22 FORSCHUNGSSTRUKTUREN IN ISRAELTechnion HaifaDas Technion, die älteste Hochschule Israels, wurde als TechnischeUniversität nach deutschem Vorbild gegründet. AufInitiative des Hilfsvereins Deutscher Juden, einer jüdischenWohlfahrtseinrichtung in Deutschland, wurde 1909 das „JüdischeInstitut für technische Erziehung in Palästina“ in Berlinins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Gründung einer solchenHochschule in Palästina vorzubereiten.Die Grundsteinlegung für das erste Gebäude erfolgteim Jahr 1912. Ein langer Streit über die Unterrichtssprache(Hebräisch, Deutsch oder Englisch) wurde 1914, mit Beginn desersten Weltkriegs, zugunsten des Hebräischen entschieden.Aufgrund des Krieges konnte das Technion aber erst 1924seine Pforten öffnen.Nach einigen Anfangsschwierigkeiten stabilisierte sichdas Technion in den 30er-Jahren, insbesondere nach demZustrom deutscher Immigranten, darunter auch viele Hochschulkräfteund Forschende, die neue Studienfächer am Technionetablierten.Heute beherbergt das Technion 18 Fakultäten mit 40Forschungszentren und Instituten für technische, naturwissenschaftlicheund medizinische Fächer. Ein rund 850 Personenzählender Lehrkörper betreut über 13.000 Studierende.Das Technion kann darauf verweisen, dass es mit der Ausbildungvon fast 80.000 jungen Menschen zu Ingenieuren, Wissenschaftlern,Ärzten und Architekten einen wesentlichenBeitrag zu Israels Aufstieg zum Hochtechnologieland geleistethat. In den Ingenieurwissenschaften ist das Technion nachwie vor die dominierende Ausbildungs- und Forschungseinrichtung,mit einem Forschungsbudget von über 50 Mio. US$pro Jahr aus externen Quellen. Außerdem ist es die erste undeinzige Universität Israels, deren Forscher einen Nobelpreis inden Naturwissenschaften erhalten haben.Das Technion unterhielt schon vor der Gründung desisraelischen Staates und vor allen anderen israelischen Universitätenenge Kontakte zur Industrie. Darüber hinaus verfügtdie Hochschule über ein Netzwerk von Tochterunternehmen,die an der Gründung zahlreicher Hightech-Firmenbeteiligt waren. Besonders aktiv ist das Technion in der Vertragsforschung.Zu seinen Auftraggebern zählen Firmen ausaller Welt, darunter auch aus Deutschland.Die ersten Kontakte mit Deutschland entstanden überdas deutsche Bundesland Niedersachsen und die Volkswagen-Stiftung. Im Jahre 1983 vereinbarten das NiedersächsischeMinisterium für Wissenschaft und Künste und das Technionein gemeinsames Forschungsprogramm, das im Wesentlichenaus Mitteln der Niedersächsischen VolkswagenStiftungfinanziert wurde. Mit Hilfe dieses Programms konnten bisherüber 106 gemeinsame Projekte zwischen den Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftlern des Technions und niedersächsischenForschungseinrichtungen durchgeführt werden.Forschende des Technions und ihre deutschen Kolleginnenund Kollegen sind in allen deutsch-israelischen F&E-Förderprogrammen sowie den EU-Forschungsrahmenprogrammenvertreten.Außerdem findet ein fruchtbarer Austausch mit zahlreichendeutschen Universitäten statt, darunter die Rheinisch-WestfälischeTechnische Hochschule Aachen, die TechnischeUniversität Berlin, die Ludwig-Maximilian-UniversitätMünchen, das Karlsruher Institut für Technologie sowie dieRuprecht-Karls-Universität Heidelberg und die UniversitätStuttgart.Das Technion unterhält darüber hinaus enge Beziehungenzu verschiedenen Forschungseinrichtungen, unter anderemzu Max-Planck-Instituten, Fraunhofer-Instituten, demForschungszentrum Jülich und dem Deutschen Zentrum fürLuft- und Raumfahrt (DLR).Im Rahmen der Minerva-Forschungszentren, welchevon der Minerva Stiftung der Max-Planck-Gesellschaft finanziertwerden, wird die Kooperation zwischen deutschen undisraelischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen inverschiedenen Forschungsbereichen gefördert.In einigen Minerva-Zentren forscht das Technion unterseiner eigenen Leitung; andere Zentren werden in Zusammenarbeitmit israelischen Universitäten geführt.Auch mit der deutschen Industrie arbeiten Wissenschaftlerund Wissenschaftlerinnen des Technions zusammen,unter anderem mit den Firmen Bayer, Siemens, Bosch,Henkel AG & Co. KGaA, SKT (Schunk KohlenstofftechnikGmbH), Carl Zeiss, STEAG und Vodafone.
FORSCHUNGSSTRUKTUREN IN ISRAEL 23TechnionDie Zusammenarbeit zwischen dem Technion und deutschen Forschungsinstituten ist außerordentlichwichtig und sollte beibehalten, ja sogar vertieft werden.Deutschland ist ein Land mit sehr großen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften unddas Technion möchte als führende natur- und ingenieurwissenschaftliche Hochschule Israels mit denweltweit besten Institutionen zusammenarbeiten. Die wissenschaftliche Kooperation dient zugleichals Brücke zwischen den beiden Nationen.Das Deutsch-Israelische Jahr der Wissenschaft und Technologie kann diese Zusammenarbeit abbilden,indem es der Öffentlichkeit einige der gemeinsamen wissenschaftlichen und technologischen Aktivitätenaufzeigt.Prof. Moshe Eizenberg, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung, Technion Haifa.