Dat Letzt - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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tiert, dass die Verbrechen des Faschismus<br />
auch in einem abgeschiedenen<br />
Dorf <strong>für</strong> einen eher unpolitischen Jugendlichen<br />
sichtbar waren oder<br />
zumindest erahnt wurden. Da kommen<br />
ab <strong>und</strong> zu „Tatern“ (Zigeuner)<br />
ins Dorf, tun den Leuten nichts, klauen<br />
noch nicht einmal die Wäsche von<br />
der Leine, betteln höchstens. Plötzlich<br />
sind sie einfach weg. Wo sind sie geblieben?<br />
Oder eine lokale Parteigröße<br />
leistet sich plötzlich ein todschickes<br />
<strong>und</strong> teures Wohnzimmer. Man<br />
munkelt im Dorf, dass hier Juden aus<br />
der Stadt, die auswandern mussten,<br />
ihre Habe zu Schleuderpreisen veräußerten.<br />
Der Junge sammelt wie alle<br />
Altersgenossen Altmetalle, bekommt<br />
da<strong>für</strong> aber nur wenig Geld. So kriegen<br />
sie auf billige Art Kanonen, kommentiert<br />
der Vater. Als Gymnasiast in<br />
Cloppenburg erlebt er, wie die Synagoge<br />
1938 zerstört wird <strong>und</strong> sein<br />
Schulfre<strong>und</strong> auf jüdischen Grabsteinen<br />
herumtrampelt, <strong>und</strong> er steht<br />
sprachlos daneben. Im Krieg ärgert er<br />
sich, dass er nachts zum Bahnhof muss<br />
<strong>und</strong> von einem Güterwagen Briketts<br />
„besorgen“ soll, wo das doch eigentlich<br />
die Aufgabe des Vaters wäre. Natürlich<br />
weiß der Junge nicht (<strong>und</strong> folgerichtig<br />
steht es nicht im Buch), dass<br />
Kohlenklau im Krieg die Todesstrafe<br />
<strong>für</strong> einen „Volksschädling“ nach sich<br />
ziehen konnte, <strong>und</strong> ein Kind wäre da<br />
wohl wenig gefährdet. Seinen Vater<br />
fordert er auf, etwas gegen die Nazis<br />
zu unternehmen, wo er doch so sehr<br />
dagegen sei. Dieser weiß aber, welche<br />
Folgen das haben könnte, <strong>und</strong> er<br />
will nicht ins Konzertlager“.<br />
Der Junge erlebt den ganz normalen<br />
Alltag in der Nazizeit, mit Dienst in<br />
Rezensionen<br />
seinem „Fähnlein“, mit Sammeln von<br />
Rohstoffen <strong>und</strong> im Krieg mit dem Auflesen<br />
von Kartoffelkäfern, denn diese<br />
wurden selbstverständlich vom<br />
„Feind“ eingeschleppt, um die deutsche<br />
Ernte zu vernichten. Mit seiner<br />
Musterung <strong>und</strong> Einberufung 1942 endet<br />
das Buch.<br />
Geschmunzelt habe ich über eine<br />
Freudsche Fehlleistung auf Lateinisch.<br />
Jeder Gymnasiast kennt wohl den<br />
Spruch: „Non scholae, sed vitae discimus<br />
(Nicht <strong>für</strong> die Schule, sondern<br />
<strong>für</strong>s Leben lernen wir)“. Von der Wall<br />
macht daraus: „Non schola, sed vita<br />
discimus“. Der Ablativ statt des <strong>Dat</strong>ivs<br />
verleiht dem Satz eine ganz neue Bedeutung.<br />
Nicht von der Schule, sondern<br />
vom Leben lernen wir – sehr<br />
bemerkenswert aus der Feder eines<br />
Pädagogen, der von der Wall nach<br />
dem Krieg ja war.<br />
Oder war das Absicht?<br />
Heinz von der Wall: Das Bild hinter<br />
den Büchern. Erinnerungen an die<br />
Jahre 1933 bis 1942 im Oldenburgischen<br />
Münsterland, in Einzelerzählungen<br />
dargestellt. Vechtaer Druckerei<br />
<strong>und</strong> Verlag, Vechta 2001, 240 Seiten.<br />
ISBN 3-88441-176-4.<br />
Hans-Joachim Meyer<br />
Nu Nu tweemaal tweemaal in’t in’t Johr<br />
Johr<br />
Düt Freujohr is dat drüdd „Blatt op<br />
Platt“ rutkamen. De Texten blievt nich<br />
in Norddüütschland, sünnern feuhrt<br />
uns weg in de wiede Welt. Bernhard<br />
Koch schrifft över de sweedsche Insel<br />
Gotland un de Stadt Visby. In’t<br />
Middelöller weur düsse Hansestadt<br />
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