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Jens Peter Clausen: Historisch-kritischer Bibel-Überblick

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<strong>Jens</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Clausen</strong>: <strong>Historisch</strong>-<strong>kritischer</strong> <strong>Bibel</strong>-Überblick 72<br />

zeit um 50 n. Chr. spricht, daß einzelne, vor 50 n. Chr. erfolgte Christenverfolgungen<br />

durch Juden in Palästina (vgl. 1. Thess. 2,14-16) in Q bereits vorausgesetzt sind (Q 6,22f.;<br />

11,49-51; 12,4f.; 12,11f.), das Tempelwort Q 13,34f. die Tempelzerstörung 70 n. Chr. aber<br />

noch nicht voraussetzt. Die positive Erwähnung von Heiden in Q läßt auf eine Öffnung zur<br />

Heidenmission schließen (z. B. Q 10,13-15; 11,29-31), die zwischen 40 und 50 n. Chr. gut<br />

denkbar ist. Die Adressaten bzw. der Trägerkreis der Logienquelle bestand sowohl aus<br />

Wandermissionaren (wie aus Logien mit einem radikalen Ethos der Heimat-, Besitz- und<br />

Familienlosigkeit zu erschließen ist, z. B. Q 9,57-60; 10,3-12.16; 12,22-31; 12,51-53;<br />

14.26) als auch aus seßhaften Judenchristen in den Ortsgemeinden (wie aus Seßhaftigkeit<br />

voraussetzenden Logien zu ersehen ist wie dem Gleichnis vom Senfkorn und Sauerteig Q<br />

13,18-21 und dem Verbot der Ehescheidung Q 16,18). Die seßhaften Sympathisanten dürften<br />

wenigstens teilweise eine gewisse wirtschaftliche Basis gehabt haben, da zur Entscheidung<br />

zwischen Gott und Geld („Mammon“) aufgefordert wird (Q 16,13, vgl. 12,33f.).<br />

Entstehung: Die traditionsgeschichtliche Disparatheit des Q-Stoffes ist in der Forschung<br />

unbestritten, doch besteht noch kein Konsens über die Details. Sukzessives Wachstum (H.<br />

Schürmann, D. Zeller) wird genauso erwogen wie verschiedene Stufenmodelle (M. Sato, J.<br />

S. Kloppenborg). D. Lührmann und ähnlich S. Schulz rechnen mit zwei Schichten in Q.<br />

Die ältere Schicht wird bestimmt durch Menschensohn-Christologie, Naherwartung, nachösterlichen<br />

Enthusiasmus (Makarismen, Vaterunser) und charismatisch-eschatologische<br />

Toraverschärfung (Gebot der Feindesliebe, Verbot der Ehescheidung). Eine jüngere<br />

Schicht enthält demgegenüber Worte zur Parusieverzögerung (Q 13,24), geht – nach dem<br />

Scheitern der Q-Missionare an den Juden – von Heidenmission aus, spricht vom Gericht an<br />

Israel (Q 22,28.30) und erhält mit der Geschichte von der Versuchung Jesu (Q 4,1-13) Züge<br />

einer Proto-Biographie.<br />

Theologie: Grundüberzeugung der Logienquelle ist der Heilsanspruch Jesu, dessen Ablehnung<br />

Gerichtsandrohung zur Folge hat. Q konzentriert sich ganz auf den unterweisenden<br />

Jesus und entfaltet daher nicht den Kreuzestod Jesu als heilsrelevanten Sühnetod (auch herangezogen:<br />

Klaus-Stefan Krieger (Hrsg.): Die Logienquelle: Ein frühes Dokument über<br />

Jesus, in: <strong>Bibel</strong> und Kirche 54 (2/1999), S. 53 – 92).

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