Glückwunsch, Dipl.-Ing.! - TU9
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GESCHICHTE DES DIPL.-ING.<br />
ren deutliche Anzeichen dafür. Leitbild auf dem Weg zur<br />
Akademisierung blieb lange Zeit der technische Beamte.<br />
Konnte die Universität als großes Vorbild für die <strong>Ing</strong>enieurausbildung<br />
taugen? Diese Streitfrage spaltete die Techniker<br />
in zwei Fraktionen. Eher der theoretischen Richtung<br />
neigte der Mitbegründer des Vereins Deutscher <strong>Ing</strong>enieure<br />
und sein langjähriger Direktor Franz Grashof („Theoretische<br />
Maschinenlehre“) zu. Der Professor für Maschinenbau<br />
am Karlsruher Polytechnikum, der späteren<br />
Technischen Hochschule (heute Karlsruher Institut für<br />
Technologie), setzte sich vehement für die wissenschaftliche<br />
Ausbildung und die entsprechenden Zugangsvoraussetzungen<br />
von den Oberrealschulen und Gymnasien ein,<br />
für Lernfreiheit und eine der Universität ähnliche Verfassung.<br />
Zwischen dem „akademisch gebildeten Privat-<br />
techniker“ und dem „Staatsbeamten“ vermochte er keinen<br />
Unterschied zu sehen, was Idealismus, Pflichtgefühl<br />
und Streben anbelangt. „Daher ist es ein berechtigtes<br />
Verlangen der deutschen Techniker, ihre soziale Stellung<br />
durch staatliche gleichmäßige Anerkennung und gebührende<br />
Verwendung auch im öffentlichen Dienste zu<br />
festigen“, sprach Grashof und forderte als Konsequenz<br />
ein technisches Staatsexamen für jede Fachrichtung an<br />
52<br />
Keine Kompromisse: Der<br />
Kinematiker Franz Reuleaux,<br />
Rektor der Technischen Hochschule<br />
Charlottenburg, forderte die reine<br />
Wissenschaft.<br />
einer technischen Hochschule und außerdem eine Ergänzung<br />
des Studiums um allgemeinbildende Fächer,<br />
„entsprechend der gesellschaftlichen Stellung, für welche<br />
die technische Hochschule die letzte Ausbildung gewähren<br />
soll“. Der VDI selbst war freilich alles andere als eine<br />
Lobby-Vereinigung aus Wissenschaftlern: Drei Viertel<br />
seiner Mitglieder hatten um die vorvergangene Jahrhundertwende<br />
kein abgeschlossenes Hochschulstudium.<br />
Die Universitäten waren Vorbilder und harte Gegner<br />
zugleich. Nicht zuletzt hohe Eingangsbarrieren wie das<br />
(humanistische) Abitur bereiteten den Nachahmern<br />
Schwierigkeiten, die erst mit der Gleichstellung der<br />
Der Kontrahent: Der<br />
Maschinenbau-<strong>Ing</strong>enieur<br />
Alois Riedler setzte auf das<br />
Primat der Praxis – und<br />
sich durch.