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Nobody Schindler<br />
Während die Mächtigen dieser Republik noch um Abs<br />
trauerten stieg jenseits des großen Teiches ein Phoenix aus<br />
der Asche: Oskar Schindler, bis dato unbekannt. Artur ‚Atze‘<br />
Brauner, ein renommierter deutscher Filmproduzent, als<br />
Jude selbst KZ-Häftling gewesen, plante bereits Mitte der<br />
Achtziger, das Sujet mit großem Aufwand und Klaus Maria<br />
Brandauer als Schindler zu umzusetzen. Er beantragte<br />
Zuschüsse bei der deutschen Filmförderung. Das Gremium<br />
lehnte die Förderung mit der Begründung, dem Stoff mangele<br />
es an Seriösität, dies sei nichts Reales, einstimmig (!) ab.<br />
Das Drehbuch bezöge sich nur aufs Hörensagen - wenn man<br />
die Aussagen von Zeitzeugen zitiert oder sonstwie verwertet,<br />
ist das eben ‚Hörensagen‘ - was ist daran ‚unseriös‘? Das ist<br />
sehr einfach, diese alten Knaben werden weder von Erinnerungen<br />
noch von Gewissensqualen zermürbt - so Bölls Clown.<br />
Der Plot: Oskar Schindler, ein sudetendeutscher Kriegsgewinnler,<br />
Geschäftsmann, Ladykiller, Lebemann, der gerne<br />
mal einen hob und ausgab, ein Schlitzohr, verdiente sich<br />
eine goldene Nase mit der Germanisierung nicht-arischen<br />
Besitzes und der Ausbeutung jüdischer Arbeitskraft. Etwas<br />
ist in ihm vorgegangen, hat ihn berührt, so, daß er forthin<br />
seine ganze Energie darauf verwandte, Juden zu retten: er<br />
richtete eine Munitionsfabrik ein, die zum Asyl für Tausende<br />
Juden wurde und ansonsten nur Ausschuß produzierte. Er<br />
rettete ca. 1100 Leben. Seine Beobachtungen bei der Zwangsräumung<br />
des Krakauer Ghettos hatten ihn erkennen lassen,<br />
was geschah und welche Möglichkeiten er hatte.<br />
Januskopf Deutschland<br />
Wir haben es grundsätzlich mit beiden Traditionen zu tun - so<br />
Ralph Giordano zum 40. Geburtstag dieser Republik unter<br />
dem Titel Januskopf Deutschland. Im TV wurde gerade KORCZ-<br />
AK wiederholt, Leni Riefenstahl kritisch gewürdigt, tausende<br />
kommen mit den gleichen Gedanken aus den Kinos, die<br />
damals Anrufer nach HOLOCAUST bewegten. Ganze Seiten<br />
der Kohl-treuen FAZ sind mit Abs-Nachrufen gefüllt.<br />
Ein weiteres regierungsnahes Blatt, die WELT, druckt Will<br />
Trempers Rezension von „Schindlers Liste“. Der läßt Himmler<br />
als Menschen auftreten, der von Tötung ungern spricht,<br />
während Spielberg derjenige sei, der junge polnische <strong>So</strong>ldaten<br />
in SS-Uniform rücksichtslos herumballern ließ. Außerdem hätten<br />
die Insassen ihre Zeit in Krakau dramatisiert.<br />
Während Schönhuber - als Europarlamentarier strafrechtlich<br />
immun - Ignatz Bubis als größten Volksverhetzer aller Zeiten<br />
bezeichnen darf ohne strafrechtlich belangt zu werden,<br />
schreibt Tremper Für Ignatz Bubis ... wird es allerhand zu bedenken<br />
geben, wenn er ... an der Deutschland-Premiere ... teilnimmt.<br />
Seite an Seite mit dem Bundespräsidenten, der seinen Landsleuten<br />
unterstellt, die Augen verschlossen zu haben vor dem Holocaust.<br />
Himmler hat es besser gewußt.<br />
Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte!<br />
Judas Thomas Kuhl 1992<br />
Katastrophe Kapitalismus<br />
Wieder Weimar