anfänge - Stadtsportbund Bonn eV
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ANFÄNGE<br />
Von der Luststeuer in der Kaiserzeit bis<br />
zur Demonstration gegen Gebühren<br />
Hohe Sprünge vor dem Rathaus beim Auftagt des Landesturnfest<br />
Foto: Ronald Friese<br />
Hundert Jahre <strong>Stadtsportbund</strong> <strong>Bonn</strong>. Das klingt langweilig,<br />
riecht nach Vereinsmief, lässt Besserwisser an kleinkarierte<br />
Ehrenamtler denken. Falsch. Der runde Geburtstag<br />
der Dachorganisation der 280 Sportvereine ist durchaus<br />
eine Möglichkeit, sich an spannende Momente in<br />
einem unfassbaren Jahrhundert zu erinnern. Vom Kampf<br />
des „ernstlichen“ Sports gegen die Luststeuer bis zu den<br />
Neu<strong>anfänge</strong>n nach zwei Weltkriegen. Vom Betrug der Radfernfahrer<br />
vor hundert Jahren bis zum Empfang der<br />
Doping-Sünder im alten Rathaus. Von der Missachtung<br />
des Sports in den Ausgleichsverträgen nach dem Verlust<br />
der Hauptstadtfunktion bis zur kraftvollen Demonstration<br />
gegen Sportstättennutzungsgebühren. Der Rückblick auf<br />
einige wenige lückenhafte Momentaufnahmen <strong>Bonn</strong>er<br />
Sporttreibens basiert auf dem Archiv des General-Anzeigers<br />
und den von dieser Zeitung veröffentlichten Jubiläumsbeilagen.<br />
100 Jahre SSB <strong>Bonn</strong> e.V.<br />
von Sigurd Panne<br />
Wie wichtig Sport für Leben und Gesundheit ist, hatten<br />
<strong>Bonn</strong>er Sportpioniere vor mehr als hundert Jahren<br />
längst erkannt. Ferdinand August Schmidt war 1891 Mitbegründer<br />
des Zentralausschusses für Volks- und<br />
Jugendspiele. Sein Motto: „Heraus aus den Hallen auf<br />
den grünen Rasen und Ergänzung des bisherigen<br />
Turnens durch Bewegungsspiele im Freien.“ Heute wissen<br />
wir, dass Bewegung für Kinder so wichtig ist wie<br />
Zähneputzen. Eine <strong>Bonn</strong>er Psychologin hat herausgefunden,<br />
dass Grundschulkinder, die regelmäßig Sport<br />
treiben, bei Lesekompetenz und Konzentrationsfähigkeit<br />
Vorteile haben. Bewegung gibt es sogar auf Krankenschein.<br />
Die Stadtsportbünde haben hier immer als Vorreiter<br />
gewirkt, im Stillen mit viel Engagement ohne großes<br />
Geld. Ihren Dienst für die Allgemeinheit hat die angeblich<br />
größte Bürgerinitiative Deutschlands in Zeiten der<br />
egoistischen Vereinzelung nie an die große Glocke hängen<br />
können. Was wäre der Sport ohne das Ehrenamt,<br />
ohne den Einsatz zahlloser Übungsleiter, Vorstandsmitglieder<br />
und anderer Helfer? Die Stadt <strong>Bonn</strong> hat ihre<br />
Sportförderung kontinuierlich zurückgefahren. Für Pessimisten<br />
ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Fördermittel<br />
von Stadt und Land ausbleiben. Sportvereine<br />
waren über Generationen Orte, an denen sich Menschen<br />
aus allen Gesellschaftsschichten begegneten. Sie<br />
haben grundlegende Veränderungen überlebt. Was wird<br />
in hundert Jahren sein? Eine starke Lobby ist wichtiger<br />
denn je.<br />
In <strong>Bonn</strong> am Rhein sorgte 1908 der Aalkrieg für Schlagzeilen.<br />
Holländische Fischer machten mit Spezialbooten fette<br />
Beute. Trotz Genehmigung gab´s große Aufregung von<br />
Köln bis Koblenz. Der Kongostaat war noch belgische<br />
Kolonie. In Berlin wurde ein Flottengesetz gegen englische<br />
Panzerkreuzer verabschiedet. In der <strong>Bonn</strong>er Eisenbahnfrage<br />
hatte Kaiser Wilhelm II. seinen Widerstand<br />
gegen eine Hochlage des Bahnkörpers aufgegeben.<br />
Majestät höchstselbst sah den Blick auf die Poppelsdorfer<br />
Allee und den Kreuzberg beeinträchtigt. In London fanden<br />
Olympische Spiele in 109 Disziplinen statt. Mit dabei, der<br />
<strong>Bonn</strong>er Tennisspieler Otto Froitzheim, der Silber gewann.<br />
Und die hiesigen Sportvereine träumten von einer Mini-<br />
Olympiade in der Gronau.<br />
Zunächst aber ging es um eine Kräftigung der Interessenvertretung<br />
des Sports. Die Luststeuer drohte. Eine städtische<br />
Finanzkommission wollte bei sportlichen Veranstaltungen<br />
drei Mark kassieren, wenn Eintrittsgeld erhoben ☞