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So Nicht!

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Die „negative Fabrik Auschwitz“<br />

Die „negative Fabrik Auschwitz“: Ein nie da gewesener Akt<br />

in der menschlichen Geschichte! Massenmord, Völkermord,<br />

blindes Abschlachten, Massaker, Krieg, Atombombe, ... ja,<br />

aber nie ein derart technisch perfektioniertes Verfahren zur<br />

massenhaften Tötung von Menschen. Noch in den Nürnberger<br />

Prozessen prahlen NS-Ingenieure mit der gelungenen<br />

Bewältigung eines neuartigen Problems: Wie tötet man<br />

möglichst effizient – und billig! - möglichst viele Menschen<br />

pro Tag?<br />

Wie gingen die Nazis damit um? Ideologisch (!) betrachtet,<br />

waren es Menschen, die dort getötet wurden? Also Deutsche,<br />

oder Arier? Zum Juden wurde man gemacht! Zum Unmenschen,<br />

nicht mal mehr Untermensch, also Arbeitssklave,<br />

nein Unmensch: <strong>Nicht</strong>-Mensch. „Wer Jude ist, bestimme<br />

ich“, soll ? gesagt haben, und verweist damit auf die Konstruktion<br />

‚des Juden‘: Jesus soll er ans Kreuz geschlagen<br />

haben, „den Zins“ gierig abpressen, gute „deutsche Arbeit“<br />

aussaugen, global verschworen sein, wie eine Plage über<br />

„die Heimat“ herfallen; mit Heuschrecken wird er verglichen<br />

und so behandelt: vernichtet, zertreten, vergast. Von Bürgerinnen<br />

und Bürgern zu <strong>Nicht</strong>-Menschen: Erst ein gelber<br />

Stern um ihn zu erkennen ‚den Juden‘, dann das Menschsein<br />

abgesprochen, zum Tier, zum Insekt, degradiert, getreten,<br />

geschlagen, schließlich vernichtet – millionenfach.<br />

Ruanda<br />

Und heute? Wie geht der heutige Mensch, ideologisch mit,<br />

sagen wir, den Millionen Hungertoten weltweit um? Die<br />

Singularität Auschwitz anerkannt, was heißt das für unsere<br />

Bearbeitung zum Beispiel des Völkermordes in Ruanda?<br />

<strong>Nicht</strong> zu vergleichen, weil schon grotesk nicht-industriell<br />

- Macheten und Äxte -, ja. Schlimm, ohne Zweifel. Aber<br />

starben dort, ideologisch (!) betrachtet, Menschen? Vielleicht<br />

tatsächlich: Die UN sollte gerade verhindern, was dann<br />

doch geschah, verlieh den schließlich Abgeschlachteten so<br />

etwas wie BürgerInnen-Rechte, ‚garantierte‘ ihre Sicherheit<br />

– für den Moment. Um im nächsten ihre eigene bürgerliche<br />

Menschenhaut zu retten, in den vormodernen Waffen<br />

der Schlächter etwas vermeintlich Fremdes zu erkennen,<br />

vor-bürgerliches. <strong>So</strong> schnell können Menschenrechte auch<br />

wieder entzogen werden, sich als ‚Irrtum‘ herausstellen.<br />

Schlimm ja ja, aber abzuwägen mit Franzosen, ‚echten‘ Bürgerinnen<br />

und Bürgern!, also Menschen? Wer wollte von ihnen<br />

erwarten für diese ‚vormodernen Barbaren‘, Menschen auf Probe, ihr<br />

Seelenheil zu riskieren?<br />

Menschen?<br />

Zurück zu den einigen Millionen Hungertoten pro Jahr<br />

weltweit: Sind dies, ideologisch (!) betrachtet, Menschen?<br />

Waren sie es jemals? Oder hat ihnen jemand das Menschsein<br />

aberkannt? Leichter als die -womöglich willentliche!<br />

- Aberkennung ist wohl das erst-gar-nicht-Anerkennen, das<br />

existentielle Ignorieren Ihrer als menschlicher Existenz. Denn<br />

wären es Menschen, müssten wir nicht eingreifen? Helfen,<br />

Nahrung liefern?<br />

Aber wenn wir es täten, zerstörten wir da nicht lokale Märkte?<br />

Also helfen wir ‚ihnen‘ nicht am Besten indem wir nicht<br />

eingreifen, den Markt machen lassen? Denn du oh, immer<br />

währende unsichtbare Hand hast gesprochen! Wen der Markt tötet,<br />

dem soll der Mensch nicht helfen. Du sollst keine anderen Götter ne-<br />

Katastrophe Kapitalismus<br />

Wieder Weimar<br />

ben dem Markt haben! Humanismus? Kommunismus gar? Ungläubiger!<br />

Du sollst bestraft sein mit dem Schlimmsten: Ignoranz.<br />

Christen?<br />

Aber sind wir nicht Christen? Fragen wir den Oberhirten zu<br />

‚seinen Schäfchen‘: Du sollst kein Kondom benutzen, denn das ist<br />

Sünde! Der reinkarnierte Petrus wacht offenbar mehr über die<br />

Toten als über die Lebenden, oder besser, über die Schwelle<br />

zum Leben: von der befruchteten Eizelle bis zur Geburt wacht<br />

der Hirte über das ordnungsgemäße Brüten, dann sind die Kinderlein<br />

entlassen, ins freie Spiel der Kräfte, den Markt, die Natur, die<br />

vermeintliche. Erst im Tod kehrt der leichenblasse Papus zurück,<br />

um sie ins Himmelreich zu geleiten. <strong>Nicht</strong> selten vergehen<br />

zwischen diesen beiden mystischen,also irrealen, Begegnungen<br />

nur wenige Tage, Wochen oder Monate, manchmal<br />

wenige Jahre. <strong>So</strong> sehr liebt der Papst seine Kinderlein, dass er sie<br />

bald wiedersehen möchte. Und was schon die kurze Hölle auf Erden<br />

gegen den ewigen, nur leider irrealen, Frieden im Himmelreich? Das<br />

ist der historische Kompromiss des Vatikans mit dem Staat,<br />

dem Markt, - vermeintlich! - allem weltlichen: Himmelreich<br />

und Erdenreich sind aufgeteilt, Gott ins Irreale verbannt, hier<br />

unten herrscht der Markt, gehört nahezu alles jenen „Gesellschaften,<br />

in denen kapitalistische Produktionsweise<br />

herrscht“! Hier regiert das Geld, die Inkarnation des Marktes,<br />

des Tausches, oder marxistisch, des Werts. Oh du goldene, die du<br />

steigst zum Himmel, geheiligt werden deine Namen, deine Reichen<br />

kommen und verrecken sollen deine Armen. Denn du bist das Kapital,<br />

der Wertumlauf in Ewigkeit, Barbarei.

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