12.07.2015 Aufrufe

Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

Gyburgs im Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Ihre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die „Schonungsrede“ <strong>Gyburgs</strong> <strong>im</strong> <strong>Willehalm</strong> <strong>von</strong> <strong>Wolfram</strong> <strong>von</strong> <strong>Eschenbach</strong>.<strong>Ihre</strong> verwandtschaftliche und religiöse Begründung.139für ihre Schonungsidee. In <strong>Gyburgs</strong> Rede stehen zwar die theologischenBegründungen <strong>im</strong> Vordergrund. Erstens betont sie, dass die Heiden wie dieChristen Geschöpfe Gottes sind. Zweitens belegt sie an Personen des AltenTestaments, dass sich Gott der ungetauften Menschen erbarmt und auch Heidendas Seelenheil erlangen. Da <strong>Wolfram</strong> aber gerade Gyburg wählt, um diese Ideevorzutragen, stellt sich die Frage, ob nicht auch andere als religiöse Gründedenkbar sind. Gyburg ist in dem Epos die einzige Figur, die die Grenze <strong>von</strong>„Heidentum“ und Christentum überschreitet und Familienangehörige auf beidenSeiten hat. Es quält sie, dass ihr Übertritt zum Christentum und ihre Ehe mitdem Christen <strong>Willehalm</strong> große Verluste auf beiden Seiten verursacht haben. Ichstelle daher die Hypothese auf, dass ihre Beziehung zu den heidnischenVerwandten Einfluss auf das Schonungsgebot hat.Um meine Hypothese zu überprüfen, wird zunächst untersucht, was Gyburg inihrer Rede eigentlich verlangt, was sie unter „schonen“ versteht. Danachuntersuche ich <strong>Gyburgs</strong> Beziehung zu ihrer früheren Familie, indem ihr Verhaltengegenüber Terramer, Tybalt und Emereiz und auch deren Aussagen über sieanalysiert werden. Dabei ist weniger <strong>Gyburgs</strong> Stellung als ehemalige heidnischeKönigin oder höfische christliche Dame <strong>von</strong> Interesse, als ihre Rolle als Tochter,Ehefrau und Mutter. Der Analyserahmen ist auf die Gespräche der Personenbegrenzt.2. Hauptteil2.1 Stand der wissenschaftlichen Forschung zum ThemaEin Schwerpunkt der sehr umfangreichen „<strong>Willehalm</strong>“-Forschung liegt auf derAnalyse der „Schonungsrede“ <strong>Gyburgs</strong>. In ihren Untersuchungen bemühen sichdie Forscher vor allem um die Erklärung des sogenannten„Kindschaftsgedankens“ <strong>Gyburgs</strong>. Gyburg spricht in ihrer Rede über dieBeziehung (des christlichen) Gottes, den sie Vater nennt, zu den Menschen(seinen „Kindern“): dem saeldehaften tuot vil wê,/ ob <strong>von</strong> dem vater sîniu kint/ hinihren Lohn zu bekommen. Das Ziel der Christen ist, entweder die Heiden zu bekehren oder sie zutöten. <strong>Wolfram</strong> spricht dagegen nirgends <strong>von</strong> der Bekehrung der Heiden. Außerdem ist dieMinne <strong>im</strong> „<strong>Willehalm</strong>“ der zentrale Grund des Kriegs, während die Minne <strong>im</strong> „Rolandslied“ keinbedeutendes Motiv ist (vgl. Greenfield/Miklautsch 1998, 264).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!