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ANTIRADIKALISIERUNGkeit. Besorgniserregend sind, neben der massivensalafistischen Propaganda und einem sprunghaftenAnstieg der Anhänger dieser Strömungen Ende2013, die Ausreisezahlen nach Syrien.»Ich bin der Meinung, dass eine stärkere Aufklärungüber die wahren Absichten der Salafistenerforderlich ist,« sagte BKA-Präsident Jörg Zierckeim April 2012 der Welt und konsequenterweisewird die salafistische Szene mittlerweile intensivdurch die Behörden beobachtet. Dennoch ist bisherinsbesondere über die Prozesse, in denen sichSalafisten – seien sie puristisch ausgerichtet, gewaltlegitimierendoder sogar gewalttätig – vonihrer radikalen Ideologie lösen, wenig bekannt.Weder behandelt die Wissenschaft solche Fällevon De- oder Entradikalisierung intensiv, nochscheint es staatlicherseits eine zielgerichtete Förderungsolcher Ausstiegsprozesse zu geben. Ganzim Sinne der alten Erkenntnis, dass Präventionfast immer wirksamer ist als Repression, stellt sichdaher abseits von repressiven Maßnahmen dieFrage: Was kann und was wird getan, um salafistischenRadikalisierungsprozessen zu begegnen?Die Komplexität der Maßnahmen, die einerRadikalisierung entgegenwirken sollen, beginntbereits beim Salafismus als Untersuchungsgegenstand:Profunde Kenntnisse über die diversensalafistischen Strömungen sind notwendig, da dieKombination aus einem fundamentalistischenIslamverständnis und politischem Weltbild Radikalisierungsprozessebefördern kann. Das heißtauch: Die Akteure, die sich mit der Antiradikalisierungbefassen, müssen die Komplexität undNuanciertheit des Salafismus erst einmal erfassen,um Aktivisten durch pauschale Extremis-musvorwürfe oder Stigmatisierung nicht erst inentsprechende Rollen zu drängen.Da die Radikalisierungsprävention auf denSalafismus als Analyserahmen nicht verzichtenkann, ist zunächst notwendig, die im Diskurs auftauchendenBegriffe zu klären. Das Erkennen unterschiedlichersalafistischer Strömungen sowieihre begriffliche Abbildung können dann als Ansatzpunktefür eingreifende Maßnahmen dienen.Die vierdimensionale Einteilung, die die »ZDK –Gesellschaft Demokratische Kultur« (ZDK) in Berlinerarbeitet hat, ist beispielsweise ein probatesMittel, um einen Überblick über die salafistischenGrobstrukturen in Deutschland zu gewinnen. Irreführendist sie jedoch – wie jede andere Kategorisierung– in der Implikation, dass die aufgeführtenverschiedenen salafistischen Richtungenhomogene und unveränderliche Einheiten seien.Denn in der Realität prägen fließende Übergänge,dynamische Strukturen und hybride Erscheinungsformendie salafistischen Strömungen inDeutschland. Ein Verständnis hierfür und dieständige Beobachtung und Analyse der sich veränderndenSzene ist daher eine unverzichtbareGrundlage für alle Bemühungen auf dem Gebietder Antiradikalisierung.Daneben ist – das liegt in der Natur der Sache– ein tiefgehendes Verständnis von Radikalisierungsprozessenerforderlich. Radikalisierungwird gemeinhin als zunehmende Hinwendung zuextremistischen Denk- und Handlungsweisenverstanden. Dabei ist aber zwischen gewaltloserund -tätiger Radikalisierung zu unterscheiden,denn Radikalisierung führt nicht zwangsläufig zuGewalttätigkeit. Die wenigsten etablierten Pha-RADIKALISIERUNG ISTKEINE EINBAHNSTRASSE.senmodelle, die zur Darstellung von Radikalisierungsprozessen– von der Suche über die Involvierungbis zur Partizipation – entwickelt wurden,berücksichtigen zudem die Möglichkeit derAbwendung vom Engagement in oder sogar dieLoslösung von einer radikalen Gruppe. Eine Forschung,die Radikalisierung nicht als Einbahnstraßeversteht, würde aber überhaupt erst dieGrundlage für die Entwicklung von wirksamenGegenstrategien bilden.Verschiedene Länder haben in den vergangenenJahren, meist staatliche, »Antiradikalisierungsprogramme«implementiert. Der Begriff derDe- oder Antiradikalisierung wird dabei umfassendfür eine Vielzahl von unterschiedlichen Programmenverwendet, bei denen jedes seine eigenen,spezifischen Ziele, subjektiven Teilnahmekriterienund kontextabhängigen Erwartungen andas Mögliche und Erstrebenswerte hat.Die deutschen Maßnahmen konzentrierensich dabei häufig auf die Erkennung von Personenin der Vorphase einer Radikalisierung, umdiese möglichst schon im Vorfeld zu verhindern.Die Ansätze sind also maßgeblich präventiv ausgerichtet.Sie umfassen universell-förderndeMaßnahmen für Jugendliche mit einem vermutetenoder wahrscheinlichen Risiko der Radikalisie->>ADLAS 4/2013 ISSN 1869-1684 8

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