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Dat Letzt - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...

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Rezensionen<br />

jrot (groß), Jeet (Ziege), Schnut<br />

(Schnauze, neben Schnüß), aber bieße<br />

(beißen), verzälle (erzählen), esse,<br />

Katz, Wasser. Das p wird fast überall<br />

bewahrt: Appel, Ädäppel (Kartoffeln),<br />

Ap (Affe), Schapp (Schrank, neben<br />

Schaff), deep (tief), jriepe (greifen),<br />

aber Peffer (Pfeffer), kofe (kaufen).<br />

Das Gleiche trifft <strong>für</strong> das k zu: make<br />

(machen), Bok (Buch, Buche), Ek (Eiche),<br />

Kerk (Kirche), Koke (Kuchen),<br />

aber ech (ich), koche (kochen). Auch<br />

das d am Anfang wird nicht zu t: Dag,<br />

Dak (Dach), deele (teilen), döje (taugen).<br />

Das Neusser Platt hat viele Gemeinsamkeiten<br />

mit den Dialekten rheinaufwärts.<br />

Konsonantenhäufungen am<br />

Ende werden vermieden: Äz (Erbse),<br />

Bösch (Bürste), Dosch (Durst), Fus<br />

(Faust), Jad (Garten), Käl (Kerl), Mat<br />

(Markt). Typisch rheinisch ist auch der<br />

Wandel von n <strong>und</strong> nd am Ende zu k-<br />

Lauten: Rhing (Rhein), blenk (blind),<br />

bonk (bunt), brung (braun), Honk<br />

(H<strong>und</strong>), Lank (Land). Aber d <strong>und</strong> t am<br />

Ende bleiben: Ziet (Zeit, dagegen auf<br />

Kölsch: Zick), Lütt (Leute, Kölsch Lück).<br />

Das g wird zu j: jlöve (glauben), Jold<br />

(Gold).<br />

Auffällig ist der Wegfall von ch vor t:<br />

Neit (Nacht), jebreit (gebracht), leit<br />

(leicht), Leit (Licht), reits (rechts), jedeit<br />

(gedacht), Jeseit (Gesicht), he<br />

meut (er möchte). Weit (aus Wicht) ist<br />

ein Mädchen, zu dem es auch im<br />

Neusser Platt viele schöne Attribute<br />

gibt: e adeg (artig), brav, lecker, lev,<br />

staats (stattlich) Weit.<br />

Die <strong>niederdeutsche</strong>n Ortsadverbien<br />

auf b- gibt es auch im Neusser Platt:<br />

bove, benne, bute (oben, drinnen,<br />

draußen). Die männlichen Substanti-<br />

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ve auf em (mittelniederdeutsch: eme)<br />

werden bewahrt: Fam (Faden), Bessem<br />

(Besen), Bussem (Rauchfang, entspricht<br />

dem deutschen „Busen“, der<br />

eigentlich „Vorsprung, Schwellung“<br />

bedeutet).<br />

Bei „tun“, „sehen“ <strong>und</strong> „gehen“ finden<br />

wir in der Gegenwart einen ähnlichen<br />

Vokalwechsel wie in unserem<br />

norddeutschen Platt: ech donn, du<br />

deeß, he deet, ech stonn, du stehs, he<br />

steht, ech jonn, du jeeß, he jeet. Niederfränkischer<br />

Einfluss zeigt sich<br />

auch in der Mehrzahlbildung der Verben,<br />

sie geht wie im Niederländischen<br />

auf en, t, en, wobei das en zu e wird:<br />

mer wesse (wir wissen), eer weßt, se<br />

wesse, mer trecke (wir ziehen), eer<br />

treckt, se trecke.<br />

Enge Beziehungen zum Niederländischen<br />

finden wir vor allem im Wortschatz:<br />

däue (drücken, stoßen, niederländisch<br />

duwen), Offer (Opfer, nl. offer),<br />

Jeck (Narr, nl. gek), Prum (Pflaume,<br />

nl. pruim), jett (etwas, nl. iets), Joffer<br />

(Jungfrau, Fräulein, nl. juffer), Botteramm<br />

(Stulle, nl. boterham), Bell<br />

(kleine Glocke, nl. bel), kodd (böse,<br />

nl. kwaad), Schohn (Schuh, nl. schoen),<br />

mar (nur, nl. maar), stracks (sofort,<br />

gleich, nl. straks), Tat (Torte, nl. taart),<br />

Tafel (Tischplatte, nl. tafel), Zink<br />

(Sankt, nl. Sint), Zinkter Klos (Sankt<br />

Nikolaus, nl. Sinterklaas).<br />

Wenn die Neusser „sprechen“, dann<br />

„snacken“, „proten“ oder „küren“ sie<br />

nich, sondern „se kalle dat Nüsser<br />

Platt“. „Kalle“ bedeutet ursprünglich<br />

„laut sprechen“, ist das englische<br />

„call“ <strong>und</strong> das schwedische „kalla“<br />

(rufen). Im Althochdeutschen gibt es<br />

„challon“ (laut sprechen), das Wort ist<br />

später ausgestorben. „Mer kallt völl,

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