Glückwunsch, Dipl.-Ing.! - TU9
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Er hat dafür gesorgt, dass jeder Bach, Brahms und Beethoven<br />
im Streichholzschachtelformat mit sich herumtragen<br />
kann: Karlheinz Brandenburg, der Erfinder von MP3.<br />
In seiner Geburtsstadt Erlangen nahm er 1973 ein Doppelstudium<br />
an der Universität auf, Elektrotechnik und<br />
Mathematik. Sein <strong>Ing</strong>enieur-<strong>Dipl</strong>om hielt Brandenburg<br />
mit 26 Jahren in den Händen, das Mathematik-<strong>Dipl</strong>om<br />
bald darauf. Es schloss sich an eine Dissertation, die sich<br />
um „Verfahren und Qualitätsbeurteilung für hochwertige<br />
Musikcodierung“ drehte. Dass ein solches einmal von<br />
sehr vielen Menschen genutzt werden würde, wusste da<br />
noch niemand. Brandenburg ahnte aber schon, dass ein<br />
Kompressionsverfahren in die Zeit passte. Auf die Frage,<br />
was daraus denn eines Tages werden solle, antwortete er<br />
1988: „Na ja, wenn es gut geht, dann wird das ein Standard,<br />
der von Millionen Menschen benutzt wird.“ Nun,<br />
es wurden Hunderte Millionen – MP3 ist schlichtweg<br />
zum Symbol für digitale Musik geworden.<br />
Dabei handelt es sich um ein komplexes Verfahren, bei<br />
dem – grob beschrieben – 20, 30 Mal pro Sekunde analysiert<br />
wird, welche Bestandteile in einem Ton die wichtigsten<br />
sind und welche man weglassen kann, und die<br />
Musik klingt für einen Menschen trotzdem noch genau<br />
Karlheinz<br />
Brandenburg<br />
* 1954<br />
DIPLOM-INGENIEURE IM PORTRÄT<br />
so wie vorher. Hier machte sich Brandenburg die Eigenschaft<br />
des menschlichen Gehörs zunutze, längst nicht<br />
alles bewusst wahrzunehmen. MP3 hat Brandenburgs<br />
Karriere geprägt, seit 2004 ist er Leiter des neu geschaffenen<br />
Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie<br />
IDMT in Ilmenau. Seine Erfolgsgeschichte erzählt auch,<br />
welche Faktoren ingenieurwissenschaftliche Forschung<br />
zum Erfolg machen: die Kombination aus einem guten<br />
Umfeld an der Universität, der Freiheit der Forschung<br />
und der damit verbundenen Möglichkeit, dass man sagen<br />
kann: „Das muss doch gehen!“ Sich dann Doktoranden<br />
und Mitarbeiter suchen, die daran forschen, selbst wenn<br />
der Rest der Gelehrtenwelt<br />
sagt, das sei<br />
Unsinn. Durchhaltevermögen<br />
ist wichtig.<br />
Und – was man Brandenburgs<br />
Meinung<br />
nach in Deutschland<br />
hervorragend beherrscht<br />
– die Fähigkeit,<br />
gute Teams aufzubauen.<br />
t<br />
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