13.07.2015 Aufrufe

LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

LA CENERENTOLA - Wiener Staatsoper

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Man kann nicht umhin, fröhlich zu sein! | StendhalMan kann nicht umhin, fröhlich zu sein! | StendhalWünsche würdig ist; der Zauberer meint Aschenbrödel. Die Schnelligkeitdieses Duetts ist ebenso unnachahmlich wie seine Lebhaftigkeit, es ist einFeuerwerk. Nie zuvor hat die Musik die Seele der Zuschauer so schnell underfolgreich mit neuen und ungewöhnlichen Empfindungen überflutet. Wennjemand unter gewöhnlichen Umständen dieses Duett hört, kann er nichtumhin, fröhlich zu sein; er spürt, wie ihm die drolligsten Einfälle in den Sinnkommen oder vielmehr sein Entzücken über das Glück, in dessen Genuss ihndiese Ideen bringen.Das Quartett, das durch die Ankunft der beiden Schwestern zustande kommt,hat hübsche Passagen von großer dramatischer Wahrheit: „Con un’animaplebea! Con un’aria dozzinale!“Anmutig und vor allem sehr geistreich ist die Arie der Cenerentola, als sie denSalon betritt: „Sprezza quei don che avversa“.Der zweit Akt beginnt mit einer Arie von Don Magnifico, in der er uns erzählt,wenn eine seiner Töchter die Frau des Prinzen werde, dann würden alleGüter dieser Erde auf ihn herabregnen.Der verliebte Ramiro singt eine angenehme und sehr amüsante Arie, inder er schwört, seine Schöne zu finden („Se fosse in grembo a Giove“).Dieses brillante Stück für eine hübsche Tenorstimme passt ausgezeichnetin ein Konzert. In diesem Zusammenhang möchte ich bemerken, dass dieNachahmer Rossinis Schnelligkeit übernommen haben – so etwas lässt sichin der Musik auch leicht kopieren –, aber sie haben es nie vermocht, seinenGeist nachzuahmen.Das folgende Duett „Un segreto d’importanza“ ist die Vollendung der Kunstder Nachahmung. Sehr wahrscheinlich gäbe es dieses Duett nicht ohne das„Se fiato in corpo avete“ im zweiten Akt des Matrimonio segreto. Aber selbstwenn man das Duett aus der Heimlichen Ehe auswendig kennt, hört mandieses hier noch mit unendlich viel Vergnügen. Die Worte „Son Dandini, ilcameriere!“ bringen durch ihre äußerste dramatische Wahrheit und durchdas plötzliche Unglück, das dem Baron in seiner übertriebenen Eitelkeitwiderfährt, das Publikum jedes Mal zum Lachen.Auf das Duett folgt bald ein Orchesterstück, das einen Sturm darstellt,währenddessen die Karosse des Prinzen umstürzt. Es ist mitnichten imdeutschen Stil geschrieben; dieser Sturm ist gar nicht so wie der von Haydnin den Vier Jahreszeiten oder der beim Guss der verhängnisvollen Kugelnim Freischütz von Carl Maria von Weber. Dieses Gewitter wird nicht tragischgenommen, dennoch wird die Natur wahrheitsgetreu nachgeahmt; es hatseinen Moment des Schreckens, der sehr gut wiedergegeben ist. Schließlichbildet dieses Stück ohne große Prätention des Tragischen einen reizendenKontrast in einer Opera buffa. Wenn man es hört (aber nicht im Louvois,sondern gespielt von einem Orchester, das ein Gefühl für die Nuancen hat,vom Dresdener oder vom Darmstädter zum Beispiel), ruft man zwanzigMal: „Wie geistreich!“ Ich habe mit meinen deutschen Freunden schon vieleDiskussionen über dieses Stück geführt; ich habe wohl erkannt, dass dieserSturm in ihren Augen nur eine unscheinbare Miniatur ist. Um ihre Verachtungbeurteilen zu können, muss man wissen, dass sie sich nur von den FreskenMichelangelos rühren lassen; sie lieben zum Beispiel den Höllenlärm amEnde des Freischütz, bei dem die teuflischen Freikugeln gegossen werden.Ein neuerlicher Beweis dafür, dass das musikalische Schönheitsideal soverschieden ist wie die Klimata.Nach dem Sturm kommt das reizende Sextett „Quest’è un nodo inviluppato“von verblüffender Originalität. Dieses Sextett kann den Rang als Meisterwerkdes Stücks dem reizenden Duett aus dem ersten Akt zwischen Ramiro undDandini durchaus streitig machen.Die große Schlussarie, die Aschenbrödel singt, ist etwas mehr als einegewöhnliche Bravourarie. Man kann feststellen, dass es nunmehr drei Opernsind, die Rossini mit einer großen Arie der Primadonna beendet: Sigilara, dieItaliana in Algeri und die Cenerentola.3637

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!