Zukunft Schiene - Siemens Mobility
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Autobuses (OMSA) meist überladene Sammeltaxen<br />
und Minibusse den öffentlichen Personenverkehr<br />
übernehmen, ist die Kapazität der Verkehrswege<br />
längst erschöpft.<br />
„Vor Eröffnung der Metro-Linie 1 war der Personenverkehr<br />
in der Stadt geprägt von einer Vielzahl<br />
dieser Sammeltaxen und verschiedenen Minibus-<br />
Linien konkurrierender Unternehmen, den sogenannten<br />
sindicatos“, berichtet Miguel Berrozpe aus<br />
eigener Erfahrung. „In den vergangenen Jahren<br />
aber wuchs die Bevölkerung der dominikanischen<br />
Hauptstadt auf rund drei Millionen Einwohner an.<br />
Und mit diesem Bevölkerungswachstum nahm<br />
auch das Verkehrsaufkommen dramatisch zu –<br />
Pendler stehen oft stundenlang im Stau.“<br />
Die Metro soll das Verkehrsproblem lösen<br />
Das U-Bahn-Projekt soll diese Situation von Grund<br />
auf ändern. Die Metro wird von der „Behörde zur<br />
Neuordnung des Transportwesens“ (Oficina para el<br />
Reordenamiento del Transporte, OPRET) betrieben<br />
und ist Teil eines nationalen Raumordnungsplans.<br />
Der wurde vom langjährigen Präsidenten Leonel<br />
Fernández angeregt und soll die Verkehrssituation<br />
im ganzen Land verbessern. Speziell in Santo<br />
Domingo sieht die Gesamtplanung sechs sich<br />
ergänzende Metro-Linien vor, die um das Jahr<br />
2025 in Betrieb sein sollen.<br />
Die bereits 2009 eröffnete Linie 1 durchquert<br />
das Stadtzentrum in Nord-Süd-Richtung und entlastet<br />
die meist verstopfte Straßenbrücke über<br />
den Rio Isabela. Im südlichen Teil verläuft die<br />
Strecke unterirdisch, ab der Station Máximo<br />
Gómez bis zur Endstation Mamá Tingó im Norden<br />
auf einem Viadukt. Schon im ersten Betriebsjahr<br />
beförderte sie neun Millionen Passagiere, durchschnittlich<br />
rund 25.000 pro Tag. „Die Nachfrage<br />
ist seither ständig gestiegen und liegt heute bei<br />
über 100.000 Fahrten täglich“, so Miguel Berrozpe.<br />
Denn der Nutzen für die Reisenden ist offensichtlich:<br />
„In Spitzenzeiten beträgt die Reisezeit zwischen<br />
den Endstationen der Linie 1 weniger als 25<br />
Minuten. Auf der Straße würde man mehr als zwei<br />
Stunden brauchen.“<br />
Die neue Linie 2 soll, ergänzt durch spezielle<br />
Zubringerbusse, künftig noch mehr Menschen von<br />
den Straßen in die Metro locken. Berrozpe: „Beide<br />
Linien verbinden ja bevölkerungsreiche Stadtteile<br />
im Norden und Osten, in denen hauptsächlich<br />
Menschen mit unteren und mittleren Einkommen<br />
wohnen, mit der City, den Universitäten, Behörden<br />
„ como 09 | September 2012 focus<br />
Die Herausforderung<br />
bei der<br />
100-Prozent-<br />
Finanzierung:<br />
Konsortialpartner<br />
aus vier<br />
verschiedenen<br />
Ländern<br />
Silke Kleemann<br />
und Geschäftshäusern im Süden. Die westliche<br />
Endstation der Linie 2 im Stadtteil Los Alcarrizos<br />
wird vor allem Pendler bedienen. In einer zweiten<br />
Ausbauphase soll diese Strecke in beide Richtungen<br />
verlängert werden. Und eine direkt anschließende<br />
Linie 5 soll das Streckennetz von dort nach<br />
Süden in die historische Altstadt erweitern.“<br />
Als Konsortialführer ist <strong>Siemens</strong> nicht nur für<br />
die Steuerung des gesamten Projekts zuständig,<br />
sondern auch für die Installation der Signal- und<br />
Steuerungstechnik mit der automatischen Zugbeeinflus<br />
sung ZUB 222, des Betriebsleitsystems<br />
Vicos OC100, der Stromschienenoberleitung und<br />
der fünf sogenannten Unterwerke entlang der<br />
Strecke, die Gleichstrom mit 1.500 Volt Spannung<br />
in die Oberleitung einspeisen.<br />
Dass die neue Strecke der Linie 2 vollständig<br />
unterirdisch verläuft, hat mehrere Gründe. Einerseits<br />
sind die Platzverhältnisse in der Innenstadt<br />
recht beengt, andererseits erfordern die besonderen<br />
klimatischen und geologischen Verhältnisse auf<br />
der Insel auch spezielle Maßnahmen: „Santo Domingo<br />
liegt sowohl in der Hurrikan-Zone als auch in<br />
einer Zone seismischer Aktivität, wie das schwere<br />
Erdbeben im Nachbarstaat Haiti im Januar 2010<br />
gezeigt hat“, so Miguel Berrozpe. Die relative Luftfeuchte<br />
in Santo Domingo liegt bei tropischen 90<br />
Prozent, die Temperatur beträgt tagsüber bis 30 °C<br />
und nachts etwa 20 °C. Die salzhaltige Luft vom Meer<br />
kann die Anlagen und Leitungen schädigen, die<br />
Windgeschwindigkeit in Wirbelstürmen erreicht<br />
durchaus Werte um 200 km/h. Und damit die starken<br />
Regenfälle während der Hurrikan-Periode von<br />
Mai bis November die Tunnel nicht überfluten, ist<br />
eine entsprechend groß dimensionierte Pumpenan-<br />
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