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LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

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Aschenbrödel | Charles PerraultAschenbrödelAuszug aus Charles Perraults VersionAls dem Prinzen die Ankunft einer mächtigen aber unbekannten Prinzessingemeldet wurde, eilte er höchstselbst die Treppe hinab, um sie zu empfangen,reichte ihr die Hand beim Aussteigen und führte sie in den Saal. Da wurde esmit Einemmal ganz still, mäuschenstill. Alles hörte auf zu tanzen, die Violinenhörten auf zu spielen und man tat gar nichts anderes, als die außerordentlicheSchönheit der Unbekannten zu betrachten. Höchstens, dass man hie und daden Ausruf hörte: „Oh, wie schön ist sie!“ Die Damen studierten vorzugsweiseStoff und Schnitt der Kleider, sowie den Kopfputz der fremden Prinzessin, umgleich morgen alles genau nachmachen zu lassen, denn Frauen meinen immer,der Anzug tue es, und dass sie gerade so schön sein würden, wie die schönstePerson, wenn sie nur erst auch so gekleidet wären. O Himmel, welch’ bedauerlicherIrrtum! Wenn sich die Sache so verhielte, dann wären die Schneiderund Friseure die Könige der Welt und mächtiger als die mächtigsten Monarchen,von denen man je gehört.Der Kronprinz führte Aschenbrödel auf den höchsten Ehrenplatz, dann bat ersie um eine Tour und sie tanzte mit solcher Anmut, dass man sie noch mehrbewunderte als zuvor. Bei Tische brachte der Prinz keinen Bissen herunter, sosehr war er in Betrachtungen der großen Schönheit verloren und so stark hattesich bei ihm schon jene Appetitlosigkeit eingestellt, welche als ein bedrohlichesSymptom der hitzigen Liebeskrankheit vorauszugehen pflegt. Aschenbrödelsetzt sich neben ihre Schwestern, überhäufte sie mit Liebeswürdigkeiten, undgab ihnen von den Zitronen und Orangen, die ihr der Prinz vorlegte, was diebeiden sehr verwunderte, weil sie Aschenbrödel nicht erkannten. Da schluges ein Viertel vor Mitternacht; rasch erhob sich Aschenbrödel, machte derGesellschaft einen tiefen Knix und entfernte sich, so schnell sie konnte.Illustration zu Perraults Cendrillon von Gustave Doré3031

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