12.07.2015 Aufrufe

Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die „Schonungsrede“ <strong>Gyburgs</strong> <strong>im</strong> <strong>Willehalm</strong> <strong>von</strong> <strong>Wolfram</strong> <strong>von</strong> <strong>Eschenbach</strong>.<strong>Ihre</strong> verwandtschaftliche und religiöse Begründung.151Verhalten Terramers zu seiner Tochter und die religiösen Argumente <strong>Gyburgs</strong>dargestellt (215, 8-221, 26). Beide Gespräche finden zwischen dem ersten unddem zweiten Kampf statt.Das Bild, das <strong>von</strong> Terramer gezeichnet wird, ist in beiden Gesprächenverschieden. Im ersten Gespräch tritt Terramer als mächtiger Herrscher derHeiden und übermächtiger Belagerer auf, <strong>im</strong> zweiten Gespräch als liebevollerVater.Während <strong>Willehalm</strong> am Hof König Ludwigs um die Hilfe der Franzosen ansucht,belagern die Heiden die Stadt Orange, die Gyburg allein verteidigt. In dieser fürGyburg äußerst bedrohlichen Lage spricht Terramer mit ihr. Er beklagt denVerlust der heidnischen Fürsten <strong>im</strong> Kampf und droht Gyburg, indem er ihr dreiTodesstrafen in Aussicht stellt: er bôt ir driu dinc z’êren,/ daz si der einez naeme mitder wal:/ daz si in dem mere viele ze tal,/ umb ir kel einen swaeren stein;/ ode daz irvleisch und ir bein/ ze pulver wurden gar verbrant;/ ode daz si Tîbalts hant/ soltehâhen an einen ast. 109, 22-29. 31) In diesem ersten Gespräch ist Terramer dergrausame Vater, der sein eigenes Kind zu töten beabsichtigt. Diese Drohungenerschüttern Gyburg aber nicht.Im Gespräch <strong>im</strong> fünften Buch spricht Terramer dagegen mit Gyburgoffensichtlich nicht als mächtiger Herrscher der Heiden, sondern als Vater: in219, 22 nennt Terramer Gyburg liebiu tohter mîn (meine liebe Tochter). AuchGyburg spricht nicht als Markgräfin und christliche Kämpferin, sondern alsTochter mit Terramer, was ihre Anreden zeigen: dû, vater 217, 1; vater hôch undewert (hoher, edler Vater 218, 1); ich hoere wol, vater (ich höre wohl, Vater 219,23); lieber vater (219, 28); dannoch dû, vater (221, 4). Das Gespräch zwischen den31)Drei Möglichkeiten bot er ihr ehrenvoll an, <strong>von</strong> denen Gyburg auswählen sollte: <strong>im</strong> Meerversenkt zu werden mit einem schweren Stein am Hals, dass ihr Fleisch und ihre Knochen zuAsche verbrannt werden, oder dass sie <strong>von</strong> Tybalt eigenhändig an einem Baum aufgehängt werde.Es ist die Frage, worauf sich z’ere bezieht. Es gibt zwei Möglichkeiten, nämlich entweder „für dieEhre der Heiden“ oder „für die Ehre <strong>Gyburgs</strong>“. Die erste Variante würde bedeuten, dass durcheine dieser Todesarten die Ehre der Heiden wiederhergestellt würde, die durch <strong>Gyburgs</strong> Fluchtund den Übertritt zum Christentum verletzt wurde. Die zweite Möglichkeit wäre eine eherironische Nuance des Erzählers. Die Heiden bieten Gyburg zur Ehre drei Todesarten an. Heinzle(1992, 193) entscheidet sich für die zweite Version, wobei er die Ironie durch Anführungszeichenkenntlich macht: „Drei »Ehrungen« bot er (Terramer) ihr (Gyburg) an“. Mit welcher Absicht<strong>Wolfram</strong> das so formuliert hat, ist nicht eindeutig zu entscheiden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!