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Dokumentation als PDF - Dialog der Generationen

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4Workshop II Jung für Altspäter geschätzt. Mein Sohn hat es nach fünfJahren zu schätzen gelernt. Ich denke, manmuss die Jugendlichen ein bisschen schubsen,zu ihrem Glück zwingen.Erik Suwandhi: Das Zeugnis steht nicht im Vor<strong>der</strong>grund.Viele wissen gar nicht, wie wichtig eswirklich ist, soziale Kompetenzen zu erwerben.Wenn man es nur wegen dem Zeugnis machenwürde, dann wäre man nicht zu 100 % dabei.Das wirkt sich natürlich auf den Unterricht aus,die Senioren merken ja auch, dass <strong>der</strong>jenigekeine Lust hat, vielleicht mal nicht kommt unddann sitzen die Senioren alleine da. Ich denke,man muss schon dabei sein und sich dafürengagieren.Hans Ferenz: Ist es <strong>der</strong> Spaß mit den alten Menschen?O<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Spaß, vorne zu stehen undwas zu sagen zu haben? Jetzt sind Sie schonlänger dabei, aber dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong> Sie sich dazuentschieden haben, was war da <strong>der</strong> Grund?Hey, ich will auch mal da vorne stehen?Erik Suwandhi: Ja, <strong>als</strong>o in <strong>der</strong> Schule wird <strong>der</strong>Arbeitskreis erklärt und man hört von an<strong>der</strong>enSchülern, die Senioren unterrichten. Dann interessiertman sich auch irgendwie dafür, informiertsich vielleicht mal, geht auch mal rüberins Büro vom SAK, schaut sich an, was gemachtwird. Dann kommt man eben so rein. Weil Siefragten, was <strong>der</strong> Spaß daran ist, <strong>als</strong>o ich würdees nicht unbedingt Spaß nennen, aber es istauf jeden Fall interessant. Es macht Freudemit an<strong>der</strong>en Menschen zu arbeiten, das ist jaein ganz an<strong>der</strong>es Umfeld, auch zu sehen, wieältere Menschen vielleicht auch ganz an<strong>der</strong>sreagieren <strong>als</strong> man es sich vorgestellt hat. Manhatte vielleicht Vorurteile und bekommt einan<strong>der</strong>es Menschenbild, auch gegenüber einerganz an<strong>der</strong>en Generation.Hans Ferenz: Ist es bei den älteren Menschenmehr das Soziale o<strong>der</strong> ist es das konkrete Lernen,z.B. einer Fremdsprache?Anne Franke: Bei Englisch ist es vielfach so,dass sie inzwischen Enkelkin<strong>der</strong> im Auslandhaben, und mit ihnen telefonieren und sprechenkönnen wollen. Aber ich denke, es istbeides. Wir haben jetzt eine neue Generation,60 Plus, die zu uns kommt. Die habenan<strong>der</strong>e Voraussetzungen <strong>als</strong> die Leute vorzehn Jahren, <strong>als</strong> ich anfi ng. Vor zehn Jahrenhatten wir Leute, die den Zweiten Weltkriegmiterlebt hatten, zum Teil hatten sie keinerichtige Schulbildung bekommen, sie wolltenSprachen und alles Mögliche nachlernen,was sie früher nicht lernen durften o<strong>der</strong> nichtkonnten. Jetzt sind es Leute, die häufi g früheraus dem Berufsleben ausgeschieden sind, diewirklich was lernen wollen, gerade Informatik,die dann natürlich auch Ansprüche haben. Dasgibt auch Konfl ikte, wenn jemand mit einem zuhohen Anspruchsdenken kommt, dann musser einfach gehen.Aber wir haben zum Beispiel einen Kunstgeschichte-Kurs,<strong>der</strong> ist mit 15 Leuten ähnlich vollbelegt wie <strong>der</strong> Informatik-Kurs, dort werden alleEpochen durchgesprochen. Das ist Interesse.Ich glaube, es ist schon auch das Interesse andiesem Sozialen, an dieser Gemeinschaft, die15 Leute, die sich jede Woche treffen, erzäh-len, was passiert ist. Aber es ist auch Interessean <strong>der</strong> Jugend, wenn da vorne zwei jungeMenschen stehen, die einem was erzählen.Die Senioren ermahnen sich dann oft auchgegenseitig, wenn einer reinspricht, <strong>als</strong>o esist selten so, dass <strong>der</strong> Schüler-Lehrer da vorneden Wahnsinnskonfl ikt austragen müsste. Ichhabe zwei o<strong>der</strong> drei Fälle bisher erlebt. Aber esist nötig, ohne eine bestimmte Richtung undHärte funktioniert es nicht. Das muss man aushalten.Es gibt auch Schüler, die gehen, weil esihnen zu stressig ist o<strong>der</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungensind zu hoch. Aber insgesamt ist es geradedieses Zusammensein mit gleichaltrigen Seniorenund gleichzeitig das Gefühl zu haben, ichlerne noch mal was ganz An<strong>der</strong>es. Da stehenauch nicht so abgeklärte Menschen, son<strong>der</strong>ndie sind offen, die nehmen was auf, das nächsteMal machen wir es an<strong>der</strong>s. Da kommt vielleichtauch ein neues Musikstück mit rein, dasman übersetzt.Markus Runge: Was ist wichtig für das intergenerationelleLernen, was man an dem Beispieldeutlich machen kann?Julia Franz: Ich habe mir für den Kommentarzum SAK zwei zentrale Fragen gestellt: Wasgeschieht hier eigentlich konkret? Und welchespädagogische Konzept steckt dahinter?Da ich es beeindruckend fi nde, dass <strong>der</strong> SAKinsgesamt eine bald 50-jährige Geschichte hatund seit 28 Jahren intergenerationelle Projektedurchführt, ist meine zweite Frage: Wie habenSie es geschafft, dass das seit 28 Jahren gutfunktioniert, welche Bedingungen sind dafürverantwortlich?Was geschieht konkret beim Lernen <strong>der</strong> <strong>Generationen</strong>?Es ist lei<strong>der</strong> nicht immer so, dass <strong>Generationen</strong>einfach miteinan<strong>der</strong> lernen, wenn mansie zusammenbringt. Zum Beispiel in Mehrgenerationenhäusernda sind die Alten, da sind dieJungen, jetzt macht mal was miteinan<strong>der</strong>, vielSpaß und auf Wie<strong>der</strong>sehen, das funktioniertnicht. Es wird immer ein klares pädagogischesKonzept benötigt, das die <strong>Generationen</strong> erstmal zusammenbringt. Die pädagogische Gestaltungist immer die zentrale Vorbedingung.Um das Lernen in den Blick zu nehmen, möchteich auf das Konzept eingehen: Das Konzept istganz klar, die Jüngeren unterrichten die Älteren.Hinter diesem Konzept steht aus <strong>der</strong> bildungstheoretischenPerspektive ein pädagogischer<strong>Generationen</strong>begriff. Der pädagogische <strong>Generationen</strong>begriffteilt <strong>Generationen</strong> auf in dieGeneration <strong>der</strong> Vermittelnden und in die Generation<strong>der</strong> Lernenden. Ursprünglich ging dieserBegriff auf Friedrich Schleiermacher zurück,<strong>der</strong> im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die Frage stellte: Waswill eigentlich die ältere Generation mit <strong>der</strong> jüngerenGeneration? Man sieht an dieser Frage58Fachtag „Intergeneratives Lernen“ 201059

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