LITERATURdas Buch auch vierzehn Jahre nach seinem Erscheinen noch so aktuell undlesenswert.In späteren Kapiteln beschreibt Schneier grundlegende und für das täglicheLeben im Netz zentrale Technologien, mögliche Angriffsvektoren undbenennt Schwachstellen und deren reale Folgen. Wenn Sie sich immer schongefragt haben, welchen Logiken die Verschlüsselung ihres Online-Bankingsfolgt, warum Passwörter unter acht Zeichen Länge nicht sicher sind, und wases eigentlich mit diesem »PGP« auf sich hat, dann liefert Schneiers Buch dieAntworten darauf in leicht verständlichen Beispielen.Vor allem aber, und hier liegt eine weitere Stärke des Buchs, konfrontiertSchneier vermeintlich »sichere« Verfahren und Technologien immer wiedermit der Realität der praktischen Anwendbarkeit. Dabei zeigt sich schnell,dass das größte IT-Sicherheitsrisiko immer vor dem Computer sitzt. Dennwenn das technisch sichere, 16-stellige Passwort am Ende so schwer zu merkenist, dass es als Post-it am Bildschirm des Rechners landet, dann führtdies nicht zu mehr, sondern zu weniger Sicherheit. Und wenn beispielsweiseBundestagsabgeordnete oder Behördenmitarbeiter ihre dienstlichen E-Mailsaus Bequemlichkeit auf ihre Privat-Accounts – am besten bei ausländischenAnbietern – weiterleiten, dann nützt die beste IT-Security nichts.Bereits im Jahr 2004 über 150.000 Mal als Hardcover über den Ladentischgegangen und seither auch in deutscher Übersetzung vorliegend, ist »Secrets& Lies« schon lange Pflichtlektüre für alle, die sich beruflich mit IT-Sicherheitbefassen. Und nach Snowden eigentlich für alle Bürger und politischen Entscheidungsträger,die im Informationszeitalter nicht zum Freiwild von Kriminellenaus dem Netz auf der einen und der Angstpropaganda von Sicherheitsbehördenund Unternehmen auf der anderen Seite werden wollen. doeKampfreicher HöhepunktWer den Titel das erste Mal hört, mag sich fragen, ob dies nicht nur nochein weiteres Buch über die Gefechte in Afghanistan aus Sicht der deutschenSoldaten ist. Man könnte versucht sein, auf die Lektüre zu verzichten. Doch»Feindkontakt« nimmt einen ganz anderen Blickwinkel ein. So kommenunter anderem ein Stabsoffizier, mehrere Kompaniechefs und zwei Feldwebelder »Task Force Kunduz« zu Wort und schildern dem Leser das ereignisreicheEinsatzjahr 2010 aus Sicht der militärischen Führer in ihrem taktischenUmfeld. Der Titel hält dabei, was er verspricht: Militärisch-sachlich,aber durchaus mit persönlichen Akzenten wird Bericht über das Kampfgeschehennahe Kunduz erstattet. Dass sich hierbei »verschoben« oder ausStellungen »gewirkt« wird, verlangt Lesern ohne Militärerfahrung manchesNachschlagen ab, unterstreicht aber die Authentizität des Gesagten.Besonders dem Abschnitt »Planung und Analyse« gelingt es darüberhinaus, eine Ebene zu betrachten, die deutsche Afghanistanliteratur –von individuellen Erlebnissen oder der politischen Vogelperspektive dominiert– ansonsten kaum thematisiert. Ereignisse wie das Karfreitagsgefechtvom 2. April 2010, die Operation »Halmazag« und die noch wenigerbekannte Luftlandeoperation »Towse-e-Garbe II« beleuchten die Autorenim taktischen Kontext und gehen weit über den Blick eines Einzelschützenhinaus. Sie schildern die Lage vor Ort mit allen Erfolgen und Problemen.So wird auch dem nicht militärisch versierten Leser verständlich,was die Fallschirmjäger taten und vor allem weshalb – auch wenn das politische»Warum« nicht Anspruch des Buches ist. Robert Clifford MannBruce Schneier»Secrets & Lies.Digital Security in a Networked World«New York (Wiley) 2000,Paperback, 448 Seiten, 16,70 EuroSascha Brinkmann, Joachim Hoppeund Wolfgang Schröder»Feindkontakt. Gefechtsberichte aus Afghanistan«Hamburg (E.S. Mittler & Sohn) 2013,Paperback, 224 Seiten, 19,95 EuroADLAS 4/2013 ISSN 1869-1684 64
Foto: Christophe Meneboeuf / lizensiert gemäß CC BY-SA 3.0IMPRESSUMAUSBLICKADLAS Magazin für Außen- und Sicherheitspolitikist aus dem »Aktualisierten Dresdner InfoLetter für Außen- und Sicherheitspolitik«des Dresdner Arbeitskreises für Sicherheits- und Außenpolitik hervorgegangen undbesteht seit 2007. Er erscheint seit 2010 als bundesweites, überparteiliches, akademischesJournal für den Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH).Der ADLAS erscheint quartalsweise und ist zu beziehen über www.<strong>adlas</strong>-magazin.de.Herausgeber: Stefan Döllingc/o Bundesverband Sicherheitspolitik an HochschulenZeppelinstraße 7A, 53177 BonnRedaktion: Stefan Dölling (doe), Sophie Eisentraut (eis), Björn Hawlitschka (haw),Dieter Imme (dim), Christian Kollrich (koll), Johanna Lange (jl), Marcus Mohr (mmo),Sebastian Nieke (sn), Isabel-Marie Skierka (isk), Stefan Stahlberg (sts) (V.i.S.d.P.),Kerstin Voy (kv)Layout: mmoAutoren: Andreas Auer, Max Brandt, Yvonne Försterling, Robert CliffordMann, Heiko Rohowski, Ricarda Scheele, Guido Steinberg, Vanessa Tiede,Roman WienbreierDanke: herzwort, DoroCopyright: © ADLAS Magazin für Außen- und SicherheitspolitikZitate nur mit Quellenangabe. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für die Namensbeiträgesind inhaltlich die Autoren verantwortlich; ihre Texte geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion oder des BSH wieder.DER BUNDESVERBAND SICHERHEITSPOLITIK AN HOCHSCHULENverfolgt das Ziel, einen angeregten Dialog über Außen- und Sicherheitspolitik zwischenden Universitäten, der Öffentlichkeit und der Politik in Deutschland herzustellen.Durch seine überparteilichen Bildungs- und Informationsangebote will derBSH vor allem an den Hochschulen eine sachliche, akademische Auseinandersetzungmit dem Thema Sicherheitspolitik fördern und somit zu einer informiertenDebatte in der Öffentlichkeit beitragen.Weitere Informationen zum BSH gibt es unter www.sicherheitspolitik.de.Ausgabe 1/2014SchwerpunktKALTER KRIEG RELOADEDZur Lage in OsteuropaADLAS 4/2013 ISSN 1869-1684 65