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Konzeptpapier "Sozialpolitik mit Zukunft" - BASS

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5 Welche <strong>Sozialpolitik</strong> braucht die Schweiz?angewiesen. Da ein Aufwachsen in Armut für die Entwicklung der Kinder <strong>mit</strong> Risikofaktoren verbundenist, sind hier Verbesserungen wichtig.5.1.6 Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch sozialpolitisch wichtig.Eine gute Vereinbarkeit von bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten ist eine der Voraussetzungen, umsowohl Familienarmut als auch geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu entschärfen. Sie bedingt flächendeckende,qualitativ gute und finanziell zugängliche Betreuungsinfrastrukturen in der gesamten VorschulundSchulzeit, aber auch für betreuungs- und pflegebedürftige Erwachsene. Eine gute Vereinbarkeitbraucht aber auch eine Arbeitswelt, die in ihren Mobilitäts- und Flexibilitätserfordernissen der TatsacheRechnung trägt, dass Menschen nicht nur am Arbeitsplatz Verantwortung tragen, sondern auch in anderenLebensbereichen. Dazu gehört eine finanziell besser abgesicherte Lösung für die Betreuung von krankenKindern und sonstigen Angehörigen, also die Care-Arbeit.Eine Grundvoraussetzung für die Wahrnehmung der Care-Aufgaben ist aber auch genügend Zeit durchtendenziell kürzere Arbeitszeiten für alle. Nur so können unbezahlte Tätigkeiten breit verteilt werden.Bleiben die Arbeitszeiten überlang, müssen Personen <strong>mit</strong> familiären Pflichten nur schon darum auf Teilzeitpensenausweichen, was sie benachteiligt gegenüber Menschen, die keine solchen gesellschaftlichwichtigen Verantwortungen wahrnehmen. Wie die Zeit zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit aufgeteiltwird, sagt also auch etwas aus über den Wert, den eine Gesellschaft solchen Care-Aufgaben beimisst.Je mehr zur Regel wird, dass beide Eltern erwerbstätig sind, desto dringlicher wird zudem eine gute Lösungfür die ganz frühe Kindheit, die punkto elterlicher Präsenz und Betreuungsintensität besonders hoheAnforderungen stellt. Die Schweiz hat sehr spät eine Mutterschaftsversicherung eingeführt. Ein Vaterschaftsurlaubin den ersten Tagen nach der Geburt ist nicht vorgeschrieben. Da<strong>mit</strong> liegt unser Land nachwie vor weit hinter dem europäischen Standard. Alle umliegenden Länder kennen längst eine beiden Elternzugängliche geregelte Elternzeit, die durch ein entsprechendes Elterngeld finanziell abgesichert ist.Selbst die OECD argumentiert, dass sich eine solche Regelung wirtschaftlich auszahlt, weil sie als wichtigesElement einer konsequenten Vereinbarkeitsstrategie die Wiedereintrittswahrscheinlichkeit der Mütter insErwerbsleben erhöht.5.1.7 Den Anschluss ans Erwerbsleben zu behalten, verlangt heute mehr.Die nach der Ausbildung angetretene Lebensstelle ist zur Ausnahme geworden. Schwierigkeiten beimErwerbseinstieg und unfreiwillige Stellenwechsel gehören immer häufiger zur Erwerbsbiografie dazu. Dadie Betriebe gut ausgebildete Leute einfacher als früher finden, ist gleichzeitig ihr Anreiz gesunken, in dieWeiterbildung der Beschäftigten zu investieren. Aber lebenslanges Lernen ist im heutigen Arbeitsmarktwichtiger denn je. Wer hier den Anschluss verpasst, riskiert im Fall von Arbeitslosigkeit die Beschäftigungsfähigkeitzu verlieren. Daher ist ein auf die heutigen Verhältnisse passendes und finanziell für alle zugänglichesNachhol- und Weiterbildungssystem auch ein wichtiges Anliegen der <strong>Sozialpolitik</strong>. Besonders gefährdetsind wiederum Tiefqualifizierte, für die eine Weiterqualifikation besonders dringlich wäre. Für sie,die oft schlechte Schulerfahrungen machten und sich wenig zutrauen, spielen eine in den Berufsalltagintegrierte Weiterbildung und die Validierung von informell erworbenen Berufskompetenzen eine zentraleRolle.Zudem braucht es gesellschaftlich gesehen eine bessere Lösung für Menschen, die vorübergehend oderbleibend den Anschluss an den gewöhnlichen Arbeitsmarkt nicht mehr schaffen. Sei es, dass sie die nötigenQualifikationen nicht haben und nicht erwerben können, sei es, dass sie aus gesundheitlichen undpersönlichen Gründen nicht die volle Leistungsfähigkeit <strong>mit</strong>bringen oder dass sie im Arbeitsmarkt als zu alt28

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