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Dokumentation als PDF - Dialog der Generationen

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4Workshop II Jung für Altkonnte das aufgehoben werden. Das sind schonPunkte, wo man sich bereits im Vorfeld fragenmuss, wie man damit umgeht, auch mit solchenbanalen Sachen.Markus Runge: Ich will noch zu dem gesellschaftlichhistorischen <strong>Generationen</strong>begriffeine Nachfrage stellen. Passiert es in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungmit den Senioren, dass ihrSchüler-Lehrer euch fragt: Warum sind die so?Was hat die geprägt? Die 68er o<strong>der</strong> die Kriegsgeneration?Gibt es da eine Auseinan<strong>der</strong>setzung?Erik Suwandhi: Ja, das ist ein bisschen schwierig.So direkt mit <strong>der</strong> Frage habe ich mich nichtauseinan<strong>der</strong>gesetzt, aber man überlegt sichnatürlich schon, warum die Senioren überhaupthier sind, was sie darüber denken, wenn manmal einen Fehler gemacht hat. Aber vielleichtläuft das in den Geschichtskursen an<strong>der</strong>s.Anne Franke: In Geschichte o<strong>der</strong> Politik geht esschon manchmal hart zur Sache. Da kommenzum Teil Dinge auf den Tisch, wo die Schülerhinterher rauskommen und sagen: das ist jetztaber ganz an<strong>der</strong>s gelaufen <strong>als</strong> geplant. Klar, wirhaben zum Beispiel auch viele Russlanddeutsche,einer davon hat russische Geschichteunterrichtet. Dann kommt vielleicht jemand,<strong>der</strong> im Krieg in russischer Gefangenschaft warund entsprechende Erfahrungen hat, dannprallt es da schon aufeinan<strong>der</strong>. Das wird aberausgetragen, in <strong>der</strong> Regel kann man Konfl iktelösen, indem man darüber redet. Die Idee unseresProjektes ist aber trotzdem größer <strong>als</strong> alleKonfl ikte, die wir haben.Ulrike Preißer: Wo bleibt <strong>der</strong> Respekt, wenn Siezum Beispiel die älteren Menschen zurechtweisenmüssen? Gibt es solche Situationen überhaupt?Unruhe, Dazwischenreden, usw., dasstelle ich mir am schwierigsten vor. Teilweiseregulieren sie sich ja selber, sodass es gar nichterst zu solchen Konfl ikten kommt. Aber trotzdem,irgendwo hat das ja mit gegenseitigemRespekt zu tun, <strong>als</strong>o auch in adäquater Weiseeine Grenze zu setzen. Das kommt mir ganzschwierig vor.Erik Suwandhi: Ich denke, in meinem Kurshabe ich es etwas einfacher, weil es nicht sohäufi g Leute gibt, die ständig reinreden. Espassiert schon mal in an<strong>der</strong>en Kursen, dassSenioren in <strong>der</strong> Klasse an<strong>der</strong>e Senioren einbisschen zurechtweisen, sagen, sie sollen leisersein, weil es sie einfach stört. Wir schauenschon, dass wir das unter Kontrolle haben, dassdie Senioren sich nicht immer untereinan<strong>der</strong>zurechtweisen. Weil das auch für mich nichtso gut ist, wenn die Senioren sich über an<strong>der</strong>eSenioren hinwegsetzen. Das klappt bei uns imKurs eigentlich ganz gut.Anne Franke: Das ist für die Schüler auch einLernprozess. Am Anfang ist man noch etwaszurückhaltend, aber man merkt wie ein Lehrerauch, dass es hilft, wenn man sagt: Jetzt seidmal leise. Damit macht man seine Erfahrungen.Wenn man zwei Jahre unterrichtet hat, dannfunktioniert das, <strong>als</strong>o Respekt war eigentlichnie ein Problem. Vielleicht ist es für die Seniorenauch einfach so: wenn man sich wie<strong>der</strong>auf eine Schulbank setzt, dann weiß man, davorne steht <strong>der</strong> Lehrer, wenn <strong>der</strong> spricht, dannhat man ruhig zu sein. Die Schüler imitierennatürlich auch zum großen Teil uns Lehrer.Wenn ich manchmal hospitiere, dann ist es fürmich immer hochinteressant, was <strong>der</strong> Kollegexy wahrscheinlich in seinem Englischunterrichtmacht, die machen das ja dann auch so, wiesie es bei uns sehen. Und sie machen es aberdarüber hinaus mit sehr viel Charme. Es istwirklich ein Lernprozess, <strong>der</strong> da abläuft.Und zur Achtung fällt mir gerade ein Beispielvom letzten Weihnachtsfest ein. Da hatten wirdrei 5.-Klässler ganz neu dabei. Sie spielenTheater und machen ganz viele schöne Sachenmit den Senioren zusammen. Wir saßen dortzum Kaffee, da saßen drei Mädchen mit drei85-Jährigen am Tisch und haben sich mitdenen unterhalten. Da kam ich dazu und dasagte eines <strong>der</strong> Mädchen: Ich fasse es nicht, ichfasse es nicht, die sind alle 85 und haben dochgerade so einen Tanz vorgemacht, das ist jaunglaublich. Wir glauben das einfach nicht. Undwie gut die aussehen, sagte die an<strong>der</strong>e. Die dreikleinen Gören, die haben an dem Nachmittagso viel gelernt. Die sind nach Hause gekommenund haben erzählt, was die alles mit 85 Jahrenmachen. Das war für sie schon <strong>als</strong> Zahl unvorstellbar.Wenn sie das schon <strong>als</strong> 5.Klässler mitkriegen,- bis die dann unterrichten, haben sieden Respekt. Dann wissen sie auch: ich kannjetzt denen nicht sagen, halt den Mund, son<strong>der</strong>nsie sagen: können Sie vielleicht aufpassen,lesen Sie doch jetzt mal vor – und dann istdas erledigt.Das ist natürlich auch ein Reinwachsen. Unddie zu uns kommen, die haben irgendwo davongehört und haben Interesse und benehmen sichvielleicht auch an<strong>der</strong>s <strong>als</strong> jemand, <strong>der</strong> das nichtmachen will. Es ist ja freiwillig, es wird niemanddazu gezwungen.Julia Franz: Warum funktioniert hier das Lernenzwischen den <strong>Generationen</strong> seit über 28Jahren so gut? O<strong>der</strong> wie können wir erreichen,dass das Normalität wird? Ich glaube, dass esvor allem zwei Aspekte sind, die dabei eineganz große Rolle spielen. Einerseits ist es diepädagogische Begleitung, an<strong>der</strong>erseits aberauch die Strukturen, die sich innerhalb <strong>der</strong> letztenJahre in <strong>der</strong> Institution des Gymnasiumsentwickelt haben.Die Aufgabe, Senioren zu unterrichten, ist fürdie Schüler ja keine leichte Aufgabe bzw. esist eine anspruchsvolle Aufgabe, worauf dieSchüler intensiv vorbereitet werden müssen.Beim SAK gibt es eine dreistufi ge Struktur: Esgibt zwei Ansprechpartner, Frau Franke undFrau Schnei<strong>der</strong>, mit denen es bestimmt auchGespräche zwischendurch gibt, wo die Schülereine eindeutige Anlaufstelle haben, wo Fragengeklärt werden können. Wöchentlich fi ndet einTreffen in einer großen Pause statt, wo es einenAustauschraum gibt. Dort kann man sich überdie Unterrichtspraxis austauschen, Problemediskutieren o<strong>der</strong> auf den aktuellen Stand bringen.So etwas kontinuierlich zu haben, dasschafft zusätzlich eine Struktur, die das amLeben erhält. Zudem fi nden zwei Mal im Jahrdie pädagogischen Tage statt, wo eine regelrechteQualifi zierung <strong>der</strong> Schüler-Lehrer durchgeführtwird. Das wurde im Video und auch vonIhnen schon beschrieben, diese Vorbereitung64Fachtag „Intergeneratives Lernen“ 201065

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