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Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

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Die „Schonungsrede“ <strong>Gyburgs</strong> <strong>im</strong> <strong>Willehalm</strong> <strong>von</strong> <strong>Wolfram</strong> <strong>von</strong> <strong>Eschenbach</strong>.<strong>Ihre</strong> verwandtschaftliche und religiöse Begründung.167Zwiespalt <strong>Gyburgs</strong> erregt das Mitleid der Christen: niemen dâ sô herte saz,/ irneheines herze des vergaz,/ ez engaebe den ougen stiure/ mit wazzer. dâ was tiure/ derman, der niht enklagete,/ daz diu küneginne dâ sagete. 259, 13-18. 74)In der Forschung wird die „Schonungsrede“ <strong>Gyburgs</strong> auch als humanitäre Redebezeichnet. Bumke (1959, 153) vertritt dagegen die Meinung, dass diese Begriffemissverständlich sind: „Nicht weil sie (Gyburg) glaubt, daß die heidnischeReligion neben der christlichen ein Eigenrecht besitze,… noch weil sie meint, daßder Mensch als Mensch einen Eigenwert darstelle,… bittet Gyburg um Schonungder Heiden; sondern allein deswegen, weil die Heiden gotes hantgetât sind. Das istein eminent religiöser Gedanke.“ Bumke hat Recht, wenn er es ablehnt, <strong>Gyburgs</strong>Rede als Ausdruck ihrer Humanität oder Toleranz zu verstehen. Beide Begriffeentstanden erst <strong>im</strong> 16. Jahrhundert. Außerdem handelt es sich in der Rede vorallem um ihre Verwandten. Deswegen ist eher anzunehmen, dass diese Rede nichtaus einer allgemeinen Humanität, sondern aus ihrer Liebe zur Sippe entspringt.Wenn man an <strong>Gyburgs</strong> Dilemma denkt, wird es verständlich, dass sie die Racheablehnt. Die Rede besteht aus theologischen Argumenten, aber dahinter steht derStandpunkt <strong>Gyburgs</strong> gegenüber dem Krieg aus Rache. Der Ausgangspunkt dieserIdee liegt eigentlich nicht in ihrer Frömmigkeit, sondern in dem Dilemmazwischen religiöser und verwandtschaftlicher Liebe.Der Grund, warum Gyburg in ihrer Rede theologische Argumente vorbringt, liegtin den folgenden zwei Punkten. Erstens erfordert ihr Stand als Frau desMarkgrafen, eine eigennützige, persönliche Begründung der Schonung zuvermeiden. Bei der offiziellen Versammlung muss sie objektiv sprechen. Zweitensmusste Gyburg überzeugende, allen nachvollziehbare Argumente vorbringen.Wenn der Appell an die Christen nur auf ihrem persönlichen Gefühl gegenüberder heidnischen Verwandtschaft gründet, reicht das nicht aus, die auf Rachesinnenden Christen zu überzeugen.Für die Christen ist der erste Kampf auf Alischanz ein Verteidigungskrieg gegendie Heiden, die Gyburg wieder zurückholen wollen. Das heißt, für die Heiden istder erste Kampf ein Krieg der Rache, dass ihnen ihre Königin geraubt worden ist.74)Niemand war da so hartherzig, kein Herz vergaß, die Augen mit Tränen zu bedrängen. Es gabkeinen, der nicht beklagte, was die Königin gesagt hat.

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