt wird.<br />

Der BER wiederum gehört in eine andere<br />

Kategorie. Neben Fehlern im politischen<br />

Bereich gibt es auch Dinge, die<br />

so nicht vorhersehbar waren. Ich nenne<br />

die überaus positive Entwicklung der<br />

Fluggastzahlen. Im Jahr 1998 gingen wir<br />

von einer Verdopplung der Fluggastzahlen<br />

auf 20 Millionen pro Jahr für den BER<br />

aus, was damals für heftige Landtagsdebatten<br />

sorgte. Diverse Gutachten sprachen<br />

sogar von einer rückläufigen Entwicklung.<br />

Heute haben wir in Berlin und<br />

Schönefeld bereits 27 Millionen Passagiere.<br />

Jeder Flughafenstandort wäre<br />

begeistert von einer solchen Entwicklung.<br />

Die Zuwachszahlen sind einmalig<br />

in Deutschland. Also haben wir es mit<br />

einem positiven Problem zu tun, das es<br />

zu lösen gilt.<br />

Alle drei Projekte, so unterschiedlich<br />

und kompliziert sie waren, haben<br />

zur Entwicklung der Wirtschaft in<br />

Brandenburg beigetragen. Übrigens:<br />

Tropical Islands ist mittlerweile<br />

ganz vorn bei den Urlaubszielen,<br />

die von Deutschlandbesuchern<br />

genannt werden.<br />

W+M: Die Braunkohle ist für Brandenburgs<br />

Wirtschaft und den Arbeitsmarkt<br />

wichtig. Was halten Sie von den Plänen<br />

des Bundeswirtschaftsministers, eine<br />

Zusatzsteuer für ältere Braunkohlekraftwerke,<br />

die es auch in Brandenburg gibt,<br />

einzuführen?<br />

Dietmar Woidke: Also ich halte von Sigmar<br />

Gabriel recht viel. Ich kenne ihn auch<br />

schon sehr lange. Von der Idee einer Zusatzsteuer<br />

für Braunkohlekraftwerke halte<br />

ich aber gar nichts. Das hängt damit<br />

zusammen, dass die damit verbundene<br />

Grundannahme aus meiner Sicht falsch<br />

ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir<br />

in Deutschland ein gutes Beispiel für andere<br />

Länder sind, wenn wir aus Klimaschutzgründen<br />

politisch gewollt Industriearbeitsplätze<br />

abschaffen. Und das ist<br />

der Kern dieses Vorschlags. Er kommt<br />

aus einem Verständnis, dass die deutsche<br />

Industrie unendlich belastbar ist,<br />

Dietmar Woidke: Aus jedem Fehler, den<br />

man macht, wird man schlauer, wenn<br />

man nicht ignorant ist. Betrachtet man<br />

die genannten Projekte, so sind sie doch<br />

sehr verschieden. Cargolifter haben wir<br />

unterstützt wie jede andere Unternehmensinvestition<br />

in der Wirtschaft. Denn<br />

letztlich war es eine privatwirtschaftliche<br />

Initiative, für die auch viele Privatinvestoren<br />

ihr Geld gaben. Also<br />

nicht vergleichbar mit einem Infrastrukturvorhaben<br />

wie dem Lausitzring.<br />

Hier war es zunächst<br />

ein Signal für die berlinfernere<br />

Region, aus der auch ich<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015

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