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Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

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Die „Schonungsrede“ <strong>Gyburgs</strong> <strong>im</strong> <strong>Willehalm</strong> <strong>von</strong> <strong>Wolfram</strong> <strong>von</strong> <strong>Eschenbach</strong>.<strong>Ihre</strong> verwandtschaftliche und religiöse Begründung.145sie den Zorn Gottes vermeiden und seine Gnade bewahren.Der nächste Abschnitt, der die Verse 309, 1-30 umfasst, handelt vom Lob Gottesbzw. seiner Schöpfung. Die Christen dürfen nicht vergessen, dass Christus denMenschen vergeben hat, die ihn getötet haben: swaz iu die heiden hânt getân,/ irsult si doch geniezen lân,/ daz got selbe ûf die verkôs,/ <strong>von</strong> den er den lîp verlôs 309, 1-4. 16) Auch sie sollen daher auf dem Schlachtfeld Erbarmen zeigen, wenn Gottihnen den Sieg gibt: ob iu got sigenunft dort gît,/ lât ez iu erbarmen <strong>im</strong>e strît! 309,5-6. 17) Die Formulierung als Konditionalsatz zeigt, dass Gyburg die Möglichkeiteines Kampfes nicht leugnet. Sie bittet zwar um die Schonung des Gegners, abersie akzeptiert die Notwendigkeit oder die Tatsache des Kriegs. Dann rühmt sieGottes Liebe und Treue sowie seine Weltenlenkung, die den Lauf der Planetenund die Jahreszeiten bringt.Im letzten Abschnitt der Rede spricht Gyburg über ihre Schuld. Sie hat statt desheidnischen Gottes Tervigant den christlichen Glauben gewählt. <strong>Ihre</strong>r Meinungnach hassen sie sowohl die Christen als auch die Heiden, weil sie denken, sie habeallein aus Liebe zu <strong>Willehalm</strong> den Glauben gewechselt. Für ihrenGlaubenswechsel und natürlich auch für <strong>Willehalm</strong> hat sie viel geopfert: dêswâr,ich liez ouch minne dort/ und grôzer rîcheit manegen hort/ und schoeniu kint, bîeinem man,/ an dem ich niht geprüeven kan,/ daz er kein untât ie begienc,/ sît ichkrône <strong>von</strong> <strong>im</strong> enpfienc./ Tîbalt <strong>von</strong> Arâbî/ ist vor aller untaete vrî 310, 9-16. 18)Die Schuld, dass sie den Krieg verursacht hat, muss sie für die Gnade Gottes undfür <strong>Willehalm</strong> auf sich nehmen: ich trag al eine die schulde/ durh des hoehisten goteshulde,/ ein teil ouch durh den markîs,/ der bejaget hât sô manegen prîs 310, 17-20. 19)Am Ende ihrer Rede beklagt sie den Verlust der christlichen Fürsten. Die Rede,die mit einer Klage anfängt, endet auch mit einer Klage.16)Was <strong>im</strong>mer die Heiden euch angetan haben, ihr sollt nicht vergessen, dass Gott selbst sogardenjenigen vergeben hat, die ihn getötet haben.17)Wenn Gott euch den Sieg schenkt, sollt ihr <strong>im</strong> Kampf euer Erbarmen zeigen.18)Wahrlich, ich habe dort (<strong>im</strong> heidnischen Land) auch Liebe und manch großen Reichtumzurückgelassen, auch schöne Kinder <strong>von</strong> einem Mann, über den ich gar nichts Schlechtes sagenkann, seitdem ich <strong>von</strong> ihm dort gekrönt wurde. Tybalt <strong>von</strong> Arabi ist frei <strong>von</strong> aller Untat.19)Ich allein trage diese Schuld, um der Gnade des höchsten Gottes willen und teilweise auch wegendes Markgrafen, der so viel Ruhm erworben hat.

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