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Konzeptpapier "Sozialpolitik mit Zukunft" - BASS

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6 Wo gibt es konkreten Handlungsbedarf?Der Eintritt in den Arbeitsmarktund berufliche Neuorientierungenwerden nicht optimalunterstütztEs fehlt an dauerhaften gemischtfinanziertenArbeitsverhältnissenfür Menschen ohneChancen im ersten Arbeitsmarkt. Hilfestellungen für Junge beim Berufseinstieg Vereinbarkeit von Familie und Beruf finanzierbare Umschulungen gute Beratung und Ver<strong>mit</strong>tlung Klarer beruflicher oder sozialer Integrationsauftragan Sozialfirmen. Auf Dauer angelegte subventionierte Beschäftigungvon nicht voll Leistungsfähigen ingewöhnlichen Firmen nur <strong>mit</strong> einem Begleitprogramm,das ihre Interessen vertritt.6.10 Migrationsbevölkerung anerkennenDie Schweiz ist ein Einwanderungsland, und ihre <strong>Sozialpolitik</strong> muss diesem Umstand Rechnung tragen.Bislang laviert sie zwischen Abschreckung und Integration. Wir gehen davon aus, dass es weder die Aufgabeder Schweizer <strong>Sozialpolitik</strong> sein kann, die Armutsprobleme der ganzen Welt zu lösen noch Armutsproblememöglichst schnell und umfassend zu exportieren. Vielmehr haben Menschen, die hier leben, einRecht auf Integration, auch im Sozialsystem.Personen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund sind besonders verletzlich in Krisensituationen, die auch materielleProbleme bewirken können. Sie kennen sich oft nicht aus, kennen auch den Sozialstaat nur vom Hörensagenund haben vielleicht unrealistische Vorstellungen darüber, können sich in der Lokalsprache ungenügendausdrücken, müssen ohne die in der Heimat verbliebenen familiären Netze auskommen, habenAngst, übervorteilt zu werden oder bei Schwierigkeiten das Aufenthaltsrecht zu verlieren. Dies gilt in erhöhtemMass, wenn noch andere Risikofaktoren wie gesundheitliche und familiäre Probleme oder eintiefes Bildungsniveau hinzukommen.Die Gegenstrategie liegt in einer fairen Chance auf soziale und berufliche Integration. Wenn die Schweizschon die Ausbildungskosten ihrer importierten Arbeitskräfte nicht tragen musste, darf diese Integrationauch etwas kosten. Sie beginnt <strong>mit</strong> besseren Startchancen durch gezielte Information zu für das Lebenhier wichtigen Dingen wie Schulen und Bildungswesen, Arbeitsmarktgepflogenheiten und Rechten amArbeitsplatz, Krankenkassen und Gesundheitswesen oder dem Steuersystem. Wichtig ist auch ein möglichstfrüher Erwerb der Lokalsprache, um sich selbständig weitere Informationen erschliessen zu können.Die Motivation zum Lernen ist ganz am Anfang auch besonders gross. Wird später geheiratet und kommenKinder hinzu, dann sind deren Integrationshürden schon bedeutend kleiner. Gerade Frauen kommenoft im Familiennachzug in die Schweiz. Auch sie zu erreichen ist besonders wichtig. Da junge Familienaber vielfach wenig Geld haben, werden kostenpflichtige Sprachkurse rasch ein Problem. Zu verbessernsind auch die Bildungschancen von Kindern <strong>mit</strong> Migrationshintergrund. Ganz besonders gilt dies auch fürPersonen <strong>mit</strong> ungeklärtem Aufenthaltsstatus. So haben etwa Jugendliche, die <strong>mit</strong> ihren Eltern nur vorläufigaufgenommen sind, vielerorts kein Anrecht auf Stipendien, obwohl genau sie dringend darauf angewiesenwären.Die bei den Sozialdiensten verbreitete Strategie, wichtige Informationen zum Sozialstaat nicht zu übersetzen,um zu signalisieren, dass hier eine sprachliche Integration gefordert ist, wirkt dagegen kontraproduktiv.Sie erhöht die Abhängigkeit von zweifelhaften Mittelsmännern und begünstigt kaum, dass jene Hilfeerhalten, die sie am dringendsten brauchen. Aufmerksamkeit ist auch der Schnittstelle zwischen Ausländerrechtund <strong>Sozialpolitik</strong> insbesondere dort zu schenken, wo es um den Entzug von Aufenthaltsbewilligungenwegen finanziellen Schwierigkeiten von Personen <strong>mit</strong> einer Staatsbürgerschaft ausserhalb der EUgeht. Dieser Export von Armut wird vielerorts noch dadurch verschlimmert, dass die Sozialhilfe auf ausbezahltePensionskassengelder für ihre Leistungen rückkassiert. Soziale Institutionen der Schweiz dürfenRückkehrer in Finanznöten nicht um ihre Alterssicherung bringen.48

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