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Konzeptpapier "Sozialpolitik mit Zukunft" - BASS

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6 Wo gibt es konkreten Handlungsbedarf?6.6 Kinder ins Zentrum stellenIn der heutigen Schweizer <strong>Sozialpolitik</strong> spielen Kinder eine sehr untergeordnete Rolle. Unter welchen Bedingungensie aufwachsen, wird als reine Privatangelegenheit ihrer Eltern betrachtet. Dass diese oft nichtalle Freiheiten haben, ihren Kindern das bestmögliche Leben zu bieten, sondern selber finanziellen undzeitlichen Sachzwängen unterworfen sind, wird dabei geflissentlich übersehen. Kinder quasi als privatesHobby ihrer Eltern zu betrachten und sie nicht möglichst optimal zu fördern, ist kurzsichtig und <strong>mit</strong> hohenFolgekosten für die Gesellschaft verbunden. Denn was im frühen Alter verpasst wird, ist später nur nochschwer aufzuholen. Dabei geht es nicht um intellektuellen Drill vom ersten Schoppen an. Es geht darum,dass Kinder unter guten Bedingungen aufwachsen. Kinder brauchen verlässliche Beziehungen zu Bezugspersonen,die sich Zeit für sie nehmen können. Sie brauchen eine Umgebung, die ihnen Anregungen zumEntdecken bietet. Erwachsene, die Hunderte von Fragen beantworten. Und sie brauchen andere Kinder.Für die <strong>Sozialpolitik</strong> bedeutet dies erstens, dass die Lebensbedingungen der Familien möglichst gut seinmüssen und Eltern bei Bedarf Unterstützung in ihren Erziehungsaufgaben finden sollen. Und es heisstzweitens, dass es über die enge Familie hinaus eine kindergerechte Umgebung braucht. Dazu gehört nichtnur, aber auch eine gute Kinderbetreuungsinfrastruktur, die sich nicht nur als Aufbewahrungsort vonKindern während der Erwerbstätigkeit ihrer Eltern versteht, sondern eine eigene Rolle bei der Förderungvon Kindern übernimmt. Kinder entdecken hier anderes als zu Hause, was ihre Welt bereichern kann. Undgerade dort, wo die Eltern nicht helfen können, kompensieren Krippen, Tageseltern und schulergänzendeBetreuungsinfrastrukturen. Sie unterstützen den Erwerb der Landessprache, sie helfen bei den Aufgaben,und sie sind für die Kinder und ihre Eltern immer da, um Schwierigkeiten zu besprechen. Als drittes istwichtig, dass sich die Bildungspolitik in den Dienst aller Kinder stellt und nicht nur «die Guten» fördert.Ein Missstand ist in der Schweiz die besonders grosse Armutsgefährdung von Familien <strong>mit</strong> Kindern. DerHandlungsbedarf ist erkannt. So schlägt der Bund in seiner Armutsstrategie die Einführung von Ergänzungsleistungenfür Familien vor und auch die Sozialhilfekonferenz SKOS und die Konferenz der kantonalenSozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK unterstützen dies. Blockiert wird die nationale Realisierungder überfälligen Forderung derzeit durch das Bundesparlament, das zwei entsprechende Vorstösseseit zehn Jahren vor sich herschiebt. Ergänzungsleistungen für Familien hätten auch das Potenzial, dieExistenzsicherung der Alleinerziehenden besser abzudecken, als dies die Alimentenbevorschussung tut, diederzeit <strong>mit</strong> erheblichem Aufwand harmonisiert werden soll.Konkreter Reformbedarf besteht in den in Tabelle 6 aufgeführten Punkten.Tabelle 6: Handlungsbedarf und MassnahmenHandlungsbedarf Massnahmen ErläuterungMangelnde Vereinbarkeit undfinanzielle Probleme machendie Lebensbedingungen fürFamilien oft unnötig schwierig. Gute familienpolitische Rahmenbedingungen Die zentrale Rolle der Familie beim Aufwachsenvon Kindern ist nicht ersetzbar. Es gilt daher,Familien zu stärken und Eltern in ihren Erziehungsaufgabenzu unterstützen.Kinder sind in der Schweiz einArmutsrisiko und überdurchschnittlichhäufig von Armutbetroffen.Der Entwicklungsrückstand vonKindern aus sozial benachteiligtenFamilien ist schon beimSchuleintritt so gross, dass erkaum mehr aufgeholt werdenkann. Familien-Ergänzungsleistungen, möglichstauf Bundesebene Verbesserte Vereinbarkeit von Familie undBeruf Frühförderung (vgl. 6.7)Kinder sollen schon vor der Schulzeit einekindergerechte und förderliche Umgebunghaben. Auch ohne zu büffeln, lernen sie bereitsin diesem Alter Entscheidendes. Hier wird dasFundament gelegt, auf dem die Schule späteraufbaut. Im Interesse einer möglichst grossenChancengleichheit sollen alle Kinder auch imVorschulalter optimale Entwicklungschancenhaben. Dazu gehört bei Fremdsprachigen, dasssie die Lokalsprache lernen.43

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