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RUSSLANDzu bei, den separatistischen Regionalkonflikt ineinen Kampf zu verwandeln, der über die GrenzenTschetscheniens hinaus wirken sollte. Dies beinhalteteauch den Einbezug neuer Taktiken. Sowurde fortan zunehmend auf die Verbreitung vonTerror im russischen Kernland gesetzt. In Folgeeiner Serie von Terroranschlagen und Angriffenauf Gemeinden in der Nordkaukasusrepublik Dagestankam es mit dem »Zweiten Tschetschenienkrieg«ab 1999 zur zweiten großen militärischenIntervention Russlands. Dieser dauerte offiziell bis2009, doch wirklicher Frieden ist in die umkämpfteRegion bis heute nicht eingekehrt.In diese Zeit des Zweiten Tschetschenienkriegsfielen auch einige der medienträchtigsten Anschlägekaukasischer Terroristen und ihrer Helfer ausdem Ausland. Vor allem die Zerstörung mehrererApartmenthäuser in Moskau und Wladikawkas imJahr 1999 sowie die Geiselnahmen im Moskauer»Nordost-Theater« und in einer Schule im nordkaukasischenBeslan 2002 und 2004 stachen dabeials besonders brutale Terrorakte hervor.Russland vollzog in diesem Zusammenhangeinen paradigmatischen Wechsel seiner Sicherheitspolitik.Der neu ins Amt gekommene PräsidentWladimir Putin führte die Operationen imNordkaukasus explizit als einen Anti-Terror-Kampf, wodurch das militärische Vorgehen inDer Kampf um Unabhängigkeit istzum Kampf gegen die »Ungläubigen« geworden.Tschetschenien angesichts des westlichen sicherheitspolitischenParadigmenwechsels nach dem11. September international in ein anderes Lichtgerückt wurde. Ganz anders als der Erste TschetschenienkriegMitte der 1990er Jahre hielt sich dieinternationale Kritik nunmehr in Grenzen. Vorallem durch die von den USA betriebene Internationalisierungder Terrorismusbekämpfung fandensich nunmehr Anknüpfungspunkte zwischen denStrategien Moskaus und denen westlicher Staaten.Die spektakulären Anschläge in Russland fielenzudem in die Zeit, als auch Europa in Madridund London durch ähnliche Angriffe heimgesuchtwurden. Auch angesichts der jüngsten Anschlägevon Wolgograd ließ die US-Regierung über eineSprecherin »vollständige und umfassende Unterstützung«anbieten. Andersherum hatten die PräsidentenBarack Obama und Wladimir Putin bereitsnach dem Anschlag in Boston eine bessereZusammenarbeit gegen Terrorismus vereinbart:»Wenn wir unsere Kräfte vereinen, werden wirsolche Anschläge nicht zulassen und keine derartigenVerluste mehr erleiden müssen«, hoffte derrussische Präsident noch im April 2013.Auch auf Seiten der kaukasischen Separatistenwurde der Anschluss an die globalen Frontverläufedes »Krieges gegen den Terror« noch deutlichersichtbar. So wandelte sich der Widerstand gegenden russischen Zentralstaat in seiner Rhetorik voneinem Kampf um Unabhängigkeit endgültig zueinem gegen »die Ungläubigen«. Exemplarisch fürden ideologischen Formwandel war die Ausrufungdes »Kaukasischen Emirats«, mit dem der Führerdes islamistischen Widerstands, der selbsternannte»Emir« Doku Umarow, 2007 die neue Strategieeines pan-kaukasischen Islamismus und damitauch die Ausweitung des Kampfes auf die NachbarrepublikenTschetscheniens propagierte.Der 2004 getötete Präsident Achmat Kadyrowund sein heute regierender Sohn Ramsan habenmit einer Mischung aus Repression und monetärerBegünstigung in Tschetschenien relative Ruhegeschaffen. Bei beiden handelt es sich um ehemaligeRebellen, welche sich im Verlauf der Konflikteauf die Seite des russischen Staates geschlagenhaben. Ramsan Kadyrow steht heutewegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungenseiner Sicherheitskräfte und der undurchsichtigenWirtschaftsaktivitäten seiner Gefolgsleuteinternational in der Kritik, genießt aber weiterhindie Gunst des Kreml. Eine echte Lösung der Problemebietet seine harte Hand aber nicht. Der islamistischeUntergrund hat seine Operationenvielmehr auf die gesamte Region des Nordkaukasusausgeweitet. So finden die Mehrzahl der immernoch zahlreichen Anschläge und Feuergefechtebis heute in der Teilrepublik Dagestan amKaspischen Meer sowie in Inguschetien und Kabardino-Balkarienstatt.Insgesamt kamen im Nordkaukasus allein imJahr 2012 nach Einschätzung der InternationalCrisis Group 1225 Menschen durch die Gewalt zuTode. Die unzugänglichen Berg- und Waldregio->>ADLAS 4/2013 ISSN 1869-1684 60

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