Zukunft Schiene - Siemens Mobility
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„ Man muss Fahrgästen den Zugang und<br />
das Handling so leicht wie möglich machen<br />
horizon como 09 | September 2012<br />
Auch der Stadt- und Regionalverkehr entwickelt<br />
sich ja dynamisch ...<br />
Da sind es allerdings die großen Siedlungskonzentrationen<br />
und Megacities, die auf Massenverkehrslösungen<br />
setzen müssen. Städte verfügen –<br />
und das ist für mich ein ganz wesentlicher Punkt<br />
– nur begrenzt über innerstädtische Verkehrsflächen,<br />
vor allen Dingen für den ruhenden Verkehr.<br />
Und wir sehen es täglich: Gerade in der<br />
Hauptverkehrszeit sind fast alle Bahnen in Bewegung,<br />
während fast alle Autos stehen. Die meisten<br />
Autos verbrauchen Fläche einfach durch ihre<br />
Existenz, weil sie rund 90 Prozent ihrer Lebenszeit<br />
stehen, statt zu fahren. Das ist gerade für<br />
Agglomerationen das entscheidende Argument:<br />
Mit mehr Bahn können wir vorhandene Verkehrsflächen<br />
besser nutzen.<br />
Dann wäre die viel diskutierte Elektromobilität,<br />
die ja in der Regel mit Elektroautos in Verbindung<br />
gebracht wird, der falsche Weg?<br />
Elektromobilität auf der Straße löst ja genau dieses<br />
Verkehrsflächenproblem nicht. Das Thema<br />
hat im Moment einen umweltpolitischen Anstrich,<br />
der genau gesehen gar keiner ist, weil die Energie<br />
dafür derzeit einfach noch zu schlecht erzeugt<br />
und zu schlecht gewandelt wird. Die internationale<br />
Entwicklung zeigt aber, dass überall dort, wo<br />
die anfangs genannten Herausforderungen –<br />
Hochleistungs-Güterverkehr, schneller Personenfernverkehr<br />
und verlässlicher Stadtverkehr –<br />
zusammenkommen, derzeit neue Bahnprojekte<br />
entstehen.<br />
Bei innerstädtischen Nahverkehrsbahnen verzeichnen<br />
wir weltweit einen Boom – fast jeden Monat<br />
wird ein neues Projekt auf den Weg gebracht.<br />
Ja, allerdings als Reaktion auf bereits bestehende<br />
Probleme, nicht etwa vorausschauend, um Entwicklungsstruktur,<br />
Raumwirksamkeit zu entfalten.<br />
Da läuft die Entwicklung der Bahnprojekte<br />
der bevölkerungstechnischen Entwicklung hinterher.<br />
Man kann aber mit Bahnsystemen, die<br />
immer Raumwirksamkeit entfalten, auch Siedlungsentwicklung<br />
betreiben. Zum Beispiel in den<br />
Niederlanden legt man Bahnstrecken bewusst in<br />
Gebiete, um Ansiedlung zu betreiben. Das ist<br />
dann aber eine Aufgabe für die Politik.<br />
Hat man nicht schon in den Kindertagen der<br />
Bahn mit neuen Strecken die Raumentwicklung<br />
im zwischenstädtischen Bereich forciert?<br />
Das war im 19. Jahrhundert so, und das Prinzip<br />
funktioniert sowohl zwischen den Städten als<br />
auch vor allen Dingen innerstädtisch. Die Straßenbahn<br />
hat eine innerstädtische Mobilität<br />
ermöglicht, die es vorher überhaupt nicht gab.<br />
Dabei wird heute das Thema Energie in der<br />
allgemeinen Debatte immer sehr hoch aufgehängt.<br />
Weil da jeder mitreden kann. Für mich liegen aber<br />
die eigentlichen Vorteile in der Raumentwicklung<br />
mit dem positiven Nebeneffekt, dass <strong>Schiene</strong>nverkehr<br />
auch energetisch vorteilhaft ist, wenn man es<br />
gut macht. Bahnen müssen deshalb Treiber sein,<br />
in diese erneuerbaren Energieszenarien einzusteigen,<br />
und die Deutsche Bahn hat da aus meiner<br />
Sicht eine gute Zielvorstellung: von den erneuerbaren<br />
Energien so zu partizipieren, dass sie im<br />
Jahr 2050 rein erneuerbar fährt. Ein selten<br />
berücksichtigter, wenn auch für die weitere Bahnentwicklung<br />
nicht entscheidender energetischer<br />
Vorteil ist ja, dass bei der elektrischen Bahn nicht<br />
nur der Antrieb energieeffizient ist. Fahrende<br />
Züge sind zusammengenommen auch ein großer<br />
mechanischer Energiespeicher, der beim Bremsen<br />
Strom ins Netz zurückspeisen kann.<br />
In der allgemeinen Diskussion geht es ja eher<br />
darum, fossile Treibstoffe einzusparen. Ist deshalb<br />
das Thema E-Mobilität so sehr auf Straßenfahrzeuge<br />
fixiert?<br />
Die Frage nach der Verknappung des Erdöls stellt<br />
sich so gar nicht, kritisch wirkt vor allem die Verteuerung.<br />
Man findet ja doch immer wieder<br />
irgendwas, und wenn man es aus Schiefer herauspressen<br />
muss. Aber die schon heute beginnende<br />
Verteuerung wird die Nutzung fossiler Energie<br />
künftig auf hochpreisige Transporte beschränken,<br />
die wie bei Luftverkehr und Seeschiffsverkehr<br />
den energetisch hochwertigen Energiespeicher<br />
Erdöl brauchen. Wo wir aber elektrische<br />
Energie aus alternativen Quellen beziehen können,<br />
hat die <strong>Schiene</strong> eine sehr gute Perspektive,<br />
denke ich.<br />
Das gilt ohne Einschränkungen?<br />
Ja gut, die Politik muss das unterstützen und die<br />
Bahn muss entsprechend starke Leistungsmerkmale<br />
bringen. Es ist aber nicht die Technik, sondern<br />
vor allem die Organisation, die <strong>Schiene</strong>nverkehr<br />
attraktiv macht. Nehmen wir noch<br />
einmal die Containerisierung des Welthandels.