Erfahrungen von Dorfgemeinschaften in Nordost-Indien - Ziviler ...

48Die Rolle der FrauenSo wie der Kampf der Meiteis und Nagas gegen den indischenStaat den Blick auf die „Nebenschauplätze“ unddie Schicksale Unbeteiligter verstellte, so wurden auch dieGeschichten von Frauen innerhalb der von Männern dominiertenKämpfe aller Gruppen wenig oder gar nicht beachtet.In Manipur haben Naga-, Kuki- und Meiteifrauen über langeZeiträume hinweg zusammen gearbeitet und immer wiedereine beeindruckende Solidarität an den Tag gelegt. Unlängstwurde der Protest der Meitei-Frauengruppe Meira Paibisgegen die Vergewaltigung und Ermordung einer Manipuri-Frau durch die indische Armee von zahlreichen Frauengruppeninnerhalb des Landes und darüber hinaus unterstützt.Ein weiteres Beispiel ist Irom Sharmila, eine junge Frau, dieseit vielen Jahren im Hungerstreik ist und im Krankenhauszwangsernährt wird. Sie fordert die Abschaffung des 1958in Kraft getretenen „Armed Forces Special Powers Act“(AFSPA), einem Ermächtigungsgesetz, das den indischenStreitkräften Straffreiheit gewährt für jegliches Vorgehen gegenvermutete oder tatsächliche Aufständische. Ihre Aktionfindet bei allen Frauengruppen gleich welcher ethnischenZugehörigkeit Zustimmung. Das bedeutet nicht, dass Frauenin Manipur in der Vergangenheit und der Gegenwart sichnicht auch immer wieder aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeitvoneinander distanziert haben und Frauensolidaritätzugunsten einer Ethnisierung von Problemen vergessenhätten. Doch in der Regel waren sie die ersten, die wiederaufeinander zugegangen sind. Wie wir noch sehen werden,trägt Frauensolidarität in Krisenzeiten oft zur Deeskalationund zur Vermeidung von Konflikten bei.Wenn, wie in dem Straßendorf Litaan, zwischen denEthnien intensive Handelsbeziehungen bestehen, ist dasLeben der Dorfbewohner so sehr miteinander verwoben,