Erfahrungen von Dorfgemeinschaften in Nordost-Indien - Ziviler ...

34Die Geschichte des Dorfes Kaimaiwusste aber nicht, was ich tun sollte. Dann hörte ich plötzlich eineTrillerpfeife, die vermutlich ein Warnsignal für die Angreifer war. Sieverschwanden, und ich konnte fliehen.Hier gibt es mehr als 100 Kuki-Häuser, und wir rechnen jederzeitdamit, umgebracht zu werden. Gott sei Dank ist in diesem Dorfniemand umgekommen, aber zwei Leute wurden außerhalb desDorfes getötet.1956 gab es viele Naga-Aufstände, und ich wurde von der indischenArmee gefangen genommen und gefoltert. Ich kenne nocheinen anderen Mann, der ähnliches erlebt hat, er ist jetzt schonalt. Sie haben uns heiße Bambusrohre in den Anus gesteckt underhitztes Kerosin hineingeschüttet. Ich wurde gefoltert, weil ichder „Bewegung“ nahe stand. Ein anderer Mann wurde gezwungen,schwere Sachen zu tragen, er wurde geschlagen und zweimalgefoltert. Seine Familie wurde vertrieben, die Armee besetzte seinHaus, tötete sein Vieh und zerstörte seinen Getreidespeicher.Der Konflikt von 1992 richtete bei uns zwar keinen größerenSchaden an, aber das Dorf wurde so etwas wie ein Schlachtfeldzwischen den unterschiedlichen Rebellengruppen. Die UNLF(United Nagas Liberation Front) kam wegen der NSCN-IM hierherund es kam zu Schießereien. Dabei wurden viele Häuser beschädigt.Ich rede hier also nicht von Kämpfen zwischen Nagas undKukis, sondern von Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichenNaga-Rebellengruppen. Aber es war gefährlich, wenn manzwischen die Fronten kam. Es gab einen heftigen Schusswechsel,und die Kirche wurde geplündert. Aber es kamen keine Zivilisten zuSchaden. Es wurden auch Granatwerfer eingesetzt, das Haus einesalten Mannes hatte mehr als 60 Einschusslöcher.In diesem Dorf haben sich Nagas und Kukis nicht bekämpft, weilwir weiterhin miteinander zu tun haben wollten und beschlossenhatten, nicht zu kämpfen. Das bedeutete natürlich auch, dass mansich zusammenreißen musste: Es gab Diebstähle durch Kukis, aber wir