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ANTIRADIKALISIERUNGren, die man eigentlich als Partner gewinnenmüsste. Die muslimischen Verbände solltenstattdessen in ihrer Rolle als Multiplikatoren indie muslimischen Gemeinschaften gefördert undeingebunden werden. Maßnahmen wie Moscheekontrollenwerden von salafistischer Seite zumeistumgehend als antiislamisch dargestellt undzur Rechtfertigung eigener Positionen genutzt.Wenn Antiradikalisierungsmaßnahmen allerdingspotenzielle Partner verschrecken und salafistischeNarrative bedienen, werden sie schnellkontraproduktiv. Die Deutsche Islamkonferenzempfiehlt daher, gleich ganz auf den Präventionsbegriffzu verzichten.Die Maßnahmen auf Landesebene hingegenprägen diverse Initiativen der LfVs sowie der Landeskriminalämter(LKA). Deren Zuständigkeit unddie Art, wie sie die Maßnahmen ausgestalten, sindumstritten. Offen bleibt, welche Rolle den Ämternbei Maßnahmen, die über die Überwachung hinausgehen,überhaupt zufällt. Manche Verfassungsschutzämter,wie beispielsweise das bayerische,halten Aussteigerprogramme, die von Sicherheitsbehördenimplementiert werden, fürfalsch. Darüber hinaus sind eine Reihe von zivilenBeratungsstellen mit dem Fokus der universellenPrävention in einigen Bundesländern tätig. Allenvoran sind dies die ZDK und die BeratungsstelleHayat in Berlin, der »Verein für multikulturelleKinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit« inBochum sowie der »Verein zur Förderung akzeptierenderJugendarbeit« mit der Beratungsstelle»kitab« in Bremen. Das »Violence Prevention Network«,das seit 2001 Anti-Gewalt-Training in Gefängnissenanbietet, ist mittlerweile der viertezivile Partner der »Beratungsstelle Deradikalisierung«und für Süddeutschland zuständig. DerVerein »ufuq.de« und das »Team meX« der Landeszentralefür politische Bildung in Baden-Württemberg sind ihrerseits in der präventivenJugendarbeit tätig. Ziel dieser Stellen ist es, radikalenEinstellungen und demokratiegefährdendenPositionen vorzubeugen und zu begegnen.Bedingt durch die föderale Struktur existierenalso diverse Akteure, die eine heterogene Projektlandschaftentstehen lassen. Hinderlich fürpotentielle Synergieeffekte und nachhaltige Erfolgesind dabei ein mangelhafter überregionalerAustausch und die fast immer nur befristete Einrichtungvon zivilen Stellen. Nach wie vor fehlt esin der Fläche an ausreichend geschulten Ansprechpartnernfür betroffene Familien. Der Fokusliegt deutlich auf der Präventionsarbeit undes existiert wenig Experimentierfreudigkeit.Problematisch ist zudem, dass die meisten Maßnahmenöffentlich als De- oder Antiradikalisierungsprogrammebetitelt werden. Das weckt einerseitsutopische Erwartungen an die Wirkungsolcher Maßnahmen und verschließt andererseitsden Zugang zu Personenkreisen, die sich nicht»deradikalisieren« lassen wollen.Ungeklärt bleibt zudem, inwieweit nachrichtendienstlicheoder polizeiliche Ämter überhauptAufgaben abdecken sollten, die in großem Maßeden Bereich der Sozial- und Bildungsarbeit berühren.Zivile, vor allem muslimische, Akteurewären aufgrund ihrer Akzeptanz unter Muslimenund ihrer religiösen Autorität hier besser geeignet.Bisher werden insbesondere muslimischeOrganisationen aber nur mangelhaft einbezogen– sei es, weil sie es nicht können oder nicht willenssind, die staatlichen Antiradikalisierungsmaßnahmenzu unterstützen.So scheuen zum einen die Verbände selbst oftdie Auseinandersetzung mit Salafisten, denn Letztereerreichen diejenigen Jugendlichen, welche dieFINGERSPITZENGEFÜHLBEI DER GESTALTUNGVON ANTIRADIKALI-SIERUNGSMASSNAHMENKANN NICHTÜBERSCHÄTZT WERDEN.Verbände selbst nicht für den Glauben begeisternkönnen. Zum anderen sprechen viele Prediger derDITIB, die aus der Türkei als Staatsbedienstete füretwa fünf Jahre nach Deutschland entsandt werden,meist nicht ausreichend Deutsch und sinddamit gar nicht in der Lage, Jugendliche in ihrenLebenswelten zu erreichen. Erst Anfang diesesJahres wurde der Bundesjugendverband der Türkisch-IslamischenUnion durch die 15 DITIB-Landesjugendverbände gegründet.Positiv fällt auch ein wachsendes Engagementder neu entstandenen islamischen Theologielehrstühlein Deutschland auf. An vier Universitätsstandortensind diese in den letzen Jahrenentstanden, um Theologen für den islamischen>>ADLAS 4/2013 ISSN 1869-1684 10

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